"Das Tigerkätzchen" (oder intern Novelle 1.3) ist eine der leichteren Geschichten von Dvrenvard. Grob geht es um zwei junge Männer, die mit dem Zug und einem kleinen getigerten Kätzchen durch Niederbayern fahren. Sie kommt dabei ohne Gewalt aus, beschreibt die Schönheit nicht nur des bayrischen Waldes und mündet natürlich in einem Happy End.
In diesem Text folgt nun etwas "Sekundärliteratur", zum näheren Verständnis der Geschichte.
Zunächst ist die Geschichte, auch um der Selbstbezeichnung "Novelle" gerecht zu werden, sehr realistisch gestaltet und basiert natürlich auf einem "unerhörten Ereignis".
Abb. 1: Maunzi im Zug
Auch sonst ist die Geschichte gut recherchiert, alle Zugfahrzeiten stimmen mit den realen Fahrplänen überein, auch beispielsweise die Informationen zu den Museumszügen wurden entsprechend nachgeschlagen.
Zur Handlung:
Kapitel 1: Beim Grillen, Aufbau der Rahmenhandlung.
Kapitel 2: Fahrt von Neufahrn nach Radldorf, entsprechend der klassischen "Sauffahrt" von zwei Freunden
Kapitel 3: Finden des Kätzchens, das am Ende mitfährt.
Kapitel 4: Kurzer Aufenthalt in Straubing, entsprechend der ersten Station einer Biergarten-Tour
Kapitel 5: Ankunft im Bayrischen Wald, Besuch von Wirtshaus und Zugmuseum, Kennenlernen der Mädchen
Kapitel 6: Besuch des Nationalparks mit den Mädchen
Kapitel 7: Rückfahrt nach Mallersdorf, Einkehr im Wirtshaus, Kennenlernen der Besitzerin des Kätzchens
Kapitel 8: Abschluss der Rahmenhandlung
Zusammenfassend stellt die gesamte Handlung einen typischen spontanen Ausflug dar, bei dem die Protagonisten allerhand erleben.
Grundsätzlich gibt es zwei Hauptmotive, erstens Technik (va Züge) und zweitens Tradition (Wald, Bier).
Diese werden aber nicht widersprüchlich, sondern ineinander verwoben dargestellt. Der Zug (die Technik) dient als Zugang zum Biertrinken und Waldspazieren, während aber auch der Wunsch nach dieser Tradition die Nutzung der Technik bedingt. Die Geschichte beschreibt somit die bayrische Lebensweise, nach der man gleichzeitig nach technologischer Weiterentwicklung und Traditionserhalt strebt.
Demzufolge sind auch die beiden verwendeten Dingsymbole nicht eindeutig einer einzelnen Bedeutung zuzuordnen. Gemeint sind Bier und Zug. Tendenziell könnte man dazu neigen, den Zug als Ort der Hektik zu betrachten, während man das Bier in einer gemütlichen Runde trinkt.
Beides trifft hier stellenweise zu, teilweise wird die Bedeutung aber auch vertauscht.
Zug: wird verpasst, defekte Zugstrecke (Hektik), im Zug wird geschlafen, das Kätzchen gesellt sich dazu (Gemütlichkeit)
Bier: gemütliches Biertrinken im Wirtshaus, Weghalbe (Gemütlichkeit), schnelles Austrinken des Bieres in Straubing aus Zeitnot (Hektik)
Ein weiteres Motiv ist das der beiden Mädchen aus dem Bayrischen Wald. Hier wird die Idylle gezeichnet, dass sich vier junge Menschen kennenlernen und spontan zusammen weiterreisen, was sich als neoromantische Realitätsflucht interpretieren lässt. Die beiden Mädchen, die unterschiedlicher im Charakter nicht sein könnten, werden nach der Verabschiedung auch nicht mehr relevant erwähnt, sie sollen den Protagonisten lediglich als schöne Erinnerung erhalten bleiben.
Am Ende verhilft das Kätzchen dem Hauptcharakter Sepp schließlich, seine spätere Freundin Anna kennenzulernen. Sie ist die Besitzerin der Katze und die beiden treffen sich zufällig im Wirtshaus. Bis zu diesem Höhepunkt durchlaufen die beiden Freunde eine abenteuerliche Reise, die vor allem durch Spontanität und dem Hinnehmen von neuen Situationen gekennzeichnet ist. Die beiden leben also ins Blaue hinein (widersetzen sich zB dem Fahrplan der Bahn oder der Kellnerin im bayrischen Wald) und werden am Ende dafür mit einer netten Geschichte zum Weitererzählen belohnt.
Im Text finden sich zudem zahlreiche Anspielungen:
- Y-Box: Anspielung auf eine bekannte Spielekonsole
- typische Situationen in der niederbayrischen Regionalbahn
- beim Zugfahren haben die beiden eher Probleme mit der Privatisierten Bahn
- Konflikt Kartoffelsalat vs Pommes
- "und wenns die Katze vom Söder wär" angelehnt an "und wenns der Kaiser von China wär"
- Rasen auf der Bundesstraße -> deutsche Autokultur
- Rüscherl-Trinken -> typisches bayrisches Partygetränk (Asbach + Cola 1:2)
- "Und so Karl habe ich meine Anna kennengelernt" -> angelehnt an "How I met your Mother"
- "Und dann haben sie den Fürstenhof verlassen und in Italien ein Restaurant aufgemacht" -> Parodie auf "Sturm der Liebe"
Zusammenfassend ist die Geschichte eine Lobhymne an Zugfahren, an die bayrische Lebensweise und die Spontanität. Das Kätzchen dient dabei va dem Aufrechterhalten einer netten und auch verspielten Atmosphäre.
Trivia:
- von der ersten Idee bis zur Fertigstellung dauerte es nur drei schlaflose Nächte
- "Das Tigerkätzchen" wird von Dvrenvard, anders als zB die vergleichsweise eher ungeliebte Serva, zu seinen schöneren Werken gezählt
- es kommen ständig Züge vor, da Dvrenvard selbst ein übertriebener Zugfanatiker ist
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Geschichten
Short StoryEine Sammlung von Kurzgeschichten und anderen Gedanken. Ein Prosawerk von Dvrenvard #1 in Prosa [22. Mai 2018]