δύο

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Heute hatte ich eigentlich nichts vor, sodass ich mich auf den Weg zur örtlichen Bücherei machen wollte, um meine Zeit dort mit Lesen zu verbringen.

Die Bücherei war nie wirklich voll und nebenbei war ich irgendwie nicht in der Lage, was Ordentliches anzuziehen, sodass ich mir einfach einen schwarzen Hoodie und eine blaue Jogginghose anzog. Ich schnappte mir meine schwarzen Sneaker und verließ müde meine Wohnung.

Den kurzen Weg ging ich zu Fuß und kam auch ziemlich schnell an. Mit etwas Kraft drückte ich gegen die gläserne Eingangstür, doch irgendwie tat sich nichts. Somit drückte ich noch etwas stärker und rannte schon halb dagegen, bis ich verzweifelt davor stand. Was war denn nur mit dieser Tür los?

Überfordert stieß ich öfters gegen sie, wobei ich genervte Laute von mir gab. Ich ging einen Schritt zurück, um mit geschlossenen Augen einmal tief durchzuatmen und mich zu beruhigen. Doch plötzlich hörte ich das Öffnen einer Tür und machte wie auf Knopfdruck meine Augen auf, sodass ich sehen konnte, wie ein gut aussehender Mann, ungefähr in meinem Alter, die Tür von innen für mich öffnete.

"Von deiner Seite aus muss man an der Tür ziehen", teilte er mir grinsend mit und ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Das war ja mal ein guter, erster Eindruck.

"Ja, danke", bedankte ich mich schon fast zu leise und schlüpfte durch die geöffnete Tür. Kichernd wandte sich der Fremde ab und begab hinter der Tresen, wo er sich auf dem Drehstuhl herabließ. Ich hingegen lief, falls auch immer noch peinlich berührt, zu den mir altbekannten Regalen und durchsuchte das der Poesie-Abteilung genauer. Langsam ging ich alle Titel der Lektüren durch, auf der Suche nach einer Bestimmten.

"Milk and Honey" von Rupi Kaur; ich hatte das Buch zwar schon mindestens fünf Mal durchgelesen, doch irgendwie würde es mir nie zu ermüdend, obwohl dessen Botschaft eher an das weibliche Geschlecht gerichtet war.

Jedenfalls war ich so in Gedanken, dass ich gar nicht bemerkte, wie jemand von hinten an mich zutrat und mich daraufhin leicht an der Schulter antippte, sodass ich erschrocken aufzuckte.

"Oh, tut mir leid. Ich wollte dich nur fragen, ob du Hilfe brauchst", erklärte der Mann von vorhin und ich sah ihm nun das erste Mal richtig ins Gesicht und in seine nussbraunen Augen, bis ich allerdings nickte und ihm mitteilte, wonach ich suchte. Nach dem Buch suchend ließ er seinen Blick über die Bücher schweifen, ehe er es gefunden zu haben schien und seine Hand ausstreckte, wobei sein Ärmel etwas nach unten rutschten und somit das farbige Tattoo auf seinem rechten Unterarm enthüllte.

"Oh, Sie haben ihren Seelenverwandten  also schon gefunden", sagte ich etwas begeistert, woraufhin er mich verwirrt ansah.

"Nein, eigentlich nicht", schüttelte er nun den Kopf und ich deutete auf seinen Arm, welchem er kurz seine Aufmerksamkeit widmete, bevor er seinen Kopf mit geweiteten Augen wieder zu mir drehte.

Tattoo || VkookminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt