Amüsiert beobachtete Hermine, wie Draco den Farbeimer musterte, den sie vor seinen Füßen abgestellt hatte. Sie standen in dem zwanzig Quadratmeter großen Raum, den sie als Kinderzimmer auserwählt hatten. Er lag direkt neben ihrem Schlafzimmer und war durch die Fenster in Südrichtung sehr hell und freundlich. Es fehlte nur noch der richtige Anstrich.
„Gelb? Ist das dein Ernst?", brachte Draco nur heraus.
„Natürlich, das siehst du doch", schmunzelte Hermine, während Dracos Augenbrauen immer weiter nach oben wanderten.
„Aber ... wir hatten uns doch auf Grün geeinigt."
„Falsch, mein Lieber. Du hast dich auf Grün geeinigt. Ich wollte etwas Neutraleres."
„Ja, aber ... Gelb?!" Draco machte einen Gesichtsausdruck, als hätte man ihm die Haare kurzgeschoren. Entgeistert starrte er sie an. „Willst du, dass aus unserem Sohn ein Hufflepuff wird?"
„Vorsicht, lass das bloß nicht Tonks hören", erwiderte Hermine. „Und es wird ein Mädchen!" Sie versuchte wirklich, ernst zu bleiben, aber Dracos entsetzte Miene, machte es ihr unmöglich. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und hoffte, dass Draco ihr breites Grinsen nicht sehen konnte. Sie würde es nie zugeben, aber sie mochte Dracos Hang zur Theatralik. Zumindest in gewissen Maßen. So wie eben jetzt.
„Hermine, ernsthaft. Wir können doch nicht alles Gelb streichen. Vergiss es!"
So genau hörte sie seinen Ausführungen nicht zu, vernahm aber deutlich die gemurmelten Worte ‚schlechter Einfluss', ‚Flaschen' und immer wieder ‚Hufflepuff'.
„Beruhig dich, Draco", grätschte Hermine lachend dazwischen, ehe er sich noch mehr reinsteigern konnte. „Ich will doch nur die eine Wand hier streichen", erklärte sie und zeigte auf die Wand zu ihrer Rechten. Sie lag gegenüber der beiden großen Fenster. „Dann scheint das Tageslicht direkt auf die Farbe und lässt das Zimmer freundlich wirken. Die anderen Wände lassen wir weiß. Sonst wäre es wirklich zu viel."
„Oh, okay", war alles, was er sagte. „Aber wenn unser Kind ein Hufflepuff wird, ist das allein deine Schuld!"
„Herrje, Draco!", rief Hermine und verdrehte die Augen. „Es ist nur eine Wandfarbe, keine Vorauswahl für Hogwarts."
„Ja ja, schon klar", murmelte Draco und wandte sich von ihr ab.
„Und selbst wenn unser Zwerg nach Hufflepuff kommt, wäre es auch in Ordnung."
„Das sagst du jetzt, meine Liebe", erwiderte Draco nur und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen.
Nun war es Hermine, die die Augenbrauen hochzog. Sie hatte mit längeren Protesten gerechnet, statt mit einer schnellen Resignation. Aber noch war die Farbe nicht an der Wand, es konnte also noch einiges passieren. Bei Draco wusste man ja nie.
Es dauerte in der Tat nicht lang. Draco hatte schon nach seinem Zauberstab gegriffen, als Hermine ihm die Rolle Kreppband in die Hand drückte. Sie hatte diese ganze Aktion Kinderzimmer Renovierung bis ins letzte Detail geplant und das beinhaltete auch die Tatsache, dass sie auf Zauberei verzichten wollte.
„Was soll ich damit?", fragte Draco verdutzt.
„Die Wand abkleben natürlich oder willst du überall Farbspritzer haben?", erwiderte Hermine. Sie legte die Rollen und Pinsel neben den Eimer und griff nach dem Abstreifgitter, als sie bemerkte, dass Draco noch immer auf das Kreppband in seiner Hand starrte. „Was ist los?"
„Wozu sind wir Zauberer?", war die einfache Gegenfrage, ehe Draco Anstalten machte, seinen Zauberstab zu schwingen.
„Oh nein!", rief Hermine und griff ebenfalls nach ihrem Zauberstab. „Expelliarmus."

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Heimatgefühle
FanfictionFünf Jahre ist es nun her, seit Hermine und Draco England verlassen haben. Doch die Rückkehr in ihre Heimat steht unter keinem guten Stern, denn während Draco sich vor einer Begegnung mit seinem Vater scheut, trifft Hermine auf ihre ehemaligen beste...