An dieser Stelle nur ein rasches und herzliches Danke schön, für die vielen Empfehlungen und Reviews. Ihr seid super Leute! ;-*
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Wie ein getretener Hund mit hängendem Kopf folgte Alea, Luzi aus dem Bus raus. Der Kleinere hatte ihn keines Blickes gewürdigt, um genau zu sein, hatte er die ganze Fahrt lang, sich nicht mehr blicken lassen. Von seinen Kollegen hatte er sich freundlich und sogar mit einem kleinen Lächeln verabschiedet, auch wenn man deutlich erkennen konnte, dass es nur aufgesetzt gewesen war.
Alea hing währenddessen seinen eigenen Gedanken hinterher. Er konnte sich wirklich nicht daran erinnern überhaupt mit einer Frau mehr als üblich verkehrt zu haben. Also nur Fotos geschossen, Autogramme gegeben und hier und da vielleicht mal ein harmloser Flirt, aber mehr eben auch nicht. Trotzdem fühlte er sich unglaublich schuldig. Sicherlich bildete Luzi sich sowas nicht einfach so ein und Frank hatte ihn ja auch mit einer Frau gesehen...
Stumm nahmen Alea und Luzi ihre Taschen aus dem Bus und ohne ein einziges Wort zu wechseln, stiefelten sie die wenigen Meter zu Luzis Wohnung, wo sie sich seit dem letzten Wochenende einquartiert hatten. Seit einiger Zeit pendelten die Beiden von einer Wohnung zu der Anderen. Sie hatten zwischendurch immer mal wieder darüber gesprochen, ob es nicht sinnvoller wäre, wenn sie zusammenziehen würden – gerade Aleas frisch renovierte und geräumige Wohnung würde sich dafür anbieten – nur dass der Sänger jetzt befürchtete, dass es dazu nicht mehr kommen würde.
Kurz blickte er zu dem Brillenträger, der ein wenig vorauslief und entgegen aller Erwartungen, ziemlich ruhig und gefasst wirkte. Alea fragte sich, inwiefern das stimmte und ob es vielleicht doch nur aufgesetzt war. Er wusste es nicht, er fühlte sich dem Anderen so fern und fremd. Was war nur geschehen und würde es am Ende Alles zerstören und kaputtmachen?
Luzis Schlüssel landete klappernd in die Schale, die extra für sie auf der Kommode neben dem Eingang stand. Der Rotschopf ließ seine Tasche auf den Boden fallen, zog sich seine Jacke und Schuhe aus und brachte seine Sachen dann ins Schlafzimmer.
Unschlüssig stand Alea im Eingang. Er wusste nicht, ob er erwünscht war, oder nicht. Sein Herz sagte ihm, dass er unbedingt bleiben musste, das tat er dann auch. Er stellte seine Tasche ebenfalls ab und entledigte sich seiner Jacke und Schuhe, dann folgte er dem Kleinen L, der bereits dabei war, seine Sachen auszupacken.
„L... Luzi?" fragte Alea behutsam.
Kurz blickten die strahlendblauen Augen von ihrer Arbeit auf. Verzweifelt versuchte Alea etwas in ihnen zu lesen, zu erkennen wie ihm das L gesonnen war, aber Luzi war wie ein verschlossenes Buch mit sieben Siegeln.
Da der Rotschopf keinerlei Anstalten machte, zu reden ODER ihn hinaus zu schmeißen, kniete sich Alea behutsam auf den Boden, mit einem gewissen Sicherheitsabstand zu seinem... ja, was war Luzi eigentlich noch für ihn? Seine Reaktion war recht heftig gewesen und seine abneigende Haltung war auch nicht sehr hilfreich.
„Verzeih mir", flüsterte er und traute sich dabei nicht, den Rotschopf anzusehen. „Aber ich weiß wirklich Nichts darüber."
Der Angesprochene zuckte harsch mit den Schultern. „Dann hast du es dir vermutlich schön gesoffen und danach vergessen", zischte er gereizt. Alea konnte es ihm noch nicht einmal verübeln.
„Wenn... WENN es WIRKLICH so war", begann er, in der Hoffnung den Kleineren zu besänftigen, „dann tut es mir unendlich leid. Dann weiß ich nicht, was über mich gekommen ist."
„Es tut dir leid", wiederholte Luzi kopfschüttelnd. „Tut es das wirklich?" überrascht blickte der Sänger bei diesen Worten auf. Ihre Blicke trafen sich und in Luzis lag etwas Vernichtendes. „Und wenn ja, was GENAU tut dir leid? Dass ich dich erwischt habe oder das du sie geküsst hast?"
Alea wusste nicht genau, was er jetzt darauf antworten sollte. Luzi war wütend, rasend sogar. „Ich..." er brach ab. Es hatte keinen Sinn. Solange er nicht wusste, was wirklich vorgefallen war, konnte er sich weder rechtfertigen, noch eine ordentliche Konversation darüber führen. Das und Luzi war wahrscheinlich sowieso zu aufgebracht, um ihm ordentlich zu zuhören.
