Ich blicke wie gebannt auf die Szene vor mir. „Levi?" rutscht es mir vor Verwunderung heraus. Alle blicken auf Levi, – von allen meistens nur der Captain genannt – der auf dem blonden Mann kniet und diesem bereits mehrere Fausthiebe verpasst hat.
Niemand wagt es sich einzumischen, selbst Mike steht nur da und beobachtet die Szene, der sonst bei jedem Handgemenge sofort eingreift. „Levi!" Ruft nun auch Erwin mit schneidender Stimme, woraufhin der Angesprochene tatsächlich innehält.Ich kann nur Levis Rücken sehen, wie sich sein muskulöser Oberkörper vor Erregung rasch hebt und wieder senkt. Er scheint tief durchzuatmen, bevor er seinen Kopf hebt und sich erhebt, wobei er den Blonden an dessen Kragen packt und ebenfalls aufrichtet.
Levis Stimme ertönt beherrscht, aber eisigkalt: „Ich würde vorschlagen ihr zahlt jetzt und du und deine Missgeburten von Anhängseln verlasst augenblicklich diese Bar, sonst vergesse ich mich."
Alle sind mucksmäuschenstill und das einzige Geräusch ist die Musik, die nach wie vor aus den Lautsprechern dröhnt. Bei dem Sound seiner Stimme spüre ich es kurz kalt im Nacken. Dass Levi so die Beherrschung verlieren könnte, hätte ich nicht gedacht.Einfach auf jemanden einzuschlagen passt so gar nicht zu seiner sonst so beherrschten Art. Nach einem kurzen Moment der Stille zückt der Blonde, dem das Blut aus der Nase läuft, fahrig sein Portemonnaie und drückt Levi einen Geldschein in die Hand, ohne ihn anzublicken.
„Kommt", murmelt er leise seinen Kumpanen und die Gruppe verschwindet unter Levis Blick zügig auf die Straße. Jetzt erst dreht sich Levi zu uns um und kommt auf uns zugeeilt.
Erwin und er tauschen einen wütenden Blick, woraufhin mein Onkel nur ein grummelndes „Danke Levi" hervorpresst. Der Captain nickt nur einmal bestätigend, bevor sich die Aufmerksamkeit wieder auf mich richtet.Hanji zieht mich bereits auf die Beine und blickt mich besorgt an. „Eren, ist alles in Ordnung mit dir?" fragt sie vorsichtig. „Haben diese Schweine dich angefasst?" kommt es wütend von Erwin. „Haben sie, Eren?" Levi klingt nun wieder so wie sonst auch, beherrscht und distanziert, vielleicht mit einem leicht besorgten Unterton.
„I-ich, es geht mir gut.", bringe ich zaghaft hervor, noch immer leicht überfordert mit der Gesamtsituation. Was ist eigentlich gerade passiert? „Eren, alles ist wieder gut. Es tut mir wirklich so leid, das hätte definitiv nicht passieren dürfen!" Erwin streicht mir einmal durch die Haare und schiebt mich zu einem der Barhocker.„Komm setz dich erst mal, ich glaub wir könnten nach dem Schock einen kleinen Drink vertragen. Levi, würdest du?" Ich spüre Levis stechende Blicke, wie sie mich während Erwins Worten durchbohrten und auch jetzt noch mustert er mich genau.
Ich spüre wie mir wieder das Rot in die Wangen schießt und mich nach dem Schock langsam ein Gefühl von Scham überkommt. Levi gibt sich schließlich einen Ruck, nickt kurz bestätigend und wandert um die Theke herum, um uns auf der anderen Seite der Bar ein paar Drinks einzuschenken.Erwin und Hanji lassen sich neben mir nieder und Levi stellt vor jedem von uns ein Glas ab. Ich nehme sofort einen großen Schluck und spüre das scharfe Brennen im Hals, was mich husten lässt. Ich blicke auf mein Glas und traue mich nicht die anderen anzublicken.
Es ist einfach erbärmlich. Ich bin erbärmlich. Wie konnte ich diese Situation überhaut zulassen? Jetzt stehe ich wie der letzte Loser da, der es nicht mal fertig bringt den Mund aufzumachen und sich zu wehren.
Ich spüre wieder Levis Blicke auf mir, bringe es aber nicht fertig ihn anzusehen. „Es tut mir leid.", erzähle ich meinem Glas. Da hatte ich einmal die Verantwortung von Erwin übertragen bekommen und sogleich versagt. Aber vor allem vor Levi so dazustehen lässt mich vor Scham im Boden versinken.Der Captain, den ich seit ich ihn kennengelernt habe bewundere. Was muss er jetzt bloß von mir denken? „Da hat dir gar nichts leid zu tun!" fährt mich Erwin von der Seite an. „Ich hätte dich nie alleine hinter der Bar lassen dürfen, das war wirklich unverantwortlich von mir. Zum Glück sind wir rechtzeitig gekommen. Du hast dir also überhaupt keine Vorwürfe zu machen."
„Und dir muss auch nichts unangenehm sein Eren, alles ist gut.", fügt Hanji nun wieder fröhlich hinzu. Endlich blicke ich auf und verliere mich in den Tiefen von Levis stahlgrauen Augen, die mich direkt gegenüber fixieren.
Etwas Beruhigendes liegt in dem durchdringlichen Blick des Captains und ich spüre, wie ich endlich wieder ruhiger werde. „Danke Levi." Sage ich zu meinem Gegenüber und lächele ihn zaghaft an. Ich meine da irgendetwas in seinen Augen erkennen zu können, ist es ein Schmunzeln?
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Zerstörerische Liebe [Ereri/Riren boyxboy] #SummerAward18
FanfictionPsychologischer Thriller, enthält YAOI Eren, 16 Jahre alt, schmachtet seit Jahren seinem großen Vorbild hinterher, das unerreichbar scheint. Obwohl er Levi doch ständig in der Arbeit um sich hat, scheint dieser ihn kaum wahrzunehmen. Als plötzlich...