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Die Schule an sich war nie ein Problem für mich. Ich hatte nie Probleme den Schulstoff zu verstehen und ich musste nicht einmal lernen, um gute Noten zu schreiben.
Das einzige Problem war, dass mich der Unterricht extrem ankotzte, da ich keinen Sinn darin sah, die Dinge zu lernen, die mir dort beigebracht wurden.

Ich wollte diese Dinge nicht wissen.
Ich brauchte diese Dinge nicht wissen.
Und doch musste ich meinen Kopf damit zumüllen.

Es lief darauf hinaus, dass ich oft schwänzte, mich mit anderen Dingen beschäftigte und im Unterricht nicht mitarbeitete.
Die Arbeiten waren trotzdem kein Problem für mich, doch meine Lehrer benoteten nicht mein Wissen und Können, sondern mein Verhalten.
Denn Lehrer sind Menschen und Menschen sind subjektiv.

Anfangs war mir diese Tatsache ein Stachel im Auge, doch mit der Zeit fing ich an, diesen Fakt für mich zu verwenden.

Die meisten Lehrer waren berechenbar.
Gab ihnen das Gefühl, dass sie gute Lehrer waren und sie hielten dich für einen guten Schüler - und genau das tat ich.

Ich hasste es zu schleimen, zu heucheln, um mir dadurch unverdiente Vorteile zu verschaffen, doch ich hatte meine Persönlichkeit in den letzten Jahren so sehr verbogen, dass ich diese Ungereimtheit nicht einmal mehr bewusst wahrnahm...
Es war wie ein selbstlaufender Prozess, der sich, ohne dass ich es sah, immer weiter fortsetzte.

Zwei Jahre lang, ging das immer so weiter und ich entfernte mich immer mehr von meiner Mutter, von Jungkook und von mir selbst.

Je älter ich wurde, desto mehr blieb ich von zu Hause weg.
In der zehnten Klasse fing ich an, auf Partys zu gehen.
Ich war dort sehr beliebt.
Ich weiß nicht, was genau ich getan hatte, dass alle mich so sahen, aber jeder mochte mich.
Am Anfang hatte ich mich noch darum gekümmert, doch irgendwann lief auch das, wie alles andere, von allein.

Die meisten von denen kannte ich nicht einmal.
Mit der Zeit hatte ich meinen festen Freundeskreis gefunden, denn ich hatte keine Energie mehr, um neue Kontakte zu knüpfen.
Doch das brauchte ich auch gar nicht, denn jeder kannte mich.
Auf einer Seite war es angenehm, doch auf der anderen Seite war es traurig, da ich nach außen hin nie allein war, doch in mir drin war ich einsam...

Allerdings bemerkte ich dies lange Zeit nicht.

Jungkook war mittlerweile in der 9. Klasse und wir hatten wirklich nur noch einen sehr schlechten Kontakt.
Die meiste Zeit trieb ich mich herum und in der Schule gingen wir uns aus dem Weg.
Was der Kleine die ganze Zeit genau trieb, wusste ich nicht. Alles was ich wusste war, dass er ständig zu irgendwelchen sportlichen Wettkämpfen fuhr und zu Hause die meiste Zeit brav an seinem Schreibtisch saß und lernte; er war ein richtiger Musterschüler und in meinen Augen zutiefst langweilig.

Ein Leben wie dieses wollte und konnte ich nicht führen, auch wenn meine Mutter es sich immer genau so für mich gewünscht hatte.
Doch dadurch, dass Jungkook sein Leben bereits so führte, verspürte sie nicht mir das Bedürfnis, mir dies ebenfalls aufzuzwingen.
Sie ließ mich in Ruhe und ich hatte jede Freiheit.

Die meiste Zeit verbrachte ich tatsächlich auf Partys, da Alkohol mein bester Freund war und mit dem Gras war ich schon längst verheiratet; aus mehr bestand mein Liebesleben von meiner Seite aus auch nicht.
Doch von außen musste dies ganz anders ausgesehen haben, denn aus Langeweile fing ich an, ein Spiel zu spielen... ein dummes Spiel, doch es erfüllte seinen Zweck; es unterhielt mich... fürs erste.

Es bestand darin, dass ich mir Mädchen reihenweise klärte.
Doch nicht in dem Sinne, dass zwischen uns etwas lief und dann die Sache vorbei war... nein.
Ich brachte sie dazu, sich Hals über Kopf in mich zu verlieben und am Ende wies ich sie zurück.
Es war zwar hart, doch die Mädchen waren selbst Schuld.

Es hatte damals durch eine Wette mit einem Kumpel angefangen und ich fand so sehr gefallen an dieser Art Herausforderung, dass ich es nicht bloß bei der Wette ließ.

Irgendwann stellte sich jedoch heraus, dass die Gefühle der meisten Mädchen, doch nicht so kompliziert waren und es dauerte nicht lang und ich hatte sie geknackt.

Je schneller es ging, desto frustrierender war es für mich.
Ich versuchte mir extra zurückweisende Mädchen zu suchen, die nicht bei jedem Kerl nach Bestätigung suchten und es war so, dass ich bei denen wirklich länger brauchte, doch am Ende verliebten diese sich am stärksten in mich und es war nur lästig, sie anschließend wieder loszuwerden.

Es war frustrierend und gleichzeitig bekam ich dadurch einen Ruf, der die Mädchen eigentlich mehr abschrecken hätte sollen, doch das tat er aus irgendwelchen Gründen nicht.

Irgendwann war es dann so weit, dass ich bestimmte Partys mied, da dort zu viele Menschen waren, die ich nicht treffen wollte und so war ich gezwungen wieder öfters zu Hause zu bleiben.

Ich lag in meinem Bett, starrte an die Decke und hatte zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, nicht richtig nachgedacht zu haben.
Ich war von dem Spaß so geblendet gewesen, dass ich mir über die Auswirkungen keine Gedanken gemacht hatte.
Daraus hatte ich noch lernen müssen... oder auch nicht...

Die Situation, wie ich da im Bett lag, war irgendwie komisch.
Ich teilte mir schon immer ein Zimmer mit Jungkook und während ich meistens nichts tat, saß er an seinem Schreibtisch und machte Hausaufgaben.
Wir redeten nur selten und manchmal kam mir der Gedanke, wie das alles nur hatte passieren können...

Jungkook und ich hatte uns früher so unglaublich nah gestanden.
Er war der Mensch, der mich nicht mehr hatte einsam fühlen lassen und wofür hatte ich das ganze aufgegeben?
Für ein Leben, das nicht meines war.

In solchen Momenten bemerkte ich, wie dumm und gleichzeitig wie hilflos ich war.
Ich wusste nicht, was ich wollte, wie ich diese Situation hätte ändern können und was ich tun sollte.
Es war alles einfach nur verwirrend und die einzige Möglichkeit, mir nicht den Kopf einzuschlagen, bestand daraus diese Gedanken abzuschalten; sie unter der Maske zu vergraben.

Mit leeren Gedanken schloss ich meine Augen, als ich auf einmal unerwartet eine mir viel zu fremde Stimme hörte.

„Taehyung?"

Ich öffnete meine Augen und sah augenblicklich in die von Jungkook, welche mich eingehend musterten.
Ich blickte ihn fragend an.

„Was ist?"

Meine Stimme klang so kalt und unberührt, als würde ich ihn mit meinen Worten wegstoßen wollen, doch das wollte ich nicht.
Meine Handeln war wie immer ein selbstlaufender Prozess und ich schaffte es nicht mehr hindurch zu dringen.

Jungkooks Blick senkte sich leicht, ehe sich unsere Augen jedoch wieder trafen und ich die Trauer in seinen deutlich spüren konnte.
Er holte tief Luft.

„Ich vermisse dich."

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Diese Ff geht endlich weiter~

Danke fürs Lesen!💫

CATCH ME | VKOOKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt