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„MEIN KUMPEL HIER WÜRDE GERNE WISSEN, OB DU NOCH ZU HABEN BIST!!?"
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Jungkooks Blick wurde überrascht. Er musterte verwirrt den Rothaarigen, als sein Blick weiter wanderte und er mich erblickte.
Auf einmal fing er an zu grinsen und er hob eine Hand.

„WIESO FRAGTE ER MICH DAS DENN NICHT SELBST!?", schrie er zurück und Hoseok legte mir lachend eine Hand auf die Schulter und grinste mich breit an.
„WEISsT DU, ER IST SEHR SCHÜCHTERN!!", rief er und ich verdrehte die Augen.

Ich griff sein Handgelenk, löste es von meiner Schulter und zog ihn hinter mir her von dem Sportplatz weg.
Mein Kumpel lachte überrascht auf, ehe er sich nochmal schnell zu meinem Bruder umdrehte und losschrie.
„BYE STERNCHEN UND GUTES SPIEL!!"

Ich schnalzte genervt mit der Zunge und Hoseok löste sich lachend aus meinem Griff und stolperte neben mich.
„Seit wann so zurückhaltend?", grinste er, während ich einfach weiter lief und ihm keine Beachtung schenkte.
„Der Kleine hätte sich bestimmt noch auf der Stelle in dich verliebt, wenn du den Mund aufgemacht hättest."
Sein Grinsen wurde immer breiter und stieß nur gereizt die Luft aus.
„Der interessiert mich nicht."

„Aber warum? Der sieht doch ganz gut aus.", grinste er gespielt verständnislos und ich ließ mich seufzend auf seine Spinnereien ein.
„Ja, aber Kerle sind eigentlich nicht so mein Typ."
Hoseok lachte nur.
„Aber vielleicht solltest du das nochmal überdenken. Die Mädchen gehen dir ja langsam aus."

Ich zuckte nur mit den Schultern und auf das Gesicht des anderen Schlich sich ein Schmunzeln.
„Versuch dir doch mal einen Jungen zu klären! Es wäre doch bestimmt mega lustig, wenn irgend so ein komischer Kerl auf dich stehen würde."
Ich hob eine Augenbraue.
„Lustig?", hakte ich ungläubig nach und der Rotschopf nickte überzeugt.
„Und es wäre auch mal eine coole Abwechslung."

Ich sah ihn skeptisch an und schüttelte langsam den Kopf.
„Ne, sorry, aber daraus wird nichts.", tat ich die Sache ab und ich hörte den anderen enttäuscht schnauben.

Dieser Junger war eindeutig nicht mehr ganz dicht.
Mir war klar, dass er nur mit mir befreundet war, weil er es unterhaltsam fand, doch in manchen Hinsichten waren seine Vorschläge recht fragwürdig...
Wenn er unbedingt sehen wollte, wie zwei Kerle etwas miteinander hatten, dann sollte er sich selbst darum kümmern.

Außerdem hatte ich mir bereits eine andere Art von 'Abwechslung' überlegt.
~

Im Unterricht starrte ich überlegend aus dem Fenster.
Gleich würde ich Mathe haben und das hieß, ich musste mir irgendetwas einfallen lassen.

Mein Blick wanderte über den leeren Schulhof.
Mein Klassenraum war im zweiten Stockwerk, daher hatte ich einen recht guten Ausblick über alles und ich wusste nicht, wie viel Stunden in meinem Leben ich wohl schon insgesamt auf diesen leeren Steinplatz gestarrt hatte.
Vereinzelt standen dort Bänke und Tische, doch dies änderte nichts an seiner sonst so kahlen Erscheinung.

Der Hof wurde von dem Schulgebäude umschlossen und meine Klasse war im Hauptteil der Schule, sodass ich auf die einzige offene Stelle zwischen den anderen beiden Flügeln des Gebäudes blicken konnte.
Dort standen ein paar Bäume und etwas weiter dahinter, war auch schon unser Schultor.

Unsere Schule war keine schicke Schule. Sie war öffentlich und eher heruntergekommen, doch das äußere war dafür erstaunlich gut erhalten.

Mit leerem Blick starrte ich auf die Bäume, als ich auf einmal zwei Schüler durch das Tor kommen sah.
Es war nichts besonderes. Ich sah oft Schüler über den Hof laufen, doch diesmal stützte der eine den anderen und es schien so, als hätte sich dieser am Bein verletzt.
Ich sah genauer hin und als der Verletzte zu einem der Bänke humpelte, erkannte ich ihn plötzlich.
Es war Jungkook.

