Gemeinsam Einsam

14. Hab mich dir gestellt

Das erste Objekt, das er aus der Tüte zog, war flauschig und als er es sehen konnte, wusste der Rotschopf nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Ein dunkelbrauner Teddy, fast schon schwarz, blickte ihn aus treudoofen, schwarzen Knöpfen an. Hier und da hatte er ein Pflaster auf dem Pelz kleben. Aber am wichtigsten war wohl das weiße T-Shirt, auf dem in schwarzer Schrift stand: „Es tut mir voll leid. (Ehrlich)."

Luzi strich mit seinem rechten Daumen durch das weiche Fell, bevor er den Bären neben sich legte. Er war sich der dunkelbraunen Augen, die jede seiner Reaktionen beobachteten, mehr als bewusst. Er ignorierte sie und zog dann den schwereren Gegenstand aus der Tüte, die damit nun leer war. Es handelte sich um ein Fotoalbum im Din A5 Format, das in einem dunklen rot gehalten war. Auf die Vorderseite stand: „Kleine Liebeserklärung", in Aleas Schrift, die Luzi unter hunderten erkennen würde.

Luzi traute sich nicht es zu öffnen, tausend Gedanken kreisten in seinem Kopf herum. Was sollte das? Hatte Alea nicht gesagt, dass es ihm reichte? War die Beziehung nicht aus? Warum machte er sich dann die ganze Mühe? Das machte doch Alles keinen Sinn.

Mit zitternden Fingern öffnete er das Fotoalbum und er bereute es sofort. Das erste Foto was ihn grüßte, war sein ehemaliger Handyhintergrund. Und dazu kam dann auch noch das, was Alea auf die dazugehörige Seite geschrieben hatte.

Ich könnte dir viel erzählen, um dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe. Doch die Momente, die wir zusammen erlebt haben, sind einzig und allein der Beweis dafür, wie viel du mir bedeutest.

Er blätterte weiter. Das nächste Bild, zeigte sie auf der Feuerspektakelbühne mit atemberaubenden Pyro-Effekten und sie beide mit einem breiten Grinsen im Gesicht und Alea natürlich mit erhobenem Arm. Wenn man genauer hinsah, konnte man neben der Bühne sogar den Tod erkennen, Lasterbalks ‚alten Freund'.

Du bist der einzige Mann, für den ich das Feuer der Götter stehlen und für den ich selbst den Gevatter Tod betrügen würde.

Über das Bild was dann kam, musste das L schmunzeln. Es zeigte ihn, wie er in die Kamera ‚schrie' und irgendwelche Faxen machte. Seitlich hinter ihm stand Alea, der das Publikum dazu animierte zu klatschten und mitzusingen, er bekam von den Späßen Nichts mit.

Du bringst mich immer wieder zum Staunen (und Lachen)! Denn du bist verrückt, immer auf Achse, manchmal kindisch (oft), schnell zu begeistern, meistens betrunken... ein waschechter Spielmann eben.

Mittlerweile fragte Luzi sich, warum er sich das hier antat. All die Bilder, waren schöne Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit. Es tat weh sie zu sehen, andererseits wollte er sie auch nicht mehr missen.

Auf der nächsten Seite küsste er Alea scheu auf die Wange. Das war zu einem Zeitpunkt gewesen, als sie noch relativ frisch verliebt waren und es der Band gerade erst gesagt hatten. Damals waren sie noch ein wenig zurückhaltender gewesen.

Egal wie traurig ich bin, wie kaputt oder schlecht es mir geht... Ein Kuss von dir und mein Tag ist gerettet.

Es ging noch eine ganze Weile so, doch schlagartig änderte sich dann die Atmosphäre der Bilder und Sprüche. Bisher waren sie alle glücklich gewesen, doch jetzt hatten sie etwas Trauriges an sich.

Alea hatte ein Selfie von sich gemacht, wie er alleine in seinem Bett lag. Es war recht dunkel in dem Zimmer und der Braunhaarige sah alles andere als glücklich aus, um genau zu sein, sogar recht verweint.

Das Schlimmste sind die Nächte, wenn ich deine Wärme nicht mehr spüre.

Das nächste Bild verwirrte den Rotschopf. Es passte nicht so wirklich zu den Anderen, so schien es zumindest, denn es zeigte weder ihn, noch Alea. Es bildete nur das Schlafzimmer des Sängers ab, dieses Mal bei Tageslicht. Auf dem Boden lagen verstreut ein paar ihrer Klamotten, in etwa so, wie sie es vor ein paar Tagen verlassen hatten. Und auf einem der Nachtschränkchen lag eins seiner Bücher, er las halt gerne vor dem Einschlafen, jedenfalls hatte er das getan, wenn Alea es zugelassen und nicht andere Pläne gehabt hatte.