Viertes Kapitel

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"Ich glaube nicht an Magie.", war das Erste, das über Mayas Lippen kam. "Das habe ich anfangs auch nicht, Maya. Aber wie wollen Sie sich diese Situation sonst erklären?" Da hatte recht. Es dürfte eigentlich nicht möglich sein. Maya hätte durchdrehen sollen. Sie hätte brüllen, etwas durch die Luft werfen oder sich in einer Ecke zusammenrollen sollen. Sie hätte sich aufregen sollen, einfach nur weil die Gute-Nacht-Geschichten ihrer Eltern jedes Fantasy-Buch wahr sein konnten.

Einfach nur, weil es nicht hätte möglich sein sollen.

Aber das war es.

"Gibt es nur diese eine Uhr?", fragte sie zögerlich. Ein sanftes Lächeln stahl sich auf Christophs Lippen. "Nein, es gibt noch sechzehn andere. Aber außer mir und den Leuten, für die ich arbeite, weiß das niemand." "Warum erzählen Sie es dann mir? Ich könnte es ausplaudern." Christoph lachte leise. "Nun, Sie kommen mir aber wie ein äußerst sturer und eigensinniger Mensch vor. Und da Wayne auf Sie und Ihren Laden geschossen hat, bezweifle ich, dass Sie ihm dann noch einen Gefallen tun werden." Er hatte recht. Aber dass sie so leicht zu durchschauen war, gefiel ihr überhaupt nicht.

"Schön, und für welche Leute arbeiten Sie?" "Für eine Gruppe, gegründet von Ihrer Majestät persönlich, die den Rosenkiller aufspüren sollen." Maya erinnerte sich an diesen Fall aus ihren Vorlesungen. Vor 111 Jahren gab es einen Serienkiller in London, der jedem seiner Opfer eine weiße Rose in die rechte Hand legte. "Hören Sie, der Rosenkiller ist nicht nur eine historische Person. Von ihrer Zeit ausgesehen, wäre in zwei Jahren wieder ein Killer mit demselben Muster aufgetaucht."

Maya wurde kalt. "Also 2020 hätte es in London wieder einen Serienmörder gegeben?" Christoph nickte und gab ihr eine Zeitung. Bei dem Datum stand 04. Dezember 2020. Und auf der Titelseite stand in der ersten Zeile. Londoner Rosenkiller tötet drittes Opfer. Erschrocken hielt Maya sich die Hand vor den Mund. "Vor 113 Jahren gab es bereits einen solchen Mörder. Ich ... hab das überprüft. Danach bin ich in Ihre Zeit und da stand es in der Zeitung. Es ist eine Art grausame Familientradition. Und seitdem gibt es auch Familien, die diese Morde zu verhindern versuchen. Eine davon ist die Ihre, Maya."

Sie schüttelte über den Gedanken nur den Kopf. Es kam ihr so absurd vor. "Also mal angenommen, Sie haben mit jeder Ihrer Verschwörungstheorien recht ... Wie kann ich Ihnen helfen? Ich wusste von all dem nichts und bin nur eine Buchhändlerin." "Mit einem Abschluss in Literatur und Geschichte, einem ausprägten Gerechtigkeitssinn und einem Drang zur Neugierde.", fügte er lächelnd hinzu.

"Maya, Ihre Eltern, Großeltern und Urgroßeltern waren nicht nur Buchhändler. Sie haben genauso für diese Sache gelebt und wenn Sie mir nicht glauben, dann sehen Sie sich das hier an." Er stellte eine Kiste mit alten und neueren Notizbüchern auf den Tisch. Maya nahm das oberste heraus und blätterte darin. "Das ist sie Handschrift meiner Mutter.", murmelte sie. Darin waren außerdem unzählige Artikel, Illustrationen und Fotos. Benommen legte sie es zurück.

"Christoph, es... es tut mir leid, aber das ist ein bisschen viel auf einmal und ich..." Er schob einen Stuhl für sie hin und sie setzte sich. "Natürlich, es tut mir leid, dass ich Sie so damit überfallen habe, aber wie Sie selbst gesehen haben, sind Sie für Mister Braxton und seine Leute eine Art ... nun ja ein Dorn im Auge eben. Ihr Laden musste darunter leiden und das bedaure ich sehr und-" "Es war nicht Ihre Schuld. Sie haben mich zwar nach 1907 entführt, aber mir so auch das Leben gerettet und dafür danke ich Ihnen."

Er grinste und wirkte dabei fast etwas jungenhaft. "Gern geschehen, Maya. Jedenfalls wäre es vorteilhaft für Sie, wenn Sie ein paar Tage hierbleiben. Meine Leute stelle ich Ihnen noch vor und wir werden uns auch um Ihre Sicherheit kümmern. Und was Ihre Hilfe betrifft... niemand kann Sie dazu zwingen, zumal auch dieses Vorhaben gewisse Gefahren mit sich bringt. Vermutlich haben Ihnen Ihre Eltern deswegen nichts davon erzählt. Ob Sie ihre Arbeit fortführen ist nur Ihre Entscheidung und ich dränge sich auch nicht zu einer Antwort."

Ein Lächeln stahl sich auch auf ihre Lippen. "Danke." Eine Weile lang sah er sie nur an. Schließlich wandte er sich zu dem Ofen um. "Wo bleiben meine Manieren? Sie haben sicher Hunger. Möchten Sie auch etwas Tee?" Maya nickte nur, denn Ihre Gedanken waren längst wieder bei den Notizen ihrer Familie.

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