Kapitel 2 (1 Woche Später)

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Ich starre aus dem Fenster meines kleinen Zimmers im 3. Stockwerk. In zwei Stunden bin ich volljährig. FREI. Bis vor ein paar Stunden hatte ich noch den perfekten Fluchtplan - jetzt teile ich mir mit Luna Valente auf einmal mein 10qm großes Zimmer, weil ein neues Mädchen unbedingt bei ihrer ehemaligen Zimmergenossin einziehen musste. Was mach ich bitte schön jetzt? Luna war bisher in all den Jahren meine einzige Freundin hier. Aber sie ist viel zu jung und hübsch, um überhaupt da draußen einen einigermaßen seriösen Job zu bekommen. Bei mir hingegen braucht sich meine neue Herrin keine Sorgen zu machen, dass ihre Bekannten einen Blick auf mich werfen. Das einzig sehenswerte bei mir sind meine Augen. Ich hatte schon immer so smaragdgrüne, auffällige Augen mit goldenen Sprenkeln. Das ist aber auch das einzige Interessante an meiner Person. "Lunita?" frage ich vorsichtig. Vielleicht habe ich ja Glück und sie schläft schon..."Du willst fliehen, oder?" antwortet sie leise mit einer Gegenfrage. Fuck! Ist das so offensichtlich? "Ich...", setze ich zu einer Ausrede an, aber sie unterbricht mich. "Wenn du wirklich gegen willst, such für mich einen einigermaßen angenehmen Job, bis ich 18 bin. Bitte", fleht sie mich an. Überrascht halte ich inne. Das sind noch drei Jahre - Zeit genug. "Okay. Ich schwöre es." "Dann geh, bevor Señora Rodriguez davon etwas mitbekommt. Ich wünsche dir alles Gute", flüstert sie. Vorsichtig umarme ich sie mit meiner verschmutzen Kleidung. Die saubere trage ich auf dem Weg nach El Gustavo in einem kleinen Säckchen bei mir. "Ich hab dich lieb" hauche ich und verschwinde im Dunkeln der Nacht. In die Freiheit.

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