Testament

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„Was hast du dir bloss gedacht?“, flüsterte er mir ins Ohr. „Ich hatte solche Sorgen.“
„Ach weiss ich das? Ich musste mich rächen. Ich wollte es. Weisst du, wie er mich auf das Gebäude gelockt hat? Er hat mir gesagt, dass er dich gefangen hat. Aber was hast du wirklich gemacht?“
„Ach, das ist nicht so wichtig. Komm wir gehen zurück. Vielleicht nimmt uns Goerge mit wieder nach London.“
„Nein“, sagte ich.
„Wir gehen noch nicht zurück. Ich will, dass du meine Vergangenheit kennenlernst. Immerhin muss ich ja bald mit dir zu deinen Eltern mit.“

„Das hätte ich fast vergessen. Vielleicht können wir das verschieben?“
Ich lachte. „Ist deine Mutter so schlimm?“
„Schlimmer“, sagte er.
„Mal sehen. Schlimmer als meine kann sie nicht sein.“

Ich packte seine Hand und begann zu rennen. Wir entfernten uns immer weiter vom Tatort.
Wir liefen an George vorbei, der noch immer nicht weiter gekommen ist. Oder so schien es zumindest, obwohl er einen knallroten Kopf hatte.
Ich war erstaunt, wie stark sich alles verändert hatte.
Nach einer Stunde standen wir wieder vor Magnus Haus. Die Polizei schien immer noch nicht fertig zu sein.
Lestrade kam auf uns zu. „Blue mit dir wollte ich noch sprechen.“
Ich blickte Sherlock an und ich ging mit Gavin mit.
„Wir haben etwas gefunden“, sagte er und reichte mir einen beigefarbenen Umschlag.
Ich zog die Blätter heraus und sah sie mir an. Unteranderem enthielt der Umschlag neben einem Testament auch einen Stammbaum meiner Familie.
Doch den sah ich mir nicht an. Irgendwann vielleicht schon. Doch jetzt nicht. Ich sah mir das Testament an.

Und konnte kaum glauben, was ich dort las. Das ganze Vermögen wurde mir zugeschrieben. Ich erbte schon wieder.
Ich war zwanzig und wahrscheinlich bald eine der reichsten Menschen von ganz Britannien. „Verdammt, jetzt muss ich wirklich aufpassen.“
Und so wie es aussah gehörten mir schon zwei Häuser. Im Minimum. Nämlich jenes in Irland, doch das war kein Haus, sondern ein Anwesen. Dann gehörte mir dieses Haus und zu meinem Erstaunen ein Ferienhaus in der Schweiz.
Okay ich musste zugeben, dass ich mir Magnus oder besser gesagt Sebastian nie als typischen Skifahrer eingestuft hätte.
Aber was wusste ich überhaupt über ihn?
Vielleicht fuhr er gerne Ski?
Vielleicht auch nicht?
Man konnte sicher auch etwas anderes in der Schweiz tun. Da war ich mir sicher.
Ich verstaute die Papiere wieder und ging auf Sherlock zu.
„Gehen wir heim?“, sagte ich lächlend und wir warteten im Auto von Gavin, bis sie fertig waren.
Als alle Spuren gesichert waren, kam er auf uns zu, setzte sich zu uns in sein Auto, startete den Motor und schnallte sich an.
Sein Auto begann immer schneller zu werden. Fast die ganze Zeit herrschte bedrückende Stille. Weder ich, noch Sherlock, noch Gregory sagten etwas.
„Du wirst nirgends auftauchen“, sagte Graham dann.
„Danke Graham“, meinte ich knapp.
„Greg. Ich heisse Greg Lestrade.“
„Geht in Ordnung Gavin“, sagte ich dann.
„Verdammt, macht ihr das absichtlich? Ich fühl mich langsam richtig zum Narren gehalten“, rief dieser aus.

Den Rest der Fahrt schwiegen wir wieder. Ich dachte mir Melodien aus. Sherlock war in seinem Gedächtnispalast und Lestrade konzentrierte sich auf die Strasse. An der Abzweigung zur Baker Street liess er uns aussteigen. Den Rest der Strecke mussten wie laufen.
Wir begegneten Mrs. Hudson, die sich gewaltig über Sherlock ärgerte.

