Die Unerwünschten von Knox

Scorpios erster Vortrag

Scorpio war aufgeregt. Sie dankte Kelan zwar aus ganzem Herzen für diese Chance und es war eine große Ehre für sie, dass ihr dieses Angebot gemacht wurde, aber sie war aufgeregt. Sie wusste, nichts davon war neu für sie. Die Pflanzen kannte sie in und auswendig, die Anwendungen hatte sie zum großen Teil selbst und es war auch nicht das erste Mal, dass sie unterrichtete, aber dennoch fühlte sich das alles für sie neu an.

Im Moment war sie alleine in dem Raum, in dem sie später den Vortrag halten sollte, und ging noch einmal über ihre Notizen und Materialien. Sie selbst hatte sie aussuchen dürfen, welche Pflanzen sie vorstellen wollte und wie genau sie das tun wollte. Letztendlich hatte sie sich auf die wichtigsten und häufigsten Pflanzen entschieden, die man in den verschiedenen Regionen des Landes fand.

Sie hoffte wirklich, dass es den Waldläufer eine gute Grundlage gab, damit diese sich in der Umwelt selbst versorgen konnten. Es war ihr wirklich wichtig, dass es nicht nur ein Termin würden würde, von dem niemand etwas mitnehmen würde. Sie hoffte inständig, dass sie das auch hinbekommen würde und dass sie nicht nur als jemand abgestempelt wurde, zu dessen Vortrag man eben gehen musste, aber nichts mitnahm.

„Hallo." Scorpio zuckte zusammen, als sie jemand begrüßte, drehte sich dann aber mit einem Lächeln auf den Lippen um. „Hallo Kelan." Der fröhliche Schwarzhaarige kam in den Rum und zu ihr hinüber. „Du hast ja einen halben botanischen Garten hier aufgebaut." Er staunte über die vielen Pflanzen, die in Töpfen herumstanden und den Raum tatsächlich wie einen botanischen Garten wirken ließen.

Scorpio lachte. „Stimmt, aber es bringt nichts, wenn ich über die Pflanze erzähle und dann keiner in der Lage ist, sie in der Wildnis zu erkennen. Das hier soll ihnen nach Möglichkeit auch etwas bringen, auch wenn die es vielleicht nicht ernst nehmen." „Da hast du vermutlich leider Recht. Es gibt genug, die das hier nicht ernst nehmen werden." Scorpio seufzte. „Ich habe es bereits vermutet, ich meine, es war klar nach dem ganzen Theater mit Lio. Aber ich werde trotzdem mein Bestes geben."

„Das kann ich sehen. Ein Benitabusch." Kelan ging vor dem Busch in die Hocke und besah ihn sich genauer. „Aber die Blüten sind kleiner." „Ja. Hier gelten die Blüten sogar als groß, aber damals sind wir scheinbar über die perfekten Bedingungen gestolpert. Weißt du noch, wie du den Busch benutzen kannst?"

Kelan grinste. „Das klingt irgendwie falsch, aber ja. Die Wurzeln kann man essen, roh oder gekocht. Die Blüten sind auch essbar und ziemlich süß und ... verdammt. Die Blätter kann man zu Behandlung von Krämpfen benutzen. Was war nochmal mit den Blüten? Die waren auch irgendwie medizinisch anwendbar." „Du hast es verwechselt. Die Blüten sind bei Krämpfen anzuwenden, die Blätter bei Entzündungen."

„Okay, das war es dann."  Kelan grinste triumphierend und Scorpio schüttelte amüsiert den Kopf. „Soll ich dir einen Keks als Belohnung geben?" „Es gibt Kekse als Belohnung?" Scorpio schüttelte den Kopf, was Kelan für sein kindisches Verhalten aber wirklich dankbar denn es hatte ihr die Nervosität genommen. Sie fühlte sich jetzt deutlich sicherer, wenn sie an den Vortrag dachte.

Das der näher rückte, sagte ihr nicht nur die Uhr, sondern auch die Elben, die nun begannen den Raum zu füllen. Sie kamen einzeln oder in kleinen Gruppen und es war auffällig, dass es nur drei Frauen waren. Alles andere waren Männer, viele davon würde Scorpio niemals als Waldläufer vermuten andere trugen die Wildheit wie einen Ehrenanstecker.

Es war eine bunt gemischte Gruppe, doch was sie alle gemeinsam hatten, war ihre unverhohlene Abneigung gegenüber Scorpio. Niemand machte sich die Mühe vorzutäuschen, dass sie den Menschen akzeptierten oder auch nur hören wollten, was sie zu sagen hatte.

„Warum müssen wir uns das hier antun? Wir wissen das doch eh schon alles. Es gibt nichts, was uns ein Mensch noch beibringen könnte. Eher umgekehrt." Scorpio tat so, als hätte sie die Rothaarige Elbin nicht gehört, und wand sich einfach erneut ihren Notizen zu. „Du hast Recht, aber was Kelan sagt passiert eben auch. Und wenn er will, dass ein Mensch einen Vortrag hält, zu dem wir gehen müssen, dann auch das." Ihr blonder Begleiter gab sich nicht mehr Mühe seine Stimme leise zu halten.