Kapitel 11

861 59 18
                                    

[Cassandra]

Ich erschauderte. Mein Spiegelbild.
Ich konnte mich selbst im Glas der Balkontür sehen. Wie ich da lag, nackt, erregt und um Atem ringend. War das wirklich ich? Welche verdorbenen Augen blickten mich an?

»Cassandra …«

Ich zuckte zusammen, als Levis Stimme mich aus den Gedanken riss, während er sich wieder über mich beugte. Mein Atem ging keuchend. Ein leichter Stromstoß durchfuhr mich. Fest umklammerte ich seine Schulter, und wollt ihn von mir stoßen. Doch mein Körper zitterte, bebte. Ich konnte nicht!

Was war nur los mit mir?

Ich sog erschrocken die Luft ein, und umklammerte instinktiv seinen Nacken, als er mich einfach auf seinen starken Armen hochhob. Mit schnellen Schritten ging er zu meinem Schlafzimmer hinüber und stieß die Tür mit seinem Fuß auf.

»L-Levi … bitte nicht … aaahh!« Ohne Rücksicht schmiss er mich einfach aufs Bett.

»Ich sagte dir doch«, brummte er tief und öffnete seinen Gürtel, während er sich zu mir herunterbeugte, »ich warte nicht eine Sekunde länger!« Fordernd umschlossen seine Lippen meine, und seine Zunge schob sich gierig in meinen Mund. Unser Atem wurde immer aufgeheizter.

»Nhhn … nein …«, keuchte ich in unseren Kuss hinein. Mit unregelmäßigem Atem stieß ich Levi von mir weg. Eine einzelne Träne rollte meine Wange hinab. Was tat ich hier? Verdammt!
Ich hatte einen Freund und Levi war doch mein Bruder!

[Levi]

Meine Augen verengten sich. Dieser dreckige … selbst jetzt, selbst in diesen Moment musste Cassandra noch an diesen Scheißkerl denken! Warum? Sah sie selbst nicht, wie sie auf mich reagierte, im Gegensatz zu seiner Gegenwart?
Meinem Verlangen wich plötzlich blanke Wut! Wut auf sie, doch vor allem auf diesen Bastard!

»Tcch!«

Ich erhob mich vom Bett und zog meinen Gürtel wieder zu. Beschämt zog Cassandra die Bettdecke über ihren Körper und sah unsicher zur Seite. »Wo ist der Ersatzschlüssel zu meiner Wohnung?«, fragte ich tonlos. Nochmals wollte ich nicht über den Balkon springen, zumal es schon halb sieben war. Ich hatte keine Lust, dass mich Leute sahen, die gerade zur Arbeit fuhren! Cassandra sah weiterhin zur Seite und presste die Lippen zusammen. Mein Kiefer spannte sich an. »Dein Ernst?!«, knurrte ich tief. »Du antwortest mir nicht mal?!« Keine Regung ihrerseits, stattdessen zog die Decke enger um sich. »Tcch! Lass gut sein, ich hol’ ihn selber!« Gereizt verließ ich das Schlafzimmer und ging auf den Flur. Der Schlüssel konnte ja nur in der Flurkommode sein! Und tatsächlich, wie ich es mir dachte.

Mit meinem Ersatzschlüssel schritt ich wieder zurück ins Wohnzimmer, und blieb vorm Schlafzimmereingang stehen. Cassandra hatte die Knie angewinkelt und ihr Gesicht in die Decke vergraben. Ein leises Schluchzen war zu hören.
Ohne ein Wort nahm ich mein Hemd vom Boden, legte ihre Couchdecke wieder zurück und schloss die Balkontür. »Verschwinde endlich!«, schrie Cassandra aus dem Schlafzimmer. Ich biss mir auf die Unterlippe und verließ ohne einen Kommentar ihre Wohnung.

