Der erste Morgen

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Leise Geräusche weckten ihn früh am nächsten Morgen aus seinem ruhigen, traumlosen Schlaf. Es waren nicht die typischen Geräusche eines Waldes, doch er war sie gewohnt. Seine jungen Schützlinge schienen zumindest teilweise bereits auf den Beinen und vermutlich waren sie bereits mit ihren Aufgaben beschäftigt.

Jeder hier hatte seine Aufgaben, doch keine waren zu schwer für die Kinder. Viele sahen einen guten Teil ihrer Aufgaben als Spaß an. Sie liebten die Lichtung und ihre kleine Gemeinschaft hier, freuten sich sogar über den Unterricht, den sie erhielten.

Obwohl sie alle aus alten, hoch geschätzten Familien kamen, waren sei doch unerwünscht gewesen, viel bis zu dem Punkt, an dem sie selbst weggelaufen waren. Sie konnten sie gut daran erinnern, wie sie behandelt worden waren. Häufig wertlos, aus den verschiedensten Gründen, weshalb auch die Behandlung der Kind nicht verschiedener hätte sein können. Doch in einem waren sie alle gleich. Sie hatten nie Unterricht erhalten, in nichts.

Somit freuten sie sich nun umso mehr, dass sie lernen durften. Für viele war nicht einmal klar, dass jeder ein Recht auf lernen hatte. In ihren Köpfen hatte sich festgesetzt, dass man nur dann, wenn man für die Familie wertvoll genug war, dass man dann lernen durfte. Denn nur dann dürfte man der Gesellschaft gezeigt werden, in anderen Fällen würde man einfach vor der Öffentlichkeit versteckt.

Wie er wusste war es so gleich mehreren seiner Schützlinge gegangen und es freute ihn umso mehr, dass er ihnen ein Leben bieten konnte, dass sie so gerne lebten. Denn er sah es jeden Tag in ihren Augen und in ihren Handlungen, sie liebten es zu leben, weil er ihnen ein lebenswertes Leben gab. Und das wiederrum gab ihm einen Grund am Leben zu bleiben, wo er doch so weit weg von seiner Heimat war.

Als er das Trillern verschiedener Vögel hörte, schlug er die Augen auf und sah in das noch schlafende Gesicht des Babys. Der kleine Junge schlief noch immer friedlich, die Faust noch immer im Mund und von seiner Decke und einem Zipfel der eigentlichen Decke gut gewärmt. Er konnte nicht anders als zu lächeln und wusste, dass dieser Zwerg nicht nur sein Herz im Sturm erobern würde.

Er würde vermutlich auch der endgültige Schlüssel zu Scorpios Herzen sein. Das älteste Mädchen der Gruppen war zwar so etwas wie die Mutterfigur für die Jüngeren, doch sie war doch noch in sich zurück gezogen und niemand hatte es bis jetzt geschafft sie vollständig aus ihrer Schale herauszubringen, doch das Baby würde das hoffentlich schaffen.

Ganz sanft strich er dem Kind über die Wange, wobei der Junge den Kopf etwas drehte. Erneut wurde der Schorf an seiner Stirn sichtbar und er wütend. Woher hatte der Junge diesen Schnitt und warm sah der aus, als wäre er nicht behandelt worden? Nun, er würde ihn später untersuchen und sich dann daran machen die Wunde zu heilen.

Er stand auf. Dem kleinen Jungen zog er dabei die Decke weg und dieser wurde etwas unruhig, schien danach zu suchen, weshalb er den Jungen schnell wieder zudeckte. Jetzt schlief der Kleine wieder vollkommen friedlich, weshalb er sich anzog und einen Blick durch das Fenster warf. Er sah die wunderschöne Traumeiche im Morgenlicht und den leichten Rauch, der von einem steinernen Ofen am Rad der Lichtung kam.

In der Nähe des Ofens, der zeitgleich auch als Herd genutzt werden konnte, befand sich das einzige steinerne Haus ihrer kleinen Gesellschaft. Es war ein notwendiges Übel, denn wenn man Kindern die hohe Kunst der Tränke beibrachte, etwas für das vor allem Scorpio Talent zeigt, so flogen doch gerne einmal Dinge in die Luft. Ein steinernes Haus war daher sicherer für diese Art des Unterrichts.

Am Ofen selbst stand bereits die 13 Jährige Scorpio und der Geruch nach frisch gebackenem Brot zog über die Wiese. Das lange, schwarze Haar in einem einfachen, hohen Pferdeschwanz tragend kümmerte sie sich bereits um das Frühstück. Als hätte sie seinen Blick über die gesamte Lichtung gespürt, drehte sie den Kopf und sah ihn direkt an. Er winkte, was sie erwiderte, drehte sich dann aber um, weil er seinen jungen Gast gehört hatte.

Die Unerwünschten von KnoxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt