Trostspender

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Hermines Augen weiteten sich, als ihr bewusst wurde, was sie da gerade herausposaunt hatte. ‚Nein, nein, nein, das darf doch nicht wahr sein', dachte sie sich und sogleich sammelten sich wieder Tränen wieder in ihren Augen. Es war ihr kleines Geheimnis, das von Draco und ihr. Und jetzt wusste es wahrscheinlich das halbe Ministerium.

Hermine schlug die Hände vors Gesicht und versuchte sich zu beruhigen. Gleichzeitig wollte sie es vermeiden, die Blicke von Harry und Ron zu sehen. Sie ging jede Wette ein, dass Rons Kinnlade bis fast auf den Boden reichte.

„Hermine, ist das wahr?", hörte sie Harrys leise Stimme, aber sie ging gar nicht darauf ein. Stattdessen drehte sie sich zu Kingsley um. „Es tut mir wirklich leid, Kingsley, ich ... ich hätte mich beherrschen müssen. Auf Wiedersehen."

Kingsley nickte nur verständnisvoll, ehe Hermine sich in Richtung der Aufzüge orientierte.

„Hermine", rief Ron hinter ihr her, aber sie hörte nicht darauf, sondern starrte an die Decke. Sie wollte nur noch weg und hoffte, dass die Jungs sie endlich in Ruhe lassen würden, aber ihre Füße bewegten sich keinen Meter.

„Potter, Weasley, auf ein Wort", dröhnte Kingsleys tiefe Stimme über den Flur.

„Aber Sir, wir müssen doch-", versuchte Ron sich davor zu drücken, wahrscheinlich weil er ahnte, dass Kingsley keinen Kaffeeklatsch mit ihnen halten wollte.

„Sofort!", donnerte der Minister.

Widerwillig gingen die Jungs an ihm vorbei in sein Büro, allerdings nicht, ohne Hermine noch einen überraschten und mitleidigen Blick zuzuwerfen.

Als sie sich endlich abwandte, fiel ihr Blick auf Tonks, die noch immer im Türrahmen stand und ihr mit einem leichten Kopfnicken andeutete hereinzukommen. Hermine versuchte ein Lächeln zustande zu bringen, was ihr aber offensichtlich misslang, da Tonks' Blick beinahe noch mitleidiger wurde, als er eh schon war.

Na klasse, erst hatte sie ihr kleines Geheimnis in die Welt hinausgebrüllt wie ein Jahrmarktschreier und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, schien sich nicht auch nur eine einzige Person für sie zu freuen.

Sie musste hier raus, also machte Hermine auf dem Absatz kehrt und lief mit schnellen Schritten zu den Aufzügen, während sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten.

‚Bloß nicht weinen.' In Gedanken wiederholte sie diesen Satz immer und immer wieder, bis sie schließlich die Eingangshalle und dann endlich die Kamine erreicht hatte und nach Hause apparieren konnte.

Zu Hause angekommen war es mit der Beherrschung dann endgültig vorbei. Hermine schmiss Jacke und Schuhe in den Flur und ließ sich dann im Wohnzimmer auf das große Ledersofa fallen, wo die Tränen unkontrolliert flossen und sie hemmungslos schluchzte.

Sie verlor jegliches Zeitgefühl und während sie nichts weiter tun konnte als zu weinen, hasste sie sich dafür, dass sie sich so gehen ließ.

Nach einer gefühlten Ewigkeit spürte sie, wie sich jemand neben sie setzte, einen Arm um sie legte und dann ganz sachte an sich heranzog.

Hermine atmete den Duft von Dracos Aftershave ein und klammerte sich regelrecht an ihn, während er ihr sanft über den Rücken strich und sie wortlos an sich drückte. Ihre Schluchzer wurden seltener, bis sie sich nach einer Weile soweit beruhigt hatte, dass sie einfach nur noch in seinen Armen lag.

„Geht es dir wieder besser?", fragte Draco leise und hob ihr Kinn leicht an, damit er ihr in die rotverweinten Augen sehen konnte.

Hermine nickte leicht, ehe sie fragte: „Wieso bist du nicht bei der Arbeit?"

„Tonks hat mir einen Patronus geschickt und gesagt, dass ich besser nach dir schauen sollte. Was genau ist denn im Ministerium vorgefallen? War irgendetwas bei Kingsley?"

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