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Seine Eltern schienen ihn nicht wirklich zu vermissen, bis wir eines Tages einen Anruf bekamen.
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Es war ein Mann, der uns anrief.
Er hatte eine tiefe und ernste Stimme und fragte uns nach Jungkook.
„Ich bin sein Vater.", war das einzige, was er uns noch zusätzlich an Information gab.

Jungkook war sehr überrascht, als sein Vater anrief. Und als ich neben ihm saß, während ich das Telefonat mithörte, kam es mir irgendwie komisch vor.

Sie sprachen miteinander, als wären sie Fremde.
Allein die Tatsache, dass Jungkook noch eine eigene Familie hatte, klang für mich seltsam.
Er war fast jeden Tag der letzten Monate bei uns gewesen und nie hatten wir auch nur ansatzweise etwas von einem Erziehungsberechtigten gehört.

Wir hatten uns nicht einmal Gedanken gemacht.
Ein einziges Mal bekam ich mit, wie meine Mutter Jungkooks Nummer, die sie von der Schule bekommen hatte, anrief. Doch niemand ging ran.
Niemand meldete sich und niemand fragte nach.

Aus Jungkooks Telefonat mit seinem Vater konnte ich entnehmen, dass seine Eltern wieder da waren und sie ihren Sohn gerne sehen würden.
Jungkook willigte zögernd ein und so kam es, dass wenig später ein Wagen vor unserer Wohnungstür stand.

Jungkook wollte alleine gehen, doch ich redete so lange auf ihn ein, bis er mich mitkommen ließ.
Der Fahrer begrüßte Jungkook, doch sie schienen sich nicht zu kennen.
Wir fuhren zusammen mit dem Wagen zu seinem Haus.

Als ich das Haus betrat, breitete sich in mir immer stärker werdende Verwirrung aus.

Das Haus war riesig, modern und wahrscheinlich teurer, als alles, was ich je in meinem Leben mit bloßem Auge gesehen hatte.
Ich musterte Jungkook misstrauisch.

Warum wohnte er bei uns, wenn er doch so ein riesiges Haus hatte?
Warum ließ er nie jemanden zu sich nach Hause?
Es gab doch nichts, was er verstecken brauchte.

Es dauerte nicht lang und ich lernte seine Eltern kennen.
Sie waren groß, gepflegt und gut gekleidet.
Sie sahen genau so aus, wie das Haus.

Sie redeten mit Jungkook.
Dabei nahmen sie ihn nicht in den Arm, lächelten ihn an oder zeigten ihm sonst auf irgend eine Weise Zuneigung.

Ich stand daneben und wurde stumpf ignoriert.
Ich hörte ihrem Gespräch zu und es klang genau so, wie das Telefonat.
Jungkook erklärte ihnen, dass er seine Zeit bei mir zu Hause verbrachte, dass meine Mutter sich sehr gut kümmerte und alles gut war.

Er sagte nur die Dinge, die man jemandem sagte, wenn sich diese Person keine Sorgen machen sollte. Und es funktionierte.
Seine Eltern nickten, sagten immer wieder etwas, doch waren im Grunde sehr verständnisvoll.

Es wirkte nicht, als hätten sie sich Sorgen gemacht, eher als hätten sie plötzlich bemerkt, dass ihr Sohn nicht mehr da war und aus ihrer Pflicht als Eltern heraus, mussten sie dann die Informationen über den Aufenthaltsort ihres Sohnes herausfinden.
Jedoch schien es nicht so, als gäbe es zwischen ihnen eine weitere Verbindung außer ihrer Verwandtschaft.

Während ich so neben Jungkook stand, fühlte ich mich, als würde ich neben meinem kleinem Bruder stehen, der grade mit Fremden redete, die ich nicht mochte, da ich Angst hatte, dass sie mir ein Familienmitglied nahmen.

Doch meine Befürchtung erfüllte sich zum Glück nicht.
Es endete damit, dass Jungkook und ich wieder zu mir gefahren wurden.

Während der Rückfahrt beobachtete ich ihn von der Seite besorgt.
Er saß einfach da, starrte auf einen Punkt auf dem Lederbezug des Vordersitzes und sagte kein Wort.

„Jungkook?", unterbrach ich mit meiner Kinderstimme irgendwann, die bedrückende Stille und der Junge drehte seinen Kopf fragend zu mir.
„Warum hast du mir nie von deinem zu Hause erzählt? Warum erzählst du generell nie etwas von deiner Familie?"

Er sah mich überrascht an, doch wandte dann seinen Blick wieder überlegend zum Vordersitz.
„Ich...", fing er an. „Ich habe mich geschämt..."
Ich blinzelte verwirrt.
Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet.

Er redete weiter.
„Alle haben so eine tolle Familie und Eltern, die sie lieben, aber meine Eltern lieben mich nicht... Ich... ich bin es nicht Wert geliebt zu werden...", murmelte er in sich hinein und meine Augen weiteten sich geschockt.

Wie konnte er nur so etwas sagen?
Wenn es jemand verdient hatte geliebt zu werden, dann er.

Mein Herz zog sich zusammen und ich sah ihn mitfühlend an.
Langsam rückte ich näher zu ihm und legte einen Arm um ihn.
„Jungkook, ich liebe dich.", flüsterte ich ihm zu und er sah mich mit großen Engelsaugen an.

Ich legte einen weiteren Arm um ihn und drückte ihn fest an mich.
„I-ich liebe dich auch.", hörte ich ihn dann leise gegen meine Schulter nuscheln und ich musste lächeln.

Aus so vielen Menschen hatte ich wirklich den einen Besonderen gefunden.

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Es wirkt alles noch mega verwirrend, aber die eigentliche Story hat noch gar nicht angefangen, also das hier ist nur so Backroundstory u know?^^

Danke fürs Lesen!💫

CATCH ME | VKOOKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt