Tegernsee-Trip. Ein Reisebericht von Dvrenvard
An einem schönen Samstagmorgen sind fünf gute Freund und ich zu einem spontanen Ausflug aufgebrochen. Mit ein paar Halben und Spielkarten im Rucksack haben wir uns am Bahnhof getroffen, mit dem Bayernticket in der Tasche konnte die Fahrt gleich losgehen.
Die Zugfahrt war sehr angenehm, wir erzählten uns was wir alles erlebt hatten, als ein sehr lebensfroher Mann auf uns zukam. Er wollte uns unbedingt Bier verkaufen, es war ja immerhin schon kurz nach acht, aber, wie gesagt, wir hatten selbst welches mit. Jedesmal, wenn er an uns vorbeikam, machte er seine Späße, mit seinem schwarzen Anzug und seinem silbern glitzernden Partyhut ist ihm das auch gelungen.
Der erste Halt des Zuges war Landshut, die Hauptstadt von Niederbayern. Keiner von uns wollte aussteigen, da jeder die Stadt aus- und inwendig kannte. Der nächste Halt war Freising, da es hier, bis auf eine sehr schöne Kirche und eine Eisdiele, die ein gutes Pfefferminzeis verkauft, nicht wirklich viel gab, blieben wir auch hier sitzen,
Schließlich erreichte der Zug Minga (für die preußischen Leser: München), nun mussten wir raus, da in Minga ein Kopfbahnhof ist und die Lok nicht in den Bahnsteig fahren durfte. Wir hätten zwar wieder retour fahren können, aber das Pfefferminzeis in Freising war das nicht wert.
In Minga hatten wir fast eine Stunde Umstiegszeit, ich wollte diese nutzen, um etwas U-Bahn zu fahren, jedoch konnte ich meine lieben Freunde nicht dazu überzeugen. Schließlich stiegen wir in den BOB (=B ayrische O berland B ahn) ein und die Fahrt ging weiter. Der Wagon war mehr als überfüllt, doch wir machten es uns auf dem Boden gemütlich und genossen unser erstes Bier, ironischerweise ein Chiemseer, den unser Ziel war die Brauerei Tegernsee.
Nach einer guten Stunde kamen wir in Gmundl an, nach einer kurzen Suche fanden wir Einheimische, die uns den Weg nach Tegernsee beschreiben konnten. Die Frau schickte uns zur "Kuastraß", wir waren zunächst nicht sicher, ob sie "Kurstraße" oder "Kuhstraße" meinte, aber wir fanden den richtigen Pfad schon bald.
Zunächst ging es über eine prächtige blumenreiche Wiese, auf der gerade ein Hochzeitspaar nette Fotos schoss. Wir beglückwünschten die Beiden und freuten uns mit ihnen. Dann spazierten wir durch einen Wald, wir kamen an einem Bauernhof vorbei, einige Kühe lagen friedlich in der Sonne. Außerdem trafen wir auf Nokori, ein sehr bekanntes Alpaka.
Der Name passte zu dem Tier (Gisbert würde ihm aber auch stehen), denn es hatte ein sehr ruhiges Wesen. Vielleicht sollte man es zum Präsidenten der USA wählen, durch seine gechillte Art würde dem Nahen Osten wohl viel Leid erspart werden. Mit seiner Frisur und seinem Intelligenzquotienten wäre es jedenfalls sicher mehr als qualifiziert.
Meine Freunde sagten beim Spaziergang immer wieder, dass die Wanderung schon etwas anstrengend war, als Quasi-Wahl-Tiroler konnte ich darüber natürlich nur lachen.
Endlich kamen wir in Tegernsee an, inmitten des Dorfes, das im Landkreis mit dem sehr einladenden Namen Miesbach liegt, steht das Brauhaus der berühmten Brauerei Tegernsee, die wohl als einzige bezüglich Geschmack dem übermächtigen Augustiner die Stirn bieten kann.
Das Gymnasium des Dorfes ist baulich mit dem Bräustüberl verbunden, wir waren uns alle einig, dass dies somit die Traumschule schlechthin war. In jeder Mittagspause zum Tegernseer, was will man mehr.
Wir kehrten dort ein und konnten überraschend billig essen (Bier plus Schweinshaxe für < 13€). Nach dem Essen wollten wir weiter zur Wallbergbahn, die auf der anderen Seite des Sees lag. Nach langer und gründlicher Überlegung entschieden wir uns gegen Schwimmen und für die Fähre.
Nach ein paar Kilometern Spaziergang, bei dem meine Freunde sich wieder ihrer weiten Wanderung rühmten, erreichten wir den Wallberg, da es bereits vier Uhr war, rentierte sich eine Hochfahrt mit der Seilbahn nicht mehr und wir ließen uns in einem Biergarten nieder. Leider wurden wir von einem kleinen, aber doch sehr heftigen Gewitter dabei gestört.
Als der Regen wieder nachließ, machten wir uns auf den Rückweg. Da wir noch etwas Zeit hatten, tranken wir in Tegernsee ein Bier, sahen uns die atemberaubende Kirche, die ebenfalls an die Brauerei angebaut ist, an und ließen noch einmal den herrlichen See auf uns wirken.
Im Innenhof entdeckten wir noch einen alten VW-Bus und eine Vespa, die beide die Aufschrift der Brauerei trugen.
Nun ging es leider für uns wieder zurück. Gerade noch rechtzeitig kam wir am Bahnhof an und es ging über Minga nach Hause.
Bis auf das kurze Gewitter hatten wir wirklich traumhaftes Wetter, der Ausflug war rundum ein voller Erfolg.
Wieso nach Thailand oder sonstwo hinfahren, wenn man nicht einmal die eigene Heimat kennt und dort ja auch viel Schönes entdecken kann.
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Geschichten
Short StoryEine Sammlung von Kurzgeschichten und anderen Gedanken. Ein Prosawerk von Dvrenvard #1 in Prosa [22. Mai 2018]