1: Vorwort *

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Der letzte Ferientag war versaut. Wieso hatte ich daran gedacht? Wieso hatte ich den letzten Tag nicht einfach genießen können?
Morgen war es soweit. Ich durfte wieder nach Hogwarts, in mein fünftes Jahr. Ich hatte wenig Lust auf die ganze Lernerei und den Stress, meine ZAGs schaffen zu müssen. Am meisten hatte ich bedenken bei Verwandlung.
McGonnagall hatte, glaube ich, die Nase voll von meinen unnötigen Versuchen irgendwas hinzubekommen.

Das schlimmste war, dass ich ihn wiedersehen würde. So gerne ich das verhindern wollte. Ich seufzte genervt. Dieses Schuljahr würde turbulenter werden, als der Wind draußen.

Ich freute mich schon auf das endlose Gequassel von meinen Mitbewohnerinnen. Unter ihnen war Lily Evans. Ich musste daran denken, wie sie letztes Jahr versucht hatte, sich irgendwie mit mir zu befreunden. Ich verstand nur nicht, wozu man unbedingt Freunde brauchte. Ich kam schließlich gut allein klar.

Ich schüttelte den Kopf und versuchte die Gedanken zu verbannen, damit ich den letzten Tag entspannen konnte. Ich trat an meinen Spiegel, kämmte meine gelockten, braunen Haare und überlegte gleichzeitig, ob ich meine Haare mal wieder färben sollte.

Ich kniff meine Augen kurz zusammen und als ich sie wieder öffnete, waren meine Haare violett. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Woher ich das konnte?

Ich war ein Metamorphmagus. Das hatte ich von meiner Oma väterlicherseits geerbt, die von einem Viperzahn umgebracht worden war. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Das war die schlimmste Nacht meines Lebens gewesen. Dicht gefolgt von dem Tag, an dem meine Muggel-Mutter uns verlassen hatte, um nach Schottland zu ziehen, weil sie nicht mit Magie klar kam. Das war in der zweiten Klasse passiert. Natürlich war ich traurig gewesen, aber im Nachhinein fand ich es nicht allzu schlimm. Sie hatte sich irgendwann sowieso nur noch besoffen.

Mein Magen knurrte und unterbrach meine Gedanken. Ich machte mich auf den Weg nach unten, als mein Vater mich aus der Küche rief.
„Kleine! Komm mal!"
„Komme!", erwiderte ich und lief zu ihm.

„Was ist los?", fragte ich und schnappte mir einen Keks, den er gebacken hatte.
„Ich würde gerne mit dir reden." Er bot mir einen Stuhl an, auf den ich mich setzte.

Auf unserem kleinen Tisch stand eine Topfpflanze, die er bei Seite schob.
„Ich mache mir Sorgen. Morgen beginnt dein fünftes Jahr und du hast immer noch keine Freunde ", erklärte er.

Es klang fieser, als er es meinte. Ich blinzelte verwirrt.
„Was ist, wenn ich keine möchte?", brummte ich.
„Ich möchte nicht, dass du einsam bleibst."
„Aber ich?"
„Das weiß ich, aber-" Ich stand auf.
„Was? Ich brauche niemanden. Und ich weiß, dass du weißt, dass du es weißt ", sagte ich, verwirrte ihn und nutzte die Gelegenheit um nach draußen zu flüchten.

Wir lebten auf dem Land in der Nähe von Nottingham. Ein grüner Wald war nicht weit von unserem Haus entfernt.
Das Gespräch schwirrte noch in meinem Kopf umher. Ich kam gut zurecht, auch ohne Freunde. So einsam das klang.

Schließlich hatte ich keine, seit der zweiten Klasse. Ich hatte mich daran gewöhnt. So schlimm, wie viele sagten, war es nicht. Mir lief erneut ein Schauer über den Rücken.
Ich wollte mich garnicht an die zweite Klasse erinnern. Meine Mutter hatte uns verlassen und meine „beste Freundin" hatte den Mut dazu gehabt, einfach alles auszuplaudern. Alles. Sie hatte mich verraten und meine Geheimnisse überall herumerzählt. War es da nicht verständlich, dass ich keine Freunde mehr brauchte?

Als Einzelgängerin lebte es sich um einiges besser.

Spiele nicht mit ihren Gefühlen! (Rumtreiber Zeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt