Sie spürte warme Hände auf ihrem Körper.
Wärme in ihrem Gesicht und kaltes Wasser, dass ihr aus den Haaren über die Wangen trief. Die winzigen Tropfen bahnten sich ihren Weg über ihre gleichmäßige Haut, dass es sie kitzelte. Jess versuchte sich zu bewegen, doch scheiterte. Ihre Muskeln gehorchten ihr nicht. Befehl um Befehl sandte sie in ihre Gliedmaßen, doch nichts geschah.
Ihr war kalt, doch ihr Körper verweigerte ihr jeglichen Dienst.
Nicht ein Zittern - nicht ein Atemzug. Es wurde eng in ihren Lungen, doch nichts gehorchte ihr.
//Atme! Atme! Nun atme doch, verdammt! Atme!//
Sie konnte nicht. Würde sie nun ersticken?
Sie wollte nicht sterben. Panik ergriff sie. Sie brauchte Luft!
Doch sie kam nicht. Dann die Schwärze vor ihren geschlossenen Augenliedern
wurde von einer noch tieferen, schwärzeren Dunkelheit abgelöst, in die sie sanft hinab gezogen wurde.
Die Wellen brachten das schäumende Wasser immer näher zu den Felsen. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Vielleicht noch zwei Stunden bis die Flut das Meerwasser an die Felswände spritzen lies. Vielleicht weniger.
Nun stellte sich noch die Frage: //Wie komme ich hier mit Jess wieder raus. Denselben Weg wie vorhin?//
Er bezweifelte, dass er mit Jess auf dem Rücken den Weg, den Geröll-Abhang hinauf, in demselben Tempo bewältigen konnte wie er ohne sie, nur kurz zuvor.
Mit nur einem Arm, falls es ihm gelänge, den Körper der jungen Frau so auf seinem Rücken zu positionieren, dass er den anderen noch benutzen konnte, da sie sich ja kaum selbst festhalten konnte, würde es ohnehin länger dauern.
Dazu kam, dass er bergauf musste. Was wiederum eine Zeitverzögerung verursachte.
Jess lag noch immer neben ihm im Sand. //Wo sollte sie auch sonst sein. Von selbst würde sie sich keinen Zentimeter weit mehr bewegen!//, dachte er resigniert und streichelte ihre eiskalte Wange.
Er schreckte auf, als ein undefinierbares grauses Ding neben ihm an den Stand gespült wurde. Nach kurzem Betrachten entpuppte es sich als ihre graue Strickjacke, die sie so gerne an kalten Tagen getragen hatte. Die Strickjacke, die sie immer in ihrem Spind im ARC gelassen hatte, falls ihr in dem großen Gebäude kalt wurde. Dieselbe Strickjacke, doch nun mit Salzwasser vollgesogen und einen Farbton dunkler.
Beckers Hand streckte sich wie von selbst nach dem Kleidungsstück aus und zog es über den Sand zu sich hin um es auszuwringen und es vom Schmutz zu befreien. Ein kleines Andenken an sie. Wieder überkamen ihn Schuldgefühle. //Wie hatte es nur soweit kommen können?! //
Mit einem Blick aufs Meer prüfte er den Sonnenstand.
Die Sonne war bereits halb hinter dem Horizont verschwunden.
Etwas in seinem Kopf sagte ihm, dass es Zeit sei. Doch er blieb sitzen. //Ein Weile noch//, sagte er sich selbst. //Noch eine Weile//.
Wieder wandet er sich Jess friedlichem Gesicht zu und fragte sich wo sie jetzt wohl war. Er war nicht religiös und er konnte sich das Leben nach dem Tod nicht wirklich vorstellen. Gab es eines? Oder war man danach einfach tot. Einfach leblos, wie ein Gerät, bei dem man den Stecker zieht. Um Jess' Willen hoffte er um eines.
Er konnte es noch immer nicht glauben. Und es würde auch noch eine ganze Weile bis zu diesem Zustand brauchen.
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Make It Rain (Primeval FF)
De TodoPrimeval - Jess fällt durch eine Satellitenanomalie und Becker unternimmt einen Verzweifelten und ungeplanten Rettungsversuch. Dabei umgeht er eine Menge seiner selbst aufgestellten und angebeteten regeln und Grenzen für das Leben der Team Koordinat...