Tonks und Teddy

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Ganz gemütlich schlenderten Draco und Hermine durch ihre Nachbarschaft auf dem Weg zu Tonks, die nur etwa fünfhundert Meter entfernt wohnte.

„Draco, das Geschenk hättest du wirklich etwas schöner einpacken können." Hermine beäugte lachend das längliche, in hässliches, braunes Papier, eingewickelte Paket, das Draco mit sich herumschleppte.

„Ach was. Das wird gleich sowieso sofort aufgerissen", erwiderte Draco nur. „Teddy wird es kaum interessieren, wie sein Geschenk eingepackt ist."

Hermine schüttelte leicht den Kopf, obwohl sie wusste, dass ihr Freund nicht ganz Unrecht hatte. Teddy war letzten Monat sechs Jahre alt geworden und in dem Alter zählte schließlich nur das Geschenk an sich.

Sechs Jahre. So lange war es schon her, seit Voldemort besiegt und der Krieg beendet wurde. In einer Schlacht, die viel zu vielen Menschen das Leben gekostet hatte. Fred, Parvati, Colin und natürlich Remus. Mit Bedauern dachte sie an ihren alten Professor zurück, dem es verwehrt blieb, seinen Sohn aufwachsen zu sehen. Das Leben war manchmal einfach nur ungerecht.

„Ist alles okay, Liebes?" Draco sah sie besorgt an, als sie vor der Haustür von Tonks stehen geblieben waren und klingelten.

Hermine brachte ein eher unsicheres Lächeln zustande. „Ja, alles okay. Ich musste gerade nur an Remus denken."

Draco legte seinen Arm um ihre Schulter, zog sie ein Stück zu sich und küsste sie sanft auf den Haaransatz. Er wollte noch etwas sagen, wurde aber von Kindergeschrei unterbrochen, das aus dem Haus kam.

Die Tür wurde aufgerissen und ein türkisfarbener Haarschopf flog ihnen entgegen, als sich Teddy Lupin auf sie stürzte.

„Tante Hermine, Onkel Draco", rief er und umarmte die beiden.

„Teddy, nicht so stürmisch." Tonks war im im Türrahmen erschienen und lachte über den Anblick ihres Sohnes. „Lass die beiden erst einmal hereinkommen."

Eher widerwillig zog Teddy sich ein Stück zurück, packte aber sofort Dracos Hand und zog ihn hinter sich her ins Haus.

„Entschuldigt. Er ist schon den ganzen Tag so aufgeregt und hat andauernd gefragt, wann ihr denn endlich kommt", sagte Tonks zu Hermine und führte sie dann ins Wohnzimmer zu einem kleinen, gedeckten Tisch, auf dem bereits Kaffee und Kuchen standen.

„Du hast gebacken?", fragte Hermine und bewunderte die herrliche Schokoladentorte.

„Ach was, du glaubst doch nicht wirklich, dass ich so etwas zustande bringen könnte." Tonks lachte.

„Zumindest nicht, ohne die halbe Küche in Brand zu stecken", feixte Draco, an dessen Bein ein mittlerweile blonder Teddy hing, der versuchte, einen genaueren Blick auf das Päckchen zu erhaschen.

„Pass auf, was du sagst, Kleiner", drohte Tonks mit einem Zwinkern. „Obwohl du wahrscheinlich recht hast. Backen ist einfach nichts für mich. Den hier hat meine Mutter heute Morgen vorbeigebracht. Sie lässt herzlich grüßen und hofft, dass ihr sie bald mal besuchen kommt."

„Onkel Draco, ist das da für mich?" Teddy, der langsam ungeduldig wurde, zeigte auf das hässliche Paket in Dracos Hand.

„Teddy, was habe ich dir über Höflichkeiten beigebracht?" Tonks warf Teddy einen strengen Blick zu, unter dem sich seine Haare in ein leichtes violett verfärbten. „Jetzt kommt erst einmal an den Tisch, bevor der Kaffee kalt wird", sagte sie zu ihren Gästen und deutete auch ihrem Sohn, sich hinzusetzen.

Teddy war viel mehr an dem Paket interessiert als an der Torte, fügte sich aber recht schnell. Auch mit seinen sechs Jahren wusste er, dass es nicht klug war, seine Mutter zu verärgern.

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