Stell dir vor, du hättest vor mit deiner Mutter zu deinem morgigen Geburtstag deinen Lieblingskuchen zu backen - Karottenkuchen. Leider hat deine Mum aber die wichtigeste Zutat vergessen und bittet dich deshalb nochmal in den kleinen Gemüsehandelsladen zu gehen und die benötigten Karotten zu besorgen.
„Muss das sein Mum?"
„Schon, wenn du deinen Lieblingskuchen morgen auf deinem Teller sehen willst", antwortet sie dir.
Du schnaubst genervt auf: „Kannst du das nicht machen? Ich hab keine Lust."
„Nein kann ich nicht", kontert deine Mutter und schnappt sich die restlichen Zutaten, „Während du nämlich die Karotten einkaufst, mach ich schonmal den Rest bereit."
„Na schön", stöhnst du auf, schnappst dir das bereit gelegte Geld und lässt die Tür ins Schloss fallen. Da es kein weiter Weg ist, beschließt du zu Fuß zu gehen. Du findest ein bisschen Luft tut dir selber auch mal gut. Nach 10 Minuten Fußweg stehst du vor dem winzigen, aber dennoch freundlich aussehenden Laden und stößt die Tür auf. Eine kleine Glocke ertönt, als Zeichen, dass du eingetreten bist. Die ältere Verkäuferin kommt aus dem hinteren Lagerraum und begrüßt dich lächelnd.
„Hallo (Y/N)", winkt sie dir zu.
„Hallo", begrüßst du sie freundlich zurück, „Sagen Sie, haben Sie noch Karotten?"
die Verkäuferin zuckt mit den Schultern: „Musst du gucken. Wie jedes Jahr Karottenkuchen für deinen besonderen Tag, richtig?"
„Was denn sonst?", grinst du sie an und sie fängt an zu lachen.
„Dann noch viel Spaß beim Backen", wünscht sie und verschwindet erneut im Lagerraum.
Als du das letzte Bündel Karotten schließlich findest und es gerade nehmen willst, schnappt es dir jemand direkt vor der Nase weg.
„Hey!", protestierst du entrüstet und stemmst die Hände in Hüfte. Wütend siehst du zu demjenigen, der mit einem siegessicherem Grinsen vor dir steht und das Bündel hin und her schwingt, „Das waren meine!"
„Und wer sagt das?", fragt dein Gegenüber und dir fällt jetzt erst auf, wie gut er eigentlich aussieht. Seine braunen Haare sind frech in alle möglichen Richtungen verwuschelt. Er trägt ein blau-weiß gestreiftes T-Shirt, dazu eine rote Chino und passende weiße Turnschuhe.
„Ich", schmollst du, nachdem du dich von seinem Aussehen losgerissen hast.
„Schmollst du jetzt etwa?", belustigt sieht er dir ins Gesicht und knufft dich in die Seite, warauf du schmunzeln musst.
„Ja."
„Okay, wir machen einen Deal", schlägt er vor und sofort wirst du hellhörig, „Nenn mir einen guten Grund, warum ich sie dir überlassen sollte."
Er zwinkert dir frech zu und du erwiderst ohne mit der Wimper zu zucken: „Weil ich Karotten liebe und zu Hause mit meiner Mum meinen Geburtstagskuchen backen will für morgen."
Erstaunt sieht er dich an: „Du hast morgen Geburtstag?" Du nickst nur und siehst ihm in seine strahlenden grün-blauen Augen. „Gut, dann geb ich sie dir. So zu sagen, als vorzeitges Geburtstagsgeschenk meinerseits." Du kannst nicht anders und fängst laut an zu lachen. Dankend nimmst du die Karotten entgegen.
„Dafür schuldest du mir aber ein Stück vom Kuchen", grinst er dich an, „Ich liebe nämlich auch Karotten und Karottenkuchen."
„Okay. Von mir aus gerne", stimmst du zu, „Ich feier sowieso morgen noch nicht, außer mit der Familie. Wenn du willst kannst du am späten Nachmittag vorbei kommen und dir eins abholen."
Leicht überrumpelt sieht er dich an: „Dein Ernst?"
„Na klar", nickst du und holst aus deiner Umhängetasche einen Miniblock und Stift heraus, die du für den Notfall immer dabei hast. Wie man sieht, lohnt es sich sowas über Monate mit sich zu schleppen für einen Moment wie diesen. Schnell kritzelst du deine Handynummer auf das Blatt und reichst es ihm. „Ruf mich morgen einfach nochmal an und ich sag dir dann meine Adresse. Und danke nochmal für deine Güte mir dein Heiligtum zu überlassen." Vornehm machst du vor ihm einen Knicks und gehst dann in Richtung Kasse, während ihr beide in erneutem Gelächter ausbrecht.
„Bis morgen dann", ruft er dir unter Lachem noch winkend hinter und du erwiderst es freudestrahlend, „Ich bin übrigend Louis."
„Ich bin (Y/N). Bis dann." Und schon bist du mit dem bezahltem Einkauf aus der Tür.Auf dem ganzen Rückweg strahlst du nur so vor dich hin. Kaum zu glauben, dass du dich das getraut hast! Nie hättest du von dir geglaubt, dass du das jemals machen würdest - und dann auch noch bei so einem gutaussehenden Jungen.
Vor der Haustür angekommen, holst du deinen Schlüssel aus der Hosentasche und schließt sie damit auf.
„Hey Mum. Bin wieder da!", rufst du quer durchs Haus. Aus der Küche kommen Mixer- und Schüsselgeräusche.
„Hallo", antwortet sie, „Ich bin noch in der Küche. Hast du die Karotten?" Schnell schlüpfst du aus deinen Schuhen und hüpfst zu deiner Mutter.
„Jap. Hier sind sie", grinst du und setzt dich auf einen der Barhocker an eurer Kücheninsel. Du nimmst dir ein Küchenmesser sowie ein Schneidebrett und fängst an das orangene Gemüse zu verarbeiten.
Deine Mutter sieht dich fragend an: „Warum strahlst du denn so? Vorhin hattest du noch so schlechte Laune."
„Keine Ahnung. Die Luft macht's einfach", du zuckst nur mit den Schultern. Sie braucht noch nichts von Louis erfahren, denkst du und widmest dich wieder deiner Tätigkeit. Doch du kannst dich einfach nicht richtig konzentrieren. Immer wieder driften deine Gedanken zu dem Braunhaarigen, sodass du dir beinahe in den Finger geschnitten hättest, hätte deine Mum dich nicht noch rechtzeitig gewarnt.
„Komm lass gut sein. Ich mach's allein", meint sie und nimmt dir das große Küchenmesser aus der Hand, „Dann bleibt es auch noch eine Überraschung." Sie lächelt dich an und gibt dir einen Kuss auf die Wange.
„Danke Mum." Und schon flitzt du aus der Küche in dein Zimmer.