At Night

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Die Kälte weckte Becker. Er öffnete die Augen und sah sich verwirrt um. 

Alles war schwarz. Er sprang reflexartig auf und suchte den Boden nach Jess ab, konnte sie in der Dunkelheit jedoch nicht ausmachen. 

Er schluckte die aufkommende Panik herunter und atmete durch den Mund langsam aus. 

Sie hatten verschlafen, extrem verschlafen! Innerlich ohrfeigte er sich dafür. 

//Wie konnte ich nur weg gedämmert sein?//

Das passierte normalerweise nicht, wenn er es nicht wirklich beabsichtigte. 

Er ging zu Boden, kniete sich auf den Stein und tastete nach Jess. Seine Finger fuhren über den Sand, stießen gegen Stein und endlich, nach viel zu langer Zeit, berührten seine Fingerkuppen den Stoff von Jess' Hosenbein. 

Ein markerschütternder Schrei, brachte ihn fast um sein Gehör und ließ ein nervtötendes Fiepen in seinem rechten zurück als das Geräusch abbrach. 

//Déjà vu...//

Becker spürte einen Fuß, wie er mit voller Wucht gegen seinen Kopf stieß. Er duckte sich und entkam so einem weiteren Tritt. 

„Fuck! Jess!” fluchte er, sein Schädel pochte. 

Die um sich schlagende Gestalt verharrte in der Bewegung. 

„Becker?!” kam es sachte aus der Dunkelheit.

„Ja, wer sonst?!” seine Stimme hatte zwar einen wütenden Unterton, aber sein Gesicht zierte ein leichtes Schmunzeln bei dem Gedanken, dass Jess ihn fast ausgeknockt hatte.

„Oh, Mist! Es tut mir so leid Becker! Ich dachte Du wärest eins von diesen Monstern, weist du? Gorginopsieden. Wie die im ARC, die waren ja irgendwie kleiner als normal und es war so das einzige Tier was ich aus dem Perm so kenne... und... Oh, nein! Das wollte ich ganz bestimmt nicht!...” 

Sie brabbelte noch einige Zeit weiter wie leid es ihr tat, aber Becker hörte sie kaum. Er lauschte auf andere Geräusche in der Nacht. Es war wirklich merkwürdig, dass sie dieser merkwürdigen, unbekannten Art der Gorgonopsieden, noch nicht zum Opfer gefallen, geschweige denn begegnet waren.

Schlagartig wurde er in die Realität zurück geholt als er plötzlich Jess Hände auf seinem Gesicht spürte. 

Ganz aus Reflex zuckte er zurück und er hörte wie ihre Hände in ihren Schoß zurück sackten. 

Innerlich schlug er sich erneut dafür grün und blau.

Alles was er nicht wollte war sie zu verletzen, ob nun im Geiste oder körperlich. Und doch tat er es immer wieder.

//Verdammt ich Vollidiot!// hämmerte es im Takt seines Pulses in den Schläfen. 

Er musste zugeben, das Jess ihn, wahrscheinlich aus Versehen, an genau der richtigen Stelle getroffen hatte.

Becker betastete seinen Kopf, die Beule würde hoffentlich nicht allzu groß werden, aber da war zum Glück nicht viel Blut. Ein kleiner Kratzer auf der Stirn, er würde sich hoffentlich schnell schließen.

Das letzte was sie beide jetzt brauchen konnten war eine Infektion.

„Geht's denn?” kam es wieder von Jess. 

Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, doch wie in der Nacht zuvor war kein Mond zu sehen, und so gab es  keine andere Lichtquelle als ein paar Sterne, von dessen Leuchtkraft man nicht gerade prahlen konnte.

Jess' Stimme hörte sich merkwürdig an. 

Zitterig, als würde sie jeden Augenblick brechen, als wären Tränen im Anmarsch. 

Make It Rain (Primeval FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt