Stadt der Elben

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Scorpio kriegte sich kaum ein vor Lachen, als sie die Stadt erreichten, denn Mareus drehte denn Kopf so schnell, dass man das Gefühl hätte, er versuche eine Eule nachzumachen. Überall gab es etwas Neues zu sehen. Tinnu hatte sich zwar viel Mühe damit gegeben sie gut auf diese Reise vorzubereiten, aber sich etwas vorzustellen oder Bilder davon zu sehen, war einfach nicht dasselbe, wie es mit eigenen Augen zu sehen.

Die Bäume standen am Rand der Stadt eng gedrängt und die Äste bildeten ein dichtes, eng verschlungenes Dickicht, als Schutzvor dem Wind. Zur Stadtmitte hin wurden die Bäume höher, wenn auch nicht viel, und standen lockerer. Die Häuser standen eng aneinander und schon wenige Meter hinter der Baumgrenze wurden sie auch bis in die Kronen der Bäume gebaut.

Es herrschte eine Art Dämmerlicht, das wohl auch tagsüber herrschte, denn selbst nun am Abend, sah man, dass das Blätterdacht die Stadt beinahe lückenlos vor Augen aus der Luft verbarg. Zwischen den Häusern liefen Elben herum, unterhielten sich in ihrer Sprache, die in den Ohren der Menschen noch immer fremd klang.

Einige Elben führten am Standrand noch Tiere wie Pferde oder auch eine Art Stier, der aber aussah wie eine Kreuzung aus einer Antilope und einem Stier. Je weiter sie in die Stadt vordrangen umso mehr nahmen diese Tiere ab. Dafür entdeckte Mareus immer mehr kleine, hübsch aussehende Tiere vor denn Häusern oder in den Fenstern. An manchen Häusern befanden sich Nester, die denen von Schwalben ähnelten, aber kleine scharlachrote Vögel mit drei langen Schwanzfedern schossen immer wieder daraus hervor oder saßen drauf und zwitscherten Melodien.

Auch die Kleidung veränderte sich. Die Frauen trugen bunte Tücher, vor allem in Schattierungen von lila, rosa oder auch orange um die Oberkörper gewickelte, mit einem silbernen oder goldenen Band gebunden, die mit großen, falschen Blüten dekoriert waren. Darunter zeigten sie ihre bloßen Beine, die in schwarzen Schuhen endeten. Die Männer trugen zur Stadtmitte hin immer mehr Rangzeichen, kleine Bronze, silberne oder auch goldene Abzeichen über dem Herzen, die ihren Beruf anzeigten. Bei der Kleidung schienen sie viel variabler als die Frauen.

Exotische Gerüche zogen durch die Straßen und Mareus lief das Wasser im Mund zusammen. Er hatte Hunger und wollte am liebsten sofort etwas essen. Das signalisierte sein Magen auch lautstark, gerade in dem Moment als sie durch einen hölzernen Bogen auf einen relativ großen Hof ritten. Der Bogen hatte ein aufwendiges Schnitzmuster mit Ranken und Blüten und dazwischen stand etwas in elbisch. Doch selbst die elbischen Lichter, von denen zwei am Bogen angebracht waren, machten es nicht möglich zu lesen was.

„Bleibt einen Moment hier. Ich bin gleich zurück." Elegant schwang sich Tinnu von dem Grauen Pferd und band sowohl Perian, als auch die cremefarbene Stute an einem hölzernen Ring an. Beide Pferde senkten die Köpfe und begannen an dem Haufen Heu zu fressen, das unter dem Ring lag. Mareus blickte sich in dem Hof um und entdeckte noch mehr solcher Ringe, alle unter einem hölzernen Unterstand und unter allen lag Heu. Hier sollte man sein Pferd anbinden.

Tinnu öffnete eine Tür und einen Moment fiel ein Streifen helles Licht aus dem Haus in den Hof, doch Tinnu verschwand darin und hinter ihm fiel die Tür wieder zu. Der Grünäugige hoffte, dass sich der Elb beeilen würde, denn er war neugierig auf die Stadt und wollte sie erkunden gehen. Außerdem wollte er etwas essen und in der Stadt bekäme er sicherlich etwas. Ungeduldig fixierte er die Tür, in der Tinnu verschwunden war.

„Er kommt doch gleich wieder. Du musst die Tür nicht sprengen, das hälfe uns in keinem Fall weiter." Überrascht drehte Mareus den Kopf und sah Scorpio neben seinem Pferd stehen. Er warf ein Blick hinüber zu Tindu. Der stand eng an Ithildim gedrängt und schien Angst vor allem zu haben und sich nicht zu trauen zu fressen. Vor seiner Nase lag zwar ein Haufen Heu, auf das er auch immer wieder schielte, aber er fraß nicht.

Die Unerwünschten von KnoxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt