Seit dem Morgen war Hermine damit beschäftigt, den Zauberstab zu schwingen und einen Putzzauber nach dem anderen durch die Räume zu jagen. Sie war ständig müde und erschöpft, denn Scorpius hielt nicht viel vom Schlafen und ließ sich lieber Tag und Nacht von seinen Eltern durch die Wohnung tragen. Hermine hatte sich eigentlich nie viel aus ihrem Äußeren gemacht, außer vielleicht beim Weihnachtsball im vierten Schuljahr, aber in den letzten Wochen war sie froh nicht in den Spiegel schauen zu müssen. An diesem Morgen hatte sie zum ersten Mal seit einer Woche wieder länger als drei Minuten geduscht.
Sie ließ sich aufs Sofa fallen und begutachtete ihr Werk. So gerne sie etwas auf Muggelart machte, seit Scorpius da war, war sie jeden Tag froh darüber, eine Hexe zu sein. Ohne Haushaltszauber jeder Art würde es im Haus aussehen als hätte eine Horde Imps Fangen und Verstecken gespielt.
Seufzend lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Sie war fix und fertig und das seit drei Monaten.
„Soll ich dir ein Schlaflied singen?"
„Mmh?" Hermine sah nicht einmal auf und bemerkte nur, wie Draco sich neben sie setzte. Sie ging jede Wette ein, dass ein breites Grinsen sein Gesicht zierte.
„Bist du sicher, dass ich nicht doch hierbleiben soll?"
„Nein danke, ich glaube für die Reinigung eines Tatortes sind meine Putzzauber zu schwach." Sie murmelte nur, aber Draco verstand trotzdem jedes Wort. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
„Das wird nur notwendig sein, wenn sie sich nicht benehmen." Hermine schaute ihn genervt aus halb geöffneten Augen an, was Draco nicht entging. „Keine Sorge, ich helfe dir beim Reinigen und Entsorgen."
Hermine schlug mit ihrem Arm nach ihm.
„Hey, ich versuche, hilfreich zu sein."
„Versuch's nochmal", murrte sie, bevor sie endlich die Augen öffnete und ihn ansah. „Schläft Scorpi?"
„Er hat zumindest die Augen zugemacht."
Ein Stöhnen von Hermine.
„Vielleicht sollten wir unsere Treffen absagen", schlug Draco vor.
„Auf gar keinen Fall!" Sie wurde lauter als beabsichtigt. „Ich werde einen schönen Nachmittag mit Harry, Ron und Ginny verbringen und du wirst mit Blaise, Theo und Greg zum Quidditch gehen. Keine Widerrede!"
Draco hob abwehrend die Hände. Er wusste es besser, als ihr zu widersprechen.
Hermine hatte gerade ihren Kopf auf Dracos Schulter gelehnt, als Scorpius' Weinen ertönte. Sie brummte und schwankte in Zeitlupe wieder in ihre Ausgangsposition. „Bleib sitzen, das ist sein Hungerweinen", sagte sie, da Draco bereits aufgestanden war. „Falls ich nicht wiederkomme, bin ich beim Stillen eingeschlafen."
Sie schleppte sich ins Kinderzimmer, angelte sich Scorpius aus der Wiege und setzte sich zum Stillen in den alten Schaukelstuhl ihrer Mutter. Ihr Kleiner liebte das leichte Schaukeln und beruhigte sich schnell, wenn sie oder Draco sich mit ihm hierher zurückzogen. Auch das Stillen funktionierte hier am besten. Sie hatte Angst davor gehabt, aber nach anfänglichen Schwierigkeiten und einigen Tipps ihrer Mutter bereitete es keine Probleme mehr.
Aber der Schlafentzug setzte ihr zu. Sie merkte, wie ihr die Augen zufielen, also setzte sie sich etwas aufrechter hin und dachte an das bevorstehende Treffen. Nach der Geburt hatte sie vereinzelt Kontakt zu Ginny. Auch wenn sich dieser hauptsächlich auf kurze Briefe und einen großen Blumenstrauß als Dankeschön beschränkte, war es weitaus mehr als sie sich vor ein paar Monaten vorgestellt hätte. Es war auch Ginny zu verdanken, dass sie gleich zu viert zusammensitzen würden und ... Ja was? Das wusste sie selbst nicht wirklich, aber sie freute sich, denn auch wenn ihr Gespräch bei Fortescue's bereits Vier Monate her war, hatte Hermine tatsächlich wieder Hoffnung, dass es auch ein Miteinander mit Harry und Ron gab. Zumindest bei ihr, Draco war ein schwierigeres Thema, deshalb war es sehr passend, dass er heute mit den Jungs zum Quidditch verabredet war.
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Heimatgefühle
FanfictionFünf Jahren ist es nun her, seit Hermine und Draco England verlassen haben. Doch die Rückkehr in ihre Heimat steht unter keinem guten Stern, denn während Draco sich vor einer Begegnung mit seinem Vater scheut, trifft Hermine auf ihre ehemaligen best...