Ich runzelte verwirrt die Stirn.
Warum war Jungkook verletzt?
Ich beobachtete ihn und sah, wie der andere Junge schnell ins Schulgebäude rannte.
Der Braunhaarige blieb auf der Bank sitzen und legte sein Bein hoch.
Er starrte in die Leere und ich fühlte mich irgendwie komisch, meinen Bruder so einfach beim Nichtstun zu beobachteten, doch gleichzeitig wollte ich meinen Blick auch nicht von ihm lösen.

Jungkook fing an wahllos durch die Gegend zu sehen, als er auf einmal seinen Kopf hob und direkt in meine Richtung sah.
Ich schluckte und starrte zurück.
Er konnte mich doch nicht sehen, oder?
Durch den Lichteinfall und die Höhe war es eigentlich unmöglich, dass er mich hätte sehen können, aber warum hörte er dann nicht auf zu mir zu sehen?

Ich hielt die Luft an, als auf einmal der andere Junge zusammen mit einem Mädchen wieder aus dem Schulgebäude kam.
Mein Bruder löste ruckartig seinen Blick von mir und sah zu den anderen beiden, die eilig auf ihn zu liefen.

Sie redeten kurz, ehe der Junge wieder vom Hof lief und durch das Tor verschwand.
Das Mädchen blieb, setzte sich neben Jungkook und öffnete einen kleinen Kasten, den sie vorher mitgebracht hatte. Sie holte etwas daraus und begann das Knie des Anderen zu verarzten.
Sie schienen sich währenddessen zu unterhalten und am liebsten hätte ich gehört, worüber sie redeten.
Ab und zu lachte das Mädchen auf und Jungkook schien dafür, dass er verletzt war, ebenfalls ziemlich munter.

Ich runzelte die Stirn.
War dieses Mädchen vielleicht seine Freundin?
Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass Jungkook nicht so viel Kontakt zu Mädchen hatte, aber wenn ich ihn mir jetzt so ansah, bezweifelte ich dies stark.

Wieder einmal wurde mir klar, wie wenig ich ihn doch kannte und es nervte mich immer mehr.
Ich mussten es irgendwie ändern, aber aus dem Nichts auf ihn zu zugehen wäre irgendwie komisch.

Auf einmal hörte ich aus der Klasse eine starke Frauenstimme und ich schreckte leicht auf.
Ich sah nach vorn an die Tafel und da stand meine Mathelehrerin, welche wohl grade eben meinen viel zu alten und einschläfernden Geolehrer abgelöst hatte.

Die Klasse begrüßte sie und ich versuchte währenddessen, weiterhin aus dem Augenwinkel meinen Bruder zu beobachten.
Ich konnte grade so erkennen, wie er und das Mädchen aufstanden und zusammen den Hof verließen.
Das Mädchen stützte Jungkook dabei und sie humpelten langsam davon.

Ich löste meinen Blick schnell wieder von ihnen und schenkte meine Aufmerksamkeit meiner Lehrerin.

Sie war, anders als die meisten Lehrer auf dieser Schule, sehr jung und führte lebhafteren Unterricht, was für das Fach Mathematik schon echt eine Leistung war. Dafür gab ich mir in ihrem Unterricht mehr Mühe, wodurch sie mich recht gut leiden konnte und genau dies sollte mir in Zukunft noch von Nutzen sein.

Sie war einer dieser Lehrerinnen, die, wenn sie sahen, dass jemand in ihrem Fach gut war, direkt zu dieser Person gingen und sie irgendwie fordern wollten.
Sie ist in diesem Jahr bereits öfters zu mir gekommen und wollte mir irgendwelche Sonderaufgaben aufdrücken, doch ich lehnte jedes Mal dankend ab.
Ich war nicht daran interessiert ein Matheass zu werden, doch vielleicht würde sich das in nächster Zeit ändern...

Diese Stunde beteiligte ich mich mehr und stellte auf das Thema basierende Fragen, worüber sich diese engagierten Lehrer irgendwie immer total freuten.
Nach dem Unterricht packte ich meine Sachen extra langsam und stand erst auf, als alle Schüler außer mir den Klassenraum verlassen hatten.

„Na, Taehyung geht es dir langsam wieder besser?", hörte ich dann die Stimme meiner Lehrerin und ich musste innerlich grinsen.

Ich sah sie verwirrt an.
„Was meinen Sie?"

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Danke fürs Lesen!💫

CATCH ME | VKOOKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt