Kapitel 28

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[Cassandra]

Träge öffnete ich meine Augen. Der Geruch von Lavendel stieg mir in die Nase. Jedoch war da auch noch ein anderer Duft, er war zwar schwach, aber ich erkannte diesen sofort. Levis Duft!

Blitzschnell weiteten sich meine Augen und reflexartig wollte ich mich aufrichten. Doch es war nicht möglich. Hektisch wirbelten meine Augen durch den Raum. Einzelne Kerzen waren im Raum verteilt, und hüllten ihn in eine bedrückende Atmosphäre. Mein Blick wanderte meinen Körper herab, ich war am Bett gefesselt und hatte nur ein Hemd an.

Levis Schlafzimmer! Ich war nie oft in seiner Wohnung, die meiste Zeit hatte er sich eh immer bei mir aufgehalten. Dennoch wusste ich, dass ich bei ihm Zuhause war.

Hastig rüttelte ich an den Fesseln, doch unmöglich, sie waren viel zu fest um meine Gelenke gebunden.

Ruhig! Ich musste ruhig bleiben!

Ich atmete tief durch und schloss die Augen, um meine Gedanken zu ordnen. Dann schlug ich meine Lider wieder auf. Mein Blick war zur Decke gerichtet. Ich schluckte schwer, als ich erkannte, dass einzelne Bilder von mir an dieser befestigt waren. Verzweifelt presste ich die Lippen zusammen.

Wieso hatte ich das nicht schon früher bemerkt?
Jedes verdammte mal, wenn Levi einfach in meine Wohnung gekommen war …

Wenn er einfach meine Wohnung aufgeräumt hatte …

Wenn er immer genau wissen wollte, wo ich mit wem war …

Sein Verhalten gegenüber anderen Leuten, die mit mir in Verbindung standen …

Meine Exfreunde …

Oft hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden, jedoch war ich diesem Gefühl nie weiter auf den Grund gegangen. Doch nun verstand ich.

Aber zu spät! Ohne es selbst zu merken, hatte Levi mich manipuliert … mich nach seinen Vorstellungen geformt … in mir trügerische Gefühle geweckt …

Aber …
Aber … ich … hatte mich doch wirklich in ihn verliebt …, oder?! Oder war es das, was er mir eingeredet hatte? Wieso hatte ich nie etwas von seiner verzehrten Zuneigung bemerkt? Wieso kam es mir nie seltsam vor, dass er mich fast wie eine Heilige behandelte und jeden um mich herum nur mit tödlichen Blicken bedacht hatte?

Nun lag ich gefesselt in seinem Bett! Würde er mir jetzt etwa etwas antun? Würde es etwas bringen, wenn ich um Hilfe schreien würde? Ich Idiot hatte ihm auch noch vor kurzem gesagt, dass ich ihm gehörte …

Das Licht im Raum tanzte über die Tapete, und langsam hörte ich wie sich die Tür öffnete.
Mit gemischten Gefühlen blickte ich zum Zimmereingang. Im schwachen Licht konnte ich nicht genau erkennen, was Levi auf die Kommode gelegt hatte. Aber er begann akribisch seine Hände mit einem Tuch abzuwischen.

Ausdruckslos wandte er seinen Kopf zu mir und ließ das Tuch zu Boden gleiten. Dunkle Flecken befanden sich auf diesem.

Mein Magen verkrampfte sich. Schmerzlich wurde mir mit einem Schlag bewusst, warum Eren sich nicht mehr bei mir gemeldet hatte.

[Levi]

Ich verzog meine Lippen, während ich Cassandra dabei beobachtete, wie sie das Tuch musterte. In ihren Augen lag ein Ausdruck von Angst, gemischt mit Verzweiflung. Ein tiefes Brummen entfloh meinerseits, dem ein abgespannten Seufzer folgte.

Sie war manchmal wirklich anstrengend. Aber sie war es mir wert! Gewisse Charakterzüge würde ich schon noch aus ihr herausbekommen!

Mit langsamen Schritten ging ich zum Bett herüber und setzte mich auf die Bettkante. »Du schreist ja gar nicht«, flüsterte ich ruhig und strich ihr über die Wange. »Das zeigt mir, dass du mir nach wie vor vertraust und an meiner Seite bleiben möchtest, nicht wahr?! Jedoch, warst du ein ungezogenes Mädchen, Cassandra. Deswegen die Fesseln. Ich habe dich vor der Hitze gewarnt! Und die Fesseln sind nun die Flammen, die dir zeigen, dass du so etwas nie wieder tun solltest. Das verstehst du doch, nicht wahr?« Mit großen Augen starrte sie mich an, und ihr Körper begann leicht zu zittern. »Ich versteh’ dich manchmal nicht, Cassandra«, murmelte ich rau und legte meine Stirn an der ihren. »Es ist doch alles nur zu deinem Besten. Deswegen … bitte hör auf zu zittern!«

»Wirst … wirst du mir jetzt auch etwas antun?«, presste sie stockend hervor.

Ich richtete mich auf und starrte sie verwundert an. »Wo denkst du hin, Cassandra«, antwortete ich ruhig, nahm die Glieder einer Fessel und spannte sie ruckartig an. »Du wirst mir ja keinen Grund dazu geben, oder? Weißt du, ich liebe dich wirklich. Wenn du mir also jetzt noch etwas beichten möchtest, dann würde ich es dir verzeihen. Gerade weil ich dich so sehr liebe, räume ich dir diese Chance ein«, merkte ich an.

»W-Was … was willst du denn hören?! Was soll ich dir beichten?! Ich verstehe nicht, Levi! Bitte lass mich frei! Ich erkenne dich nicht wieder!«

Ein tiefes dunkles Lachen entfloh mir. »Du bist wirklich süß, Cassandra. Weißt du, ich kenne dich genau. Genau aus diesem Grund habe ich deiner Arbeit einen Besuch abgestattet.«

»Was?«

»Ich weiß, du machst viele Dinge mit dir selbst aus, und willst niemanden deine Gedanken und Gefühle mitteilen. Doch«, meine Fingerspitzen wanderten ihren Hals entlang, »weißt du, was ich immer noch nicht verstehe? Wieso zum Fick teilst du dich mir nicht mit? Du weißt ganz genau, dass ich der Einzige bin, der dich versteht! Du verheimlicht mir Dinge, die ich nicht ignorieren kann! Und du fängst an mich anzulügen! Wie soll ich mich fühlen, wenn ich erfahre, dass da doch mehr zwischen dir und deinem Kollegen läuft?«

Ich konnte genau erkennen wie Cassandra schwer schluckte. »W-Was? Bitte?! Wovon redest du, Levi?!«

Ich knurrte auf und legte den Kopf in den Nacken.
»Ist jetzt eh unwichtig. Ich verzeihe dir nochmal. Das Problem habe ich sowieso gelöst, meine Liebe«, brummte ich und blickte zu ihr. »Du bist mein! Und du bleibst an meiner Seite! Du bist jetzt ein liebes Mädchen, nicht wahr? Schließlich sagtest du doch, dass du mich liebst. Und das ist ein Versprechen mir gegenüber.«

[Cassandra]

Mein Magen verkrampfte sich. Meine Kehle fühlte sich so unerträglich trocken an. Das war nicht mehr der Mann, in den ich mich verliebt hatte! Seine Zuneigung war schon krankhaft! Sie hatte das gesunde Maß überschritten!

»Levi, du bist doch wahnsinnig! Das, was du als Liebe bezeichnest, ist ein kranker Kontrollwahn! Du redest immer davon, dass du mich liebst … doch warum liege ich dann hier, in Fesseln?! Du bezeichnest es als eine Art Bestrafung. Doch warum sollte man die Person, die man liebt bestrafen wollen?! Erklär mir das, Levi!«, erhob ich die Stimme und zerrte an meinen Fesseln. »Du hast den Hang zur Realität verloren! Du schreckst nicht davor zurück, den Leuten, um mich herum etwas anzutun! Ich … ich kann so eine Person nicht weiter lieben!«, sprudelten die Worte aus mir heraus und Tränen liefen meine Wangen hinunter. Völlig außer Atem sah ich Levi an.

Jegliche Regung war aus seinem Gesicht verschwunden. Für einen kurzen Moment sah er mich fassungslos an, bis sich sein Gesicht in ausdruckslose Kälte hüllte. Er erhob sich vom Bett, und ging zu ein paar Kerzen herüber. Das Licht im Zimmer wurde immer weniger. Eine einzelne Kerze brannte noch und umspielte sein Gesicht. Durch die Schatten sah sein Ausdruck noch bedrohlicher aus. »Ich werde dich immer wieder dazu bringen, mich zu lieben, Cassandra!«, murmelte er rau und öffnete seinen Gürtel.

 I Don't Share Youᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰ ᶠᶠ[LevixOC]✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt