Stell dir vor, am nächsten Morgen wirst du von immer lauter und deutlich werdenem Gesang geweckt. Verschlafen schlägst du deine Augen auf und fährst einmal sowohl über deine Augen als auch deine Haare, um nicht völlig wie von einem Tornado verwüstet auszusehen.
„Alles Gute zum Geburtstag", flötet deine Mutter und fällt dir um den Hals. Auch dein Vater beglücktwünscht dich und stellt dir ein Tablett mit deinem Lieblingskuchen auf den Schoß ab, während deine Mutter kurz aus dem Raum verschwindet und kurz darauf mit vollbeladenen Armen wieder erscheint. Nach und nach lädt sie ein Geschenkpaket nach dem anderen auf deine Bettdecke um dich herum ab. Grinsend bedankst du dich bei beiden mit einem fetten Strahlen und bläst die Kerzen auf dem Kuchen aus, bevor du ihn anschneidest und jeweils ein Stück auf drei Teller verteilst. Du reichst ihnen einen der Teller und stopfst dir selber gierig ein großes Stück von deinem in deinen Mund.
„Oh Mum, du hast dich echt wieder selber übertroffen", grinst du sie glücklich an, „Wie jedes Jahr." Sie kichert darauf hin nur, bis sie „Los, pack die Geschenke aus" jubelt. Du schüttelst nur lächelnd deinen Kopf. In Sachen Überraschungen und Geschenken ist sie meistens schlimmer als ein fünfjähriges Kind. Freudig drückt sie dir eines in die Hände und rutscht nervös auf ihren Sitzplatz hin und her.
Du musst kichern, als du das ganze Papier und Durcheinander in deinem Zimmer überschaust. Alle Geschenke waren super und du hast dich mega gefreut. Während deine Mutter das Chaos beseitigt und dein Dad das Frühstück machen will, verschwindest du ihm Bad, um dich fertig zu machen. Keine 30 Minuten später steht du mit einer aprikosfarbenen Highwaist-Hotpant, einem ärmellosen High-Low-Top, Goldschmuck, dezentem Make-Up und braunen Römersandalen in der Küche und lässt dich auf deinem Stuhl an dem gut gedeckten Tisch nieder.
Am Nachmittag trudelt nach und nach deine weitere Verwandschaft ein, die dich ebenfalls fest an sich drückt, dir durch die Haare wuschelt oder mit Geschenken belädt. Du nickst immer nur lächelnd und bedankst dich freundlich. Dich interessiert weder die Gespräche noch das sie überhaupt anwesend sind. Du bist in deinen Gedanken mal wieder nur bei Louis. Du musst feststellen, dass er dir, obwohl ihr euch noch gar nicht richtig kennt, den Kopf verdreht hat. Die ganze Zeit fragst du dich schon, wann er anrufen würde, als eben in diesem Moment dein Handyklingelton aus dem Flur ertönt, wo es gewöhnlich liegt. Du entschuldigst dich kurz von deinen Gästen und hüpfst zu der Kommode. ‚Unbekannt' steht auf dem Display. Du musst lächeln. Hoffentlich ist er das wirklich, denkst du dir und nimmst das Gespräch an.
„Hey Süße", trällert dir die Stimme deiner besten Freundin entgegen.
„Hi", erwiderst du und hoffst nicht allzu enttäuscht zu klingeln.
Sie beginnt ‚Happy Birthday' zu singen. Ziemlich schräg und schief, aber trotzdem heitert es dich auf und am Ende brichst du in lautem Gelächter aus. Du bedankst dich und telefonierst noch eine Weile mit ihr, als das Anklopfgeräusch ertönte.
„Du, jemand ruft bei mir an", meinst du und sie versteht sofort, was du damit andeuten willst.
„Kein Ding. Ich muss sowieso auflegen. Wir sehen uns dann ja bei deiner Geburtstagsparty." Mit diesen Worten verabschiedet ihr euch und du wechselst schnell zum anderen Anrufer, bevor er auflegt.
„Hallo?"
„(Y/N)?", fragt die Stimme.
„Ja? Hallo Louis", deine Mundwinkel schießen sofort in die Höhe, als du seine Stimme wiedererkennst.
„Alles Gute zum Geburtstag", trällert er dir fröhlich zu, worauf du dich freudestrahlend bei ihm bedankst. Zum Glück kann er nicht dein rot angelaufenes Gesicht sehen.
„Du willst dir sicher dein Kuchenstück abholen oder?"
„Unter anderem", kichert er, „Wenn ich nicht störe."
„Wie kommst du nur darauf? Es sind nur meine Verwandten da, da kann ich ruhig weggehen. Die Meisten beachten mich nicht einmal mehr, sondern unterhalten sich untereinander."
„Okay, wann soll ich denn kommen?", fragt er dich und du überlegst kurz.
„Eigentlich kannst du jetzt schon kommen", sagst du und gibst ihn deine Adresse.
„Ich warte auf dich und pack schon mal dein Kuchenstück ein. Wir sehen uns gleich", sagst du lächelnd und Louis verabschiedet sich mit einem „Bis gleich", bevor er auflegt. Hüpfend gehst du in die Küche, wo noch ein kleines Stück Kuchen steht. Schnell nimmst du es und wickelst es mit Alufolie ein.
