12. Schlag endlich zu!

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Luzi konnte den Gesichtsausdruck des Sängers nicht sehen, aber er konnte sich relativ gut vorstellen, dass es von Wut gezeichnet sein musste, so angespannt wie er sich hielt. Als der Braunhaarige sich auf die Brust seines Verwandten kniete und die Faust zum Schlag ausholte, hechtete der kleine Rotschopf los und griff beherzt nach dem Arm des Sängers. Er erhaschte ihn gerade noch rechtzeitig.

„Alea, nein!" rief er. Zwar hätte Daniel es verdient, aber Erstens verstieß es gegen Aleas Prinzipien Jemanden am Boden zu schlagen und Zweitens wollte er auch nicht, dass der Sänger wegen so einem Idioten Ärger oder eine Anzeige bekam.

„Lass mich!" fauchte der Braunhaarige und versuchte seinen Arm zu befreien. Daniel, beobachtete aufmerksam aber stumm die Auseinandersetzung die über ihm stattfand. Vielleicht war er auch ein wenig durch den Wind, wegen des Schlages den Alea ihm bereits verpasst hatte.

„Er ist es nicht wert", sagte Luzi behutsam aber mit einem festen Unterton. Mittlerweile hatte sich eine Zuschauerschar gebildet. Schockiert und angsterfüllt sahen die Übrigen dem Spektakel zu.

„DU hast doch gesagt, ich solle ihn schlagen, wenn er dir nochmal zu nah kommt." Sein Ton war aggressiv, er hatte nun völlig die Selbstbeherrschung verloren.

Immer noch umklammerte der Dudelsackspieler den Arm seines Freundes. „Und du hast gesagt, dass das keine gute Idee sei."

Erst jetzt schaffte Alea es, seinen Arm dem Kleineren zu entziehen. Entgegen aller Erwartungen, stand er jedoch auf und funkelte immer noch wütend auf seinen Freund hinab. „Kannst du dich nicht einmal in deinem Leben für eine Seite entscheiden? Bei dir geht es immer nur hin und her."

„Wovon zum Teufel redest du?" fragte der kleinere Spielmann irritiert. Daniel machte derweil keine Anstalten aufzustehen. Beunruhigend, aber er atmete noch und schien mehr oder weniger bei Bewusstsein zu sein.

„Wenn DU meine Hand nimmst, ist alles in Ordnung. Wenn ICH es versuche, entziehst du dich mir... Was soll das? Wo ist bitte der verdammte Unterschied?"

Luzi stand auf. „Alea", aber er bekam keine Chance mehr zu sagen, er wurde unterbrochen.

„Ich weiß nicht, was auf dem MPS vorgefallen ist, okay? Ich wünschte ich könnte es dir sagen, aber ich kann es nicht! Also, was soll ich denn noch machen? Soll ich dich auf Knien anbetteln wie ein Hund? Soll ich mich von der nächsten Brücke stürzen, würde dich das glücklich machen?" Er schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf. Seine Stimme wurde nun mit jedem Wort lauter: „Ich will dieses ganze bescheuerte Theater nicht mehr... Ich hab da keinen Bock mehr drauf... Mir reicht es einfach, dass mein eigener Freund mir nicht glaubt und vertraut. Was ist das denn bitte für eine Beziehung? Gar Keine! ... Wenn... wenn du das hier nicht mehr willst, dann sag es endlich und mach Schluss, aber hör auf mit diesem ständigen hin und her!"

Während Alea sich die Haare raufte und kurz von ihm wegdrehte, ließ Luzi den Kopf hängen. Mit so einem Gefühlsausbruch hatte Luzi nicht gerechnet. Aber er musste zugeben, dass Alea Recht hatte. Ohne gegenseitiges Vertrauen würde keine gescheite Beziehung funktionieren... Und die Schuld lag ganz alleine bei ihm...

„So ist das doch nicht."

„Ach nein? Du willst mir gerade doch nicht ernsthaft weismachen, dass wir eine gesunde Beziehung führen. Das würde nämlich ein gesundes und gescheites Miteinander voraussetzen..." er stand immer noch mit dem Rücken zum Rotschopf, hatte aber seinen Kopf nach hinten gedreht. „Ganz ehrlich... in letzter Zeit frage ich mich, ob du das hier nicht einfach nur als Vorwand benutzt."

Die Worte trafen das überraschte L hart und schmerzhaft. Es presste seine Augenlider fest aufeinander und zwang sich dazu die Tränen zu unterdrücken. Zu seiner großen Überraschung, schaffte er das sogar. Das war nun wirklich der letzte Tropfen auf dem heißen Stein.

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