Kapitel 12: Am Ende

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Was mache ich noch hier? Jeden Tag nach dem Kampf mit Jerry stellte ich mir diese Frage. Ich wollte gehen und blieb trotzdem. Wofür? Ich werde von fast allen verachtet, da ich ihr "Spiel" nicht mitgespielt habe. Allein Ahsoka und Lisa stehen noch hinter mir. Die beiden waren es auch, die mich überzeugten hier zu bleiben. Es gibt jedoch keinen Anreiz hier zu bleiben. Ich werde ignoriert und im schlimmsten Fall sogar beschimpft, während Jerry sich als Held feiern lässt. Mein bester Freund hatte sich in der ganzen Zeit, die wir hier sind, verändert und ich hatte ihn verloren.

Kraftlos stochere ich in meinem Essen herum und grüble weiter vor mir hin. Plötzlich werde ich gepackt und in meinen Kartoffelbrei gedrückt. "Du wehrst dich schon wieder nicht.", sagt Jerry verächtlich. Ohne zu antworten, reiße ich mich los und springe auf. Wir stehen uns erneut Auge in Auge gegenüber. Der Hass lässt seine Augen glänzen und er lächelt mich fordernd an. Ihn so zu sehen macht mich fertig und meine Kraft verschwindet wieder. Gedemütigt verlasse ich den stillen Speisesaal, um mich zu waschen. So ging das beinahe jeden Tag. Ich wache auf der Couch von Ahsoka und Lisa auf, lasse mich in der Akademie demütigen und kehre niedergeschlagen zurück. Kraftlos drücke ich die Tür zu und lasse mich aufs Sofa fallen. Als ich einschlafen möchte, höre ich meine beiden Gastgeberinnen aus der Küche rufen. "Mach dich fertig! Wir wollen los." Ohne mich zu bewegen, antworte ich in mein Kissen, "Geht ohne mich." Nicht schon wieder.", höre ich Ahsokas Stimme, die sich nun im selben Zimmer wie ich befindet, "Es kann doch nicht wahr sein, dass du immer nur hier bleiben möchtest." "Doch!", antworte ich trotzig. Plötzlich werde ich durch den Raum geschleudert und an eine Wand gedrückt. Ich sehe wie Ahsoka, eine Hand nach vorn gestreckt, kopfüber im Raum steht. Sie trägt ein blaues, bauchfreies Kleid, welches ihre weiblichen Züge betont. Lächelnd lässt sie mich langsam zu Boden, "Kommst du mit oder muss ich das nochmal machen?" "Wo geht's denn hin?", frage ich und hebe abwehrend die Hände. "Zur Begrüßung der neuen Rekruten.", beantwortet Lisa meine Frage, während sie das Wohnzimmer betritt. Sie trägt das selbe Kleid wie Ahsoka in rot und mustert mich. "So kommst du nicht mit. Hol deinen Anzug!" Mit offenem Mund starre ich sie an, "Muss ich?"

"Ich hasse mein Leben.", sage ich im einem ungemütlichen, schwarzen Anzug auf dem Weg zum Empfang. Die beiden laufen ein paar Schritte vor mir und lachen. Plötzlich bewegt sich mein Körper von selbst. Blitzschnell habe ich sie eingeholt und schubse sie von der Straße. Während sie gerade so stehen bleiben können, folge ich ihnen im letzten Moment, bevor drei schwarze LKWs mit Containern auf den Ladeflächen an uns vorbei rasen. Wütend klopfe ich mir den Staub ab. "Was war das denn?", frage ich Ahsoka besorgt. Ihr Schulterzucken beantwortet meine Frage. Als wir um die Ecke zum Hauptgebäude biegen, sehen wir die Wagen wieder. Sie stehen vor unserem Ziel. Beim Näherkommen sehe ich, dass die Container leer sind. "Ich will mir das anschauen. Geht ohne mich rein!", sage ich zu meinen Begleiterinnen. Lisa lächelt mir zu, während Ahsoka nur nickt. Wortlos betreten sie das Gebäude. Vorsichtig schleiche ich mich zu einem der Container und gehe hinein. Es ist keine Seele zu finden, doch ich höre Schreie, die schnell näher kommen. Plötzlich sind sie direkt neben mir. Ein Bild tut sich vor meinen Augen auf. Kinder gehen weinend aus dem Container, während andere von Kriegern des Königs geschlagen werden. Vor Schreck weiche ich ein paar Schritte zurück. Als mich plötzlich jemand packt, verschwimmt das grauenhafte Bild. Ein haarloser Mann mit einer größe von über zwei Metern und gefährlich glühenden, gelben Augen mustert mich von oben bis unten. Sein Blick durchdringt mich und jeder Versuch, mich loszureißen, scheitert. Nachdem er abschätzig schnaubt, geht er ohne etwas zu sagen ins Gebäude. Während ich ihm nachschaue, reibe ich meine schmerzende Schulter.

Im großen Empfangssaal suche ich zuerst nach Ahsoka und Lisa. Vergeblich untersuche ich die Menge, bis mir ein kleines Mädchen auffällt, das einsam in einer Ecke steht.
Als ich näher komme, bin ich mor sicher, dass das die kleine vom Markplatz ist. Ihr dreckiges blondes Haar bedeckt immer noch die Schultern ihres zerschlissenen Kleides. Sie hat rote Ränder um ihren braunen Augen, so, als ob sie gerade geweint hätte. Vorsichtig schleiche ich mich zu ihr, lehne mich an die Wand und frage sie, was sie hier macht. Erschrocken schaut sie mich an und dreht sich ängstlich weg. "Fahr sie nicht so an!", höre ich Lisa plötzlich hinter mir. "Ihr Bruder wurde gerade auf die Krankenstation gebracht." Wütend schaut sie mich an, doch schüttelt schnell den Kopf und umarmt die Kleine. Verwirrt setze ich mich neben sie und ordne meine Gedanken. Hatte ich sie wirklich angefaucht? Plötzlich steht Lisa auf. "Ich hole dir etwas Wasser, Rio. Tom pass auf sie auf!" Nach meinem kurzen Nicken, verlässt sie uns. "Tut mir Leid.", unterbreche ich das Schweigen nach einer Weile und lächle ihr zu. Sie nickt kurz, während ich meinen Kopf wieder senke. "Magst du mir trotzdem sagen, warum ihr hier seid. Ihr werdet zu Soldaten, wisst ihr das?", frage ich nochmal. "Wir müssen. Sie kamen und fingen uns ein. Jeder der sich weigerte, liegt jetzt im Krankenhaus.", bekomme ich als Antwort. "Alles für den König.", setzt Rio hinterher.

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