Irgendwann, es mussten Stunden vergangen sein, blieb Becker einfach stehen. Stand nur da und sah auf das war vor ihnen lag. Die Sonne war noch nicht gänzlich aufgegangen, und noch beherrschte dir erfrischende Kühle der Dämmerung die Einöde.
Jess schien auf seinem Rücken eingeschlafen, denn sie klammerte nicht mehr so, dass es ihm fast die Luft abschnürte, hing nur noch schlaff auf seinem Rücken herum.
Auch geredet hatte sie lange Zeit nicht mehr.
Sein Atem ging unregelmäßig. Er war immer schneller gegangen, möglichst so, dass Jess es nicht mitbekam, er wollte nicht, dass sie seine Ängste bemerkte sie könnten es nicht schaffen. Sie dachte nicht, das sie da war. Die Angst, das hatte er gespürt. Sie sah ihn als der optimistische und furchtlosen Teil ihres Duos.
Doch sie war immer da gewesen, die Furcht, wie er auch das Wissen darum, dass es knapp werden würde. Gerade nachdem sie so enorm verschlafen hatten.
Auf dem lauf hatte er viel nachgedacht, auf die junge Frau auf seinem Rücken und auf das Perm im allgemeinen. Er hatte Wahrscheinlichkeiten ausgerechnet und versucht, die unsichtbaren Wolkenbilder auf die Aussicht auf Regen zu interpretieren.
Irgendwann war er fast gerannt. Sie hatten keine Zeit, und die Wüste, diese ganze Epoche, schien sich gegen sie verschworen zu haben.
Nur Glück, dass es den Tieren ebenso erging.
Er hatte ebenfalls überlegt, wie die Gorgonopsiden durch die Anomalie gekommen waren.
Auch sie brauchten Wasser. Waren sie den ganzen Weg gekommen ans Meer gekommen?
Möglicherweise zum brüten?
Reptilien brauchten nicht so viele Wasser wie Säugetiere. Bei weitem nicht.
//Kein Wunder, dass sie sich erst später entwickelt haben.//
Becker kickte ein loses Stück Koralle weg.
Es kullerte über den Boden und blieb liegen.
Es folgte ein zweites Stück und ein drittes.
Das letzte flog am weitesten.
Er war so müde, das er nicht mehr ausmachen konnte, wo der letzte Stein hingeflogen war. So Müde. Momentan kam ihm sogar der scharfkantige Stein wie ein weiches Bett vor.
//Mein Gott! Ich halluziniere!// dachte er bei sich und versuchte den heraufkommenden Schlaf zu verdrängen.
Jess regte sich auf seinem Rücken, und schlang sogleich ihre Beine enger um seinen Bauch. Er spürte fast wie sich jeder erdenkliche Muskel in ihrem Körper anspannte.
„Was ist denn mit dir los? Alles klar da hinten?” fragte er über die Schulter. Seine Stimme war leise und heiser.
Beim Sprechen kratzte es in seinem Hals. Durst.
Keine Reaktion von Jess.
Mit einem Ruck, zog er sie von seinem Rücken nach vorne und drehte sich dabei, sodass er immer noch landeinwärts stand und sie nun mit dem Gesicht zu ihm. Sie musste ihn direkt ansehen.
Was sie nicht tat.
Er schüttelte sie etwas. Ihre Unterlippe begann zu zittern. Er löste mühsam ihre verschränkten Beine von seinem Rücken und stellte sie behutsam auf den Boden.
Sie knickte fast weg, die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Becker wusste immer noch nicht was los war.
Seine Beine fühlten nichts mehr, zu lange war er gelaufen. Jess wäre nach der halben Nacht in der Kälte tot umgefallen, hätte er sie nicht getragen und gewärmt.
jess starrte auf einen Punkt oberhalb seines Ellenbogens. Sie war still, so unheimlich still und starrte mit angstgeweiteten Augen hinter ihn.
Jess sah die Bewegung in dem Halbdunkel des Morgens bevor sie die Laute vernahm. Die Laute von scharrenden Schuppen und Chitin auf dem unebenen Riff.
Sie sah die glühenden Augen, die Reptilien Augen, wie sie das frühe Morgenlicht reflektieren, welches noch zu schwach für des Menschen Auge war. So wie, wenn man die Augen einer Katze leuchten sieht, ohne die Lichtquelle ausmachen zu können. Es waren nur zwei.
Aber das Knirschen und bröckeln der Steine auf Schuppen konnte kaum von einem einzigen Lebewesen herrühren.
Neben sich, etwa 4 Meter entfernt konnte sie den Schemen eines Steinbocks ausmachen, der Rest der Herde oder des Rudels musste sich dahinter verbergen.
Und Becker bemerkte es einfach nicht.
Natürlich, wenn es nun schon morgen war, dann war er sie Nacht mit ihr auf dem Rücken durchgelaufen. Er war müde, dass konnte sie fast sehen, jedoch eher aus seinem rasselndem Atem heraus hören.
Sie hatte Angst, das Biest könnte sie hören, wenn sie etwas sagte, noch hoffend von ihm, sie noch nicht bemerkt zu haben.
Und Becker merkte nichts.
War einfach blind für das Geräusch.
Sie konnte, nicht anders, sie musste ihn warnen, sie mussten laufen, beide. Möglichst sich leise davon schleichen.
Becker schüttelte sie, erwartete Reaktion irgendeiner Art.
„Jess!” - Doch seine Stimme wurde vom Grollen des Monstrums übertönt, welches sich in atemberaubendem Tempo auf sie zu bewegte.
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Make It Rain (Primeval FF)
RandomPrimeval - Jess fällt durch eine Satellitenanomalie und Becker unternimmt einen Verzweifelten und ungeplanten Rettungsversuch. Dabei umgeht er eine Menge seiner selbst aufgestellten und angebeteten regeln und Grenzen für das Leben der Team Koordinat...