*


[Cassandra]

Träge öffnete ich meine Augen. Sofort glitt mein Blick zur Uhr, es war halb eins Mittags. Ich fühlte mich miserabel! Meine Augen taten weh vom Heulen. Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft gefunden, mich heute Morgen zu duschen, oder anzuziehen.

Angewidert von mir selbst strich ich mir über die Oberarme. Mein Magen verkrampfte sich, als mir plötzlich Levis Duft entgegenkam.

Einbildung! Das ist alles nur Einbildung!

Schnell warf ich die Bettdecke von mir, und hastete ins Badezimmer. Jedoch wusch das warme Wasser nicht meine Scham und meine Verdorbenheit hinfort. Ich war so wütend auf mich selbst! Was war ich doch nur für eine Heuchlerin! Mein Freund wurde zusammen geschlagen und ich hatte nichts Besseres zu tun als mit meinem Bruder …

Nein! Ich durfte nicht mehr daran denken!!

[Levi]

Mit einem tiefen Brummen schloss ich meine Haustür und überprüfte mein Portmonee in der Gesäßtasche meiner Jeans. Vor Cassandras Tür hielt ich inne.

Tcch! Wahrscheinlich wollte sie mich jetzt eh nicht sehen! Also verwarf ich meinen Gedanken, bei ihr zu klingeln. Sie würde mir eh wieder die Tür vor der Nase zuknallen. Ich schloss kurz die Augen und wandte mich zur Treppe.

Meine Muskeln spannten sich zeitgleich an.

Dieser Bastard!

Er weitete kurz die Augen, als er mich bemerkte, doch dann hatte er einen entschlossenen Blick. Mit langsamen Schritten kam er die Stufen hinauf. Ein kleines Pflaster zierte seine Stirn und ein paar Kratzer verteilten sich auf seinem Gesicht.

Tcch! Ich war wohl doch viel zu milde mit ihm umgegangen! Oh, wie verspürte ich jetzt den Drang ihn einfach meinen Fuß entgegenzutreten und ihn dabei zuzusehen, wie er die Treppen runter prallte. In der Hoffnung, sein Genick würde nachgeben!
Der Bengel hatte ja Nerven, mich so provokant anzuschauen!

»Sieh mal einer an«, begann er mit Unterton, »bewachst du sie jetzt schon vor der Haustür?!«

Ich ballte die Faust. »Was willst du hier, du Bastard?«

»Na, meine Freundin besuchen. Das macht man so in einer Beziehung!«, antwortete er lachend und trat neben mich. »Ich lass’ mir ganz bestimmt nicht die Tour von dir versauen, Freundchen!«, fuhr er flüsternd fort und ging weiter.

Meine Augen verengten sich und ich wirbelte herum. Dieser elende ......!
Diesmal würde er nicht nur mit Kratzern davon kommen!

Sein Finger drückte die Türklingel zu Cassandras Wohnung und ich hielt in meinem Vorhaben inne. Nach wenigen Minuten öffnete sich die Tür, und eine überraschte Cassandra stand am Eingang.

Mit einem leichten Lächeln begrüßte sie den Scheißkerl. »Eren … was machst du denn hier?«, fragte sie verwundert und perplex zugleich.

»Du wolltest doch mit mir reden, meine Süße«, antwortete er unschuldig und umarmte sie.

Mein Magen verkrampfte sich, bei dem Anblick. Cassandra sah unsicher zur Seite, bis sie mich bemerkte.

Sofort schoben sich ihre Brauen zusammen, und sie schob Eren etwas zur Seite. »Was willst du hier?! Hast du nichts zu erledigen?!«, keifte sie mich an. Ich ignorierte ihre Worte und sah nur zu diesem Bastard. Er war schon längst in die Wohnung getreten und grinste provokant zu mir herüber, als Cassandra sich zu ihm umdrehte, legte er gekonnt wieder dieses unschuldige Lächeln auf. Mit einem lauten Knall schloss sich ihre Wohnungstür.

 I Don't Share Youᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰ ᶠᶠ[LevixOC]✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt