Inside "Das Wachkoma-Mädchen"

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Im Gegensatz zur vorherig besprochenen Geschichte handelt es sich beim "Wachkoma-Mädchen" um einen eher härteren Stoff. Zudem stecken hier viel mehr Wahrheiten als im "Tigerkätzchen".

Die Novelle (Kurzgeschichte, oder so), deren Idee schon länger in Dvrenvards Kopf rumspukte, wurde im Rahmen des Ideenzauber-Awards von Hestehna geschrieben. Sie diente dabei als Ersatz für die ursprüngliche SciFi-Story, die nach Vorschätzungen jedoch die 5000 Wörter gesprengt hätte. 

Zusammengefasst geht es um einen jungen Internisten, der eine junge Frau im Wachkoma mit Lungenentzündung behandeln muss. Schnell wird im klar, dass die Prognose in diesem Fall eher infaust ist. Kurz vor ihrem Tod erscheint sie ihm in einem Traum, um ihn zu beruhigen, dass er sich nicht um sie zu sorgen braucht.

Nach Kapitel:

-I: Hier wird ein typischer Tag im Krankenhaus gezeigt, das Kapitel dient va als Persiflage

-II: Tom lernt die Patientin kennen. Das junge hübsche Mädchen ist vom jahrelangen Wachkoma gezeichnet (Attraktivität vs Krankheit); Tom versucht durch persönliches Anreden ("Liebe Chrissi") ihren Zustand zu überspielen

-III: Tom und seine Freundin Lena spielen erst Mario Kart und schlafen danach miteinander. Er spricht sich bzgl der Patientin bei ihr aus.

-IV: Das zentrale Kapitel. Tom hat Nachtdienst, er wird geweckt, da die Patientin verstorben ist. Nach der Leichenschau erscheint sie ihm jedoch im Arztzimmer. Er unterhält sich mit ihr und spielt mit ihr Karten. Während sie sich am Anfang noch fröhlich gibt, kollabiert sie am Ende weinend in seinen Armen.

-V: Tom wacht auf und merkt, dass alles nur ein Traum war. Mittlerweile ist das Mädchen jedoch wirklich verstorben. Am nächsten Tag, beim Gespräch mit dem Bruder der Patienten, kommen ihm allerdings Zweifel, ob hinter dem Traum nicht doch noch mehr steckt.


In der Geschichte geht es in erster Linie um die psychische Belastung des Arztes, va in der Inneren Medizin. Während seine Kollegen von der Chirurgie bzw Geburtshilfe eher freudigere Situationen erleben, wird er mit einem terminal erkrankten jungen Mädchen konfrontiert, wobei ihm ihr Schicksal sehr nahe geht. 

Seine Freundin Lena dient ihm dabei als emotionale Stütze, mit ihr kann er Spaß haben und sich geborgen fühlen. Letzten Endes wird er jedoch von der Patientin selbst getröstet, die ihm in seinem Traum ihren Dank ausspricht und ihm sagt, dass sie froh ist, endlich aus dem Koma befreit zu sein und in den Himmel zu dürfen.


Die Stimmung im Text beginnt zunächst heiter mit einem Mittagessen, Toms Hauptproblem hier sind noch die verkochten Spaghetti, anschließend wird er vom Konsil seines Kollegen genervt. Danach trifft er erstmals auf die Patientin, er geht hier noch davon aus, dass es sich nur um eine gut behandelbare Pneumonie handelt.

Am nächsten Tag verbringt er einen Abend in Zweisamkeit mit seiner Freundin, die ihn kurzfristig ablenken kann. Als sie jedoch einschläft, kommt in ihm wieder die Angst um das Mädchen hoch, bei dem er sich mittlerweile des baldigen Todes sicher ist.

In seinem Traum verstirbt sie schließlich und spricht dann als Geist mit ihm. Dabei erzählt sie ihm einige Details aus ihrem Leben. Als er dann aufwacht und zunächst erfreut merkt, dass er alles nur geträumt hat, wird ihm leider mitgeteilt, dass die Patientin auch im wirklichen Leben verstorben ist. Er trauert um sie und spricht anschließend mit ihrem Bruder. Dieser bestätigt ihm einige Details, von denen die Patientin im Traum erzählt hat. Aus diesem Umstand kann Tom neue Hoffnung schöpfen, dass sie trotz ihres physischen Todes noch weiterlebt.


In der Geschichte werden also mehrere sog. Coping-Mechanismen dargestellt:

- Sachen unternehmen, die einem Spaß bereiten (Mario Kart, gutes Essen)

- Freundschaft (die Späße mit dem Chirurgen)

- die Beziehung zu Lena (Geborgenheit, Aussprache)

- Religion (die Patientin lebt im Himmel weiter)

Dem Arzt ist es vor allem wichtig, ein menschliches Verhältnis zu seinen Patienten aufrecht zu erhalten und sich nicht abzuhärten oder gar zu verbittern.


Als Dingsymbol dienen im Text Uhren, deren Ticken das voranschreiten der Zeit verdeutlichen. Die Uhr verstummt erst, als Tom die Batterie entfernt, nachdem die Patientin verstorben ist.


Anspielungen im Text:

- Germknödel sind immer sehr beliebt

- die ewige Fehde zwischen Internisten und Chirurgen 

- häufig schlampig ausgefüllte Dokumente (Aufnahmebogen ohne Diagnose, Totenschein)

- Mario Kart -> Running Gag bei Dvrenvard

- die hübsche Gynäkologin -> Assistenten auf der Geburtshilfe sind überdurchschnittlich oft sehr hübsche junge Frauen

- Pizza-Bestellen im Nachtdienst

- Stilllegen der Uhr nach dem Tod des Patienten -> eine alte, aber leider zunehmend vergessene, Tradition in europäischen Kliniken


Zusammenfassend wird beschrieben, wie man im harten klinischen Alltag ein Stück Menschlichkeit und Spiritualität behalten kann. 

[Zum Thema des Komas/der Patientenverfügung: Im Text zT widersprüchlich (Himmel > Koma vs. keine Behandlung wegen der Verfügung)]


Trivia:

- die Handlung basiert auf einer wahren Geschichte

- Dvrenvard selbst kommt darin vor

- 108 bzw 113 von 165 möglichen Punkten in der Award-Wertung

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