Das Kleine L schloss die Augen und nahm einen langen und tiefen Atemzug, bevor er den Sänger wieder wütend anfunkelte. „Hast du vielleicht die leiseste Ahnung, wie ich mich gerade fühle?" er wartete nicht, bis Alea ihm antwortete, sondern sprach aufgebracht weiter. „Beschissen. Ich fühle mich beschissen und hintergangen und verletzt, weil mein ach so toller ‚Freund' plötzlich beschlossen hat, hinter meinem Rücken mit irgendeiner dahergelaufene Tussi rumzumachen und dann auch noch so tut, als wäre nichts gewesen. Ist dir vielleicht mal in den Sinn gekommen, dass ein einfaches ‚es tut mir leid' hier nicht ausreicht?"
Betrübt und beschämt, schaute Alea zu dem wütenden Mann, der in seinem Tun innegehalten hatte und ihn nun auf irgendeine Art von Reaktion wartete. Was sollte er denn jetzt machen? „Wäre es dir lieber, wenn... also, soll ich... gehen?" fragte er zaghaft. Er hatte Angst vor der Antwort, musste diese Frage aber stellen.
Luzi seufzte. „Ich weiß es nicht. Tu einfach was du willst... machst du ja sonst auch immer."
Alea wollte nur eins, und zwar, dass das zwischen ihnen wieder gut werden würde. Nein, das stimmte so nicht ganz. Am liebsten wollte er die Zeit zurückdrehen und sich selbst davon überzeugen, was vorgefallen war. Er hatte sein L scheinbar sehr verletzt und jetzt mussten sie irgendwie mit den Konsequenzen leben. Ob ihnen das gelingen würde?
„Ich... ich schlafe dann heute auf der Couch. Ist das okay?"
Luzi zuckte mit den Schultern und wandte sich dann wieder seiner halb ausgepackten Tasche zu.
Vorsichtig und ganz behutsam, kroch Alea auf seinen Geliebten zu. Diesem war das durchaus bewusst, doch er machte keine Anstalten, den Größeren aufzuhalten.
Alea zögerte noch einen Moment, dann legte er eine zitternde Hand an Luzis Wange und dirigierte dessen Kopf ein Stück höher. Er presste einen zärtlichen und fragenden Kuss auf die Wange des Rotschopfes.
Luzi riss sich nicht los, wehrte sich auch nicht, aber er schien den Kontakt auch nicht zu genießen. Trotzdem nahm der Braunhaarige das als ein gutes Zeichen auf und erhob sich schweigend. Er hatte noch seine Liebe beteuern wollen, diese drei berühmten Worte aussprechen wollen, doch war er sich ziemlich sicher, dass das nur einen weiteren Ausbruch seitens Luzis hervorgebracht hätte. Dafür war die Wunde noch zu frisch.
Verzweifelt setzte sich der Sänger auf die allzu bekannte Couch, auf der er und Luzi so manchen schönen Abend verbracht hatten. Es waren schöne Erinnerungen, und auch wenn sie ihn gerade nicht wirklich aufmuntern konnten, so gaben sie ihm doch den Mut, Alles zu probieren, um sein L zurück zu gewinnen und der ganzen Angelegenheit auf den Grund zu gehen. Gleich morgen würde er damit anfangen den Rotschopf zu besänftigen und in seinen Erinnerungen zu kramen. Er könnte zum Beispiel meditieren, vielleicht würde das helfen.
Aber heute war der Tag erst einmal gelaufen. Luzi hatte ihm den kleinen Liebesbeweis nicht verwehrt, das war ja auch schon mal viel wert.
Trotzdem versteckte er sein Gesicht in seinen Händen und murmelte: „Das darf doch Alles nicht wahr sein. Wieso passiert sowas auch ausgerechnet uns?" Er hatte gar nicht bemerkt, dass ein gewisser Dudelsackspieler in der Tür stand und ihn belauschte. Ein nachdenklicher Ausdruck entstand auf dem Gesicht des Brillenträgers, bevor er sich von seinem Spielmannskollegen abwandte und zurück ins Schlafzimmer verschwand. Die Sache war weitaus komplizierter, als es den Anschein hatte und ihm lieb gewesen wäre.
Lautlos schloss das Kleine L die Türe hinter sich. Morgen wäre ein neuer Tag und wer weiß, was der bringen würde. Aber für heute hatte er erst einmal die Schnauze gestrichen voll.
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Gemeinsam Einsam
RomanceFortsetzung zu „Hausbesuch", ich empfehle die FF zuerst zu lesen. Alea und Luzis Beziehung gelangt an einen Tiefpunkt. Können die beiden Spielmänner die Krise überwinden, oder droht ihnen die Trennung? (Saltatio Mortis FF - Aluzi)