Ich wurde langsam wach, aber es war kein schöner Morgen: Wolken schoben sich vor die Sonne und der Wind ließ die wenigen Sträucher, die im Norden wuchsen, rascheln. Ich hörte das Geräusch wie im Nebenhof Waffen auf Waffen schlugen, ich war im Soldatenausbildungslager der Umbra's.
Jetzt musste ich allerdings meine Lederklamotten anziehen, denn wenn man zu spät kommt, wird man bestraft. Was bei unserem Lehrer "bestrafen" heißt, will keiner wissen. Meine Klamotten waren zwar an einigen Stellen mit Eisen verstärkt, allerdings half das auch nicht viel, wenn man beim Training gegen einen Besseren kämpfen muss.
Als ich in den Hof ging, war dort nur mein Freund Marc. Er war immer der erste, da er einmal die Bestrafung über sich ergehen lassen hat und seit dem immer viel früher da war. Er hatte kein Wort über die Bestrafung gesagt, allerdings hatte er seit dem Narben auf dem ganzen Rücken. Auf seinem Rat hin war ich nun auch immer etwas früher da. Ich ging zu ihm und wollte gerade Hallo sagen, als er mir ein Zeichen, dass ich leise sein soll. Ich stellte mich stumm zu ihm, und merkte wieso.
In der Ferne stand unser Lehrer mit einem Mann, der aussah, als wäre er adelig. Sein roter Umhang wehte im Wind, aus dem Abstand konnte ich auf dem Umhang den Umriss des Wappens der Venus erkennen: Ein roter Drachenkopf mit Flügeln an den Seiten. Das ganze wird von einem violetten Kreis umrundet. Die beiden diskutierten, man merkte ihnen ohne etwas zu hören an, dass sie nicht gerade Freunde waren. Marc achtete nur auf die beiden Männer. Er konnte Lippenlesen, da sein Vater taub war und es ihm beigebracht hatte. Nun war es sein großer Vorteil, denn er konnte die Lippenbewegungen des adeligen Mannes sehen. Mein Vater hat mich alleine erzogen, da meinte Mutter früh gestorben ist. Er ist allerdings ist im letzten Winter auch gestorben, seit dem bin ich jetzt im Trainingslager. Ich hatte ja keine andere Wahl.
Nach einer kurzen Zeit waren wir schon nicht mehr alleine. Nach und nach kamen die anderen von unsere Gruppe, insgesamt waren es 15, einer kam etwas später. Er schaffte es immer gerade so, das er keine Bestrafung bekam. Nun hatte unser Lehrer sich von dem adeligen Mann gelöst und kam zu uns. Der Letzte unsere Gruppe kam auch, eine halbe Minute vor unserem Lehrer. Ich habe keine Ahnung wie er das immer so schafft. Unser Lehrer machte ein grimmiges Gesicht, Spaß hatte er sicherlich nicht gehabt. „Los geht's! An die Waffen!", schrie er, sogar noch lauter als sonst. Als alle mit Waffen in der Hand wieder auf dem Hof waren, kämpften wir. Jeden Morgen übten wir erst einmal mit unserem Partner. Meiner war glücklicherweise Marc.
Er schlug mit dem stumpfen Übungsschwert zu meiner Schulter, ich fing sein Schwert mit meinem ab und zog es von rechts zu seinem Bauch, er wehrte ab. So ging es weiter. Plötzlich schrie unser Lehrer über den Platz: „Ihr seid doch keine Kleinkinder! Mit 17 Jahren kann man doch ordentlich hauen, euer Feind hätte euch längst getötet!"
Wir versuchten ein bisschen motivierter zu kämpfen und ich musste, genau wie Marc, einige leichte Treffer einstecken. Der Vormittag ging schnell vorbei und wir gingen in den Essenssaal zum Mittagessen. Da setzte ich mich mit meinem dampfenden Eintopf zu Aaron und er erzählte mir, was er gesehen hat.
„Der adeligen Mann meinte, er brauche mehr Truppen. Der König fordert das. Er sagte, dass er das sonst mit seinen eigenen Maßnahmen durchsetzen will."
„Kriegen wir dann noch härteres Training?", fragte ich.
Er antwortete daraufhin:„Ich schätze schon. Aber was mir mehr Sorgen macht, ist, dass dann wohl wieder Krieg ausbricht. Und wir werden mittendrin stecken."
„Das ist das letzte was ich will!", antwortete ich entsetzt. Wer hat sich das mit dem Krieg eigentlich ausgedacht? Das bringt doch niemandem etwas. Und sollen wir gegen den Süden ziehen? Das hat beim letzten großen Krieg auch nicht geklappt.
„Ach, und er hat irgendetwas über ein Bündnis mit den Venus gesagt.", riss Marc mich aus meinen Gedanken.„Das wird ja immer besser", sagte ich zu mir selbst. Dann müssen wir wohl mit den Drachen und Werwölfen zusammenarbeiten. Na toll, ich hasse Werwölfe, die werden wohl er mich anspringen als die Saturn's oder Neptun's. Ich komme nämlich einfach nicht gut mit Tieren klar. Mit Drachen weiß ich jetzt noch nicht, ob das klappt. Und Drachenreiter der Drachen 4. Klasse kann ich als normaler Bauernjunge sowieso nicht werden. Da muss man schon Adelig sein, wie der eine Mann, der mit unserem Lehrer gesprochen hat. Die bezahlen viel Geld um auf so einem Drachen reiten zu können.Nach dem Essen gingen wir, wie immer, pünktlich auf den Hof. Wir übten, wie man sich richtig abrollt. Danach kämpften wir wieder. Der Nachmittag verstrich und ich verkroch mich in meinem Zimmer. Schnell war ich dann auch eingeschlafen.
Plötzlich hörte ich ein leises Kratzen. Ich machte die Augen auf, und setzte mich auf, leider war ich der einzige, der wach geworden war. Leise schlich ich zu unserer Tür. Ich war hellwach. Dann machte ich vorsichtig die Tür auf, was ich dann sah, raubte mir den Atem.
So, das war das vierte Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen. Das war jetzt Mal ein "bisschen" länger, also genaugenommen doppelt so lang wie die anderen Kapitel. Über Stimmen oder Kommentare würde ich mich freuen. Das Buch hat jetzt übrigens auch einen Prolog dazubekommen, schaut Mal rein.
Bis dann!
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Only two words #WinterAward2019
FantasyEmilia ist die Tochter des Königs vom Hause Saturn. Sie hasst aber das Leben an Hof. Immer muss sie ihr wahres Ich verstecken und die süße Prinzessin spielen. Dabei ist das die kleinste Sorge ihres Vaters, denn die Ritter des Nordens wollen den Süde...