2. Es rette mich, wer kann

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Luzi bekam den genauen Zeitpunkt mit, an dem das Konzert endete. Zwar war er weit genug vom Festgelände entfernt um nichts von dem Treiben zu hören, aber Alea rief ihn schon wieder mehrere Male an. Luzi biss sich auf die Lippen, was nur dazu führte, dass er sie sich wieder aufbiss und er erneut den ekligen Geschmack von Eisen im Mund hatte.

Am liebsten hätte er sein Handy einfach ausgeschaltete, aber Lasterbalk hatte gesagt, er wolle sich noch einmal melden, deswegen tat er es nicht. Und tatsächlich, wenig später erreichte ihn auch eine Nachricht von dem Trommler.

Hey. Alea blockiert deine Leitung, also muss ich dir so schreiben. Wo bist du?

Luzi mache schnell ein Foto von seiner Umgebung und schickte es dem Älteren. Immer noch auf derselben Bank.

Gut, ich weiß ungefähr wo du bist... Da bist du aber ein ganzes Stück gelaufen. Schrieb Lasterbalk. Ich komme zu dir. Allein.

Okay. Schrieb Luzi und wieder musste er warten.

Zum Glück war Lasterbalk gut zu Fuß und so musste das Kleine L nicht allzu lange warten, bis er eine große Gestalt auf ihn zukommen sah. Er zögerte nicht lange und begann zaghaft zu winken, um dem Lästerlichen zu signalisieren, wo er war. Dieser winkte zurück und beschleunigte seine Schritte, bis er schließlich ein wenig außer Atem neben Luzi Platz nahm.

Zu Luzis Überraschung, sagte Lasterbalk erst einmal nichts. Stattdessen musterte er den Kleineren von Kopf bis Fuß, sein Blick fiel dabei auch auf Luzis Handy, welches neben dem Dudelsackspieler lag und immer mal wieder aufblinkte.

„Willst du nicht rangehen?" fragte er dann behutsam und deutete auf das Display, das einen erneuten Anruf ankündigte. Luzi schüttelte den Kopf. „Okay, was ist los zwischen euch?"

Schon lange war es in der Band kein Geheimnis mehr, dass Luzi und Alea ein Paar waren. Nach anfänglicher Scheu und gegenseitigem Erkunden, hatten die beiden Saltaten beschlossen, es ohne viel Tamtam und Brimborium den Anderen mitzuteilen. So hatten sie eines Abends im Nightliner, sich zueinander gesetzt und eng aneinander gekuschelt. Kurz zuvor hatten sie beschlossen, dass es unsinnig war, sich noch weiter vor ihren Freunden, ihrer Familie, zu verstecken. Der leicht angetrunkene Till hatte daraufhin lautstark preisgegeben, dass er auch mit kuscheln wollte, jedoch hatten Alea und Luzi sofort und ohne zu zögern abgelehnt.

„Aber warum denn nicht?" hatte Till gequengelt. „Bin ich euch etwa nicht gut genug?"

„Es geht, aber... du bist halt nicht mein fester Freund", hatte Alea verlauten lassen und Luzi demonstrativ auf seinen Schoß gezogen. Dem Rotschopf war es ein wenig peinlich gewesen, so vorgeführt zu werden, doch Aleas rehbraune Augen, die ihn voller Liebe und Zuversicht angelächelt hatten, hatten ihn wieder beruhigt

Die anderen Bandmitglieder hatten es erst für einen schlechten Scherz gehalten und sie belächelt und den armen Till ausgelacht, doch nach dem Kuss den Alea daraufhin demonstrativ auf die Lippen seines Geliebten gepresst hatte - in einem leidenschaftlichen Kuss, der keinen Raum für andere Interpretationen gelassen hatte - waren auch die letzten Zweifel zerstreut und beseitigt worden. Stattdessen hatte man ihnen, nachdem der Schock überwunden wurde, herzlich gratuliert und es einfach als gegeben angenommen und abgehakt. Beziehungsweise sie hatten darauf angestoßen und eine Art Spielmannssegen ausgesprochen. Zumindest hatte Lasterbalk sein Bestes gegeben um ein paar nette Worte zu sagen und ihnen eine schöne Zukunft miteinander zu wünschen.

„Ich hab ihn mit... 'ner Frau gesehen", gab das L zähneknirschend preis. Es war schwer für ihn, die Fassung zu wahren.

„Er ist doch ständig von Frauen umgeben und sonst stört es dich doch auch nicht." Der Lästerliche verstand den Wink mit dem Zaunpfahl nicht und so entschied sich Luzi ihm auch noch den Rest des fiktiven Zaunes an den Kopf zu werfen.

Gemeinsam EinsamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt