Vor mir stand ein riesiger Werwolf. Er ging mir bis zur Schulter und sein grau-weißes Fell ließ ihn noch bedrohlicher aussehen. Ich konnte einen Schrei gerade noch zurückhalten, denn ich wusste das so etwas die Werwölfe wütend macht. Ein kalter Schauer lief meinen Rücken runter, und ich versuchte langsam nach hinten zu schleichen. Ein Fuß hinter den nächsten. Der Werwolf lief immer weiter auf mich zu. Im Vorbeigehen streifte ich die Schlafenden, damit sie vielleicht Hilfe holen können, während ich den Werwolf ablenke. Zum Glück öffnete Marc die Augen. Ich signalisierte ihm mit einer Geste, dass er leise sein soll. Als er den Werwolf im Licht des Mondes sah, riss er seine Augen weit auf und die Furcht stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er konnte gerade noch einen Schrei unterdrücken. Ich formte meine Lippen, als würde ich ihm sagen:„Geh nach unten und hole Hilfe, ich lenke ihn ab."
Im Mondlicht konnte er zum Glück meine Lippenbewegungen sehen und stand leise auf. Ich achtete darauf, dass der Werwolf nur mich anvisierte. Doch der Werwolf drehte sich zu Marc um, bis ich extra über eine Holzwaffe stolperte. Die Ohren des Werwolfes richteten sich auf und sein Blick visierte mich an. Marc schlich in der Zeit vorsichtig zur Zellentür heraus, ich hoffte er würde es schnell genug schaffen.
Ich kam immer näher an die Wand. Lange Zeit würde es wohl nicht so weitergehen. Was hat uns unser Lehrer nochmal über Werwölfe gesagt? Sie sind ein Spiegel deines Verhaltens. Bleibst du ruhig, sind sie ruhig. Greifst du sie an, greifen sie dich an, hallten die Worte in meinem Kopf wieder. Ich spürte, wie meine Hände langsam die Wand streiften. Dann drückte ich mich immer fester an den rauen Stein. Bleibst du ruhig, sind sie ruhig wiederholten sich die Worte immer weiter. Das aber leider sehr schwer umzusetzen, wenn ein Werwolf gerade einen Meter vor einem steht, und man keine Möglichkeit hat auszuweichen.
Langsam bewegte ich mich nach rechts. Der Blick des Werwolfes schien mich zu verschlingen, wie gleich auch sein Maul. Ich sah, wie sich die Klinke der Tür langsam herunterdrückte, als einer der Schlafenden hustete. Der Kopf des Werwolfes rückte schlagartig herum, und er sprang auf ihn zu. Es war Noah! Als unser Lehrer den Raum betrat und das sah, schnellte er zum Werwolf. Mit ein paar Griffen im Nacken und am Bauch wurde die Kreatur bewusstlos geschlagen. Unser Lehrer war ein Meister bei solchen Griffen. Auch Noah wurde jetzt von dem Gewicht auf seinen Beinen wach. Er realisierte die Situation erst gar nicht, dann blickte er in die Augen des Lehrers. Er stammelte ein: „W-was ist hier passiert?"
Von dem Lärm sind auch die Anderen wach geworden. Als sie den Werwolf sahen herrschte Panik. „SO, RUHE JETZT!", brüllte unser Lehrer. Dadurch waren auch die letzten Idioten hellwach. „Drei von euch bringen den Werwolf runter, dann treffen wir uns auf dem Hof!" Er wählte schnell drei Leute aus und ich lief zu Marc und schenkte ihm eine erleichterte Umarmung. „Ich bin so froh, dass du lebst", flüsterte ich in sein Ohr. Er antwortete:„Und du auch" Ich sah, dass der Stein der Wand bei mir ein paar kleine Wunden am Arm hinterlassen hatte. Es waren aber nur zwei kleine Kratzer, zum Glück war ich ansonsten unversehrt geblieben. Zusammen gingen wir die Treppe hinunter. Der Wolf war erstmal ausgeschaltet. Als wir uns unten aufgestellt hatte, schallte die Stimme unseres Lehrers über den Hof:„Wer weiß, was passiert ist?" Ich warf einen kurzen Seitenblick zu Marc, bevor wir zögerlich vortraten. „Ihr kommt mit, und die Anderen schlafen weiter"
Wir folgten unserem Lehrer in die Burg. In einem Raum, höchstwahrscheinlich sein Zimmer, fragte er uns direkt, was passiert ist. Ich erzählte ihm die Geschichte, und Marc brachte auch seine Sicht mit ein. Der Lehrer nickte nur und meinte dann: „So Marc, du gehst nach oben, ich will mit Aaron alleine sprechen. Dass Marc weg war machte mich jetzt nicht gerade glücklicher, aber da musste ich jetzt durch. Ich verdeutlichte nochmal mein Verhalten, bis er mich nachdenklich gehen ließ. Ihm hatte der Vorfall wohl auch ordentlich zugesetzt.
Ich konnte allerdings die ganze Nacht keine Auge zudrücken, wie viele andere unsere Gruppe auch. Man sieht ja auch nicht jeden Tag einen echten Werwolf kampfbereit vor sich. Mit Marc und Noah redete ich über den Vorfall bevor diese versuchten zu schlafen. Ein echter Werwolf... Das muss ich erstmal verarbeiten.
Das war jetzt das nächste Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen! Über Stimmen oder Kommentare freue ich mich immer riesig. Übrigens haben wir jetzt über 200 reads erreicht! Danke!
Bis bald!
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Only two words #WinterAward2019
FantasyEmilia ist die Tochter des Königs vom Hause Saturn. Sie hasst aber das Leben an Hof. Immer muss sie ihr wahres Ich verstecken und die süße Prinzessin spielen. Dabei ist das die kleinste Sorge ihres Vaters, denn die Ritter des Nordens wollen den Süde...