„Sherlock, sie haben sich heute unglaublich verhalten. Er war die ganze Zeit am Telefon und hat irgendwelche Nachrichten verschickt. Bei der Taufe, des Kindes seiner Freunde.“
„Ich weiss Mrs. Hudson. Ich hab es schon gehört.“
Sherlock kniff mich in die Seite und ich zuckte zusammen.
„Nun also, ich muss noch weg, einkaufen. Bis später.“
Mrs. Hudson ging weiter und wie betraten das Haus.
„Du hast gelogen“, sagte mein Freund. „Nur teilweise. Aber wann gehen wir jetzt zu deinen Eltern?“
„Du willst das wirklich?“
Ich nickte und setzte mich hin. Mein Freund holte mir das Antibiotika und ich schluckte gerade zwei Tabletten auf einmal. Leider verschluckte ich mich und ich begann zu husten. Sherlock musste mir auf den Rücken schlagen, damit ich nicht erstickte.

„Das nächste Mal spülst du die mit Wasser runter. Es ist nämlich äusserst peinlich, wenn du beim Tablettenschlucken stirbst. Nach all dem, das du bisher überlebt hast.“
Ich lachte nur, während Sherlock richtig besorgt aussah.
„Weisst du was?“, fragte ich ihn. „Ich habe Hunger. Lass uns essen gehen.“

Ausnahmsweise protestierte er nicht und wir gingen zusammen essen. Ich wollte unbedingt scharf essen gehen. Am Ende sassen wir beide in einem asiatischen Restaurant und assen irgendetwas chinesisches, dessen Name weder Sherlock, noch aussprechen konnte. Das Einzige, das ich wusste war, dass das Essen eigentlich hätte scharf sein sollen. Doch ich merkte nichts von der Schärfe, vor der uns die Kellnerin gewarnt hatte.
Dafür Sherlock. Ihm war es wohl eindeutig zu scharf.
„Kannst du das wirklich einfach so essen?“, fragte er mich irgendwann. Er hatte schon lange aufgehört zu essen, während ich mir noch immer Nudeln mit Stäbchen in den Mund schaufelte.
„Ja, ist gar nicht so abwegig. Obwohl, es kann auch sein, dass ich auch einfach scharfes Essen vertrage. Oder einfach nicht merke, wie scharf das Essen ist.“
Nachdem ich das gesagt hatte, ass ich noch fertig.
„So das war’s. Ich bin fertig.“
Wir standen auf, zahlten und gingen zurück zur Baker Street.
Dort warteten schon John und Mary mit Rosie auf uns.
„Ich habe mitbekommen, was geschehen ist. Moran ist tot. Niemand weiss wie, aber alle wissen, dass es geschehen ist.“
Sie blickte zwischen mir und Sherlock hin und her. Endlich brach ich die erniedrigende Stille, die mich fast zum Verzweifeln brachte.
„Ich war’s. Unabsichtlich. Es hat sich ein Schuss gelöst. Und der hat Magnus getroffen“, sagte ich und blickte zum Boden.
„Du?“, fragte John mich. Ich nickte nur. Dann kam er auf mich zu und legte seine Arme um mich und drückte mich.
„Verdammt, eigentlich sollte ich dir nicht dazu gratulieren, aber ich tu’s trotzdem.“
Ich lächelte nur wehleidig.
„Weisst du, was ich am Schlimmsten finde? Zu merken, dass ich doch nur menschlich bin.“
Dieses Mal sah ich Sherlock an. „Oder besser gesagt, herauszufinden, dass wir alle doch nur menschlich sind. Egal, was wie tun, wir sind Menschen. Und das, egal wie fest wir uns auch mechanisch machen wollen. Wir werden doch nicht zur Maschine.“
Unbemerkt hatte ich zu weinen begonnen. Tränen rannen meine Wange runter.
Mein Freund kam auf mich zu und wischte sie mir mit seinen Fingerspitzen weg. John und Mary machten Anstalten, langsam gehen zu wollen. Und ich war müde und am Boden zerstört. Wir verabschiedeten uns voneinander.
Ich zog mich um, band meine Haare neu zusammen und putzte meine Zähne.
Dann betrat ich Sherlocks Zimmer und legte mich hin. Wenig später tauchte auch er in der Türe auf. „Du warst richtig philosophisch vorhin“, sagte er mit einem Grinsen im Gesicht.
„Na ja, das waren wohl meine Erfahrungen, die ich mit der Philosophiestudie, den ich mal gemacht habe, die da zum Vorschein gekommen sind. Hab sicherlich richtig lächerlich getönt.“
„Nein, hast du nicht. Du tönst niemals lächerlich. Aber jetzt musst du schlafen. Immerhin gehen wir morgen zu meinen Eltern.“

Endspurt
😂😂

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Did you miss me ? (Sherlock FF Part 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt