Kochlöffel ✓

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Erschüttert über mich selbst, machte ich auf dem Absatz kehrt und flüchtete aus der Küche.

"Komm sofort zurück!" Rief mir mein größerer bruder Ryan hinterher, ehe er den Kochlöffel nach mir warf, welcher dann mit einem lauten Ton auf dem Flur Boden landete. Hoffentlich ging es dem Teil gut..

"Was hast du jetzt schon wieder gemacht, hm?" Lachte Rene, mein anderer ebenfalls größerer Bruder, während ich mich schützend vor Ryan hinter ihm Versteckte.

"Ich wollte mir lediglich etwas Saft aus dem Kühlschrank Nehmen. Wer kann denn Ahnen, dass ihm diese Aktion meiner seits den letzten Nerv raubt. Mag wohl daran liegen, dass er schon lange keine mehr ins Bett bekommen hat." Lachte ich. Der Kochlöffel der sich nun in der Hand Ryans' befand, hat den Sturz auf den Boden wohl doch nicht ganz so gut überstanden, wie zunächst gedacht. Denn wenn man genauer hinsah, befand sich ein Riss in der Mitte des löffels.

"Nur etwas Saft? Ernsthaft? Du hast mir das gesamte Glas mit Orangensaft in die Pfanne voller Fleisch gekippt!" Entsetzt fasste er sich an die Stirn. Was konnte ich denn dafür, wenn er selber gesagt hat dass da drin noch irgendwas fehlt?

"Ich hab mal eine Kochshow gesehen. Da hat der Typ auch Orangensaft über seine Reispfanne geschüttet, weil irgendwas gefehlt hatte. Ich dacht mir halt, dass das deinem langsamen Hirn auf die Sprünge hilft und ich dir deine Sorgen nehme."

"Aber doch nicht über Fleisch, Milo. Du bist 15, nicht 5! Du solltest doch wissen, dass Orangensaft nichts auf Fleisch zusuchen hat."

"Vielleicht schmeckt es ja. Ich bin mir sicher, du hast es noch nie so probiert, da du lieber ein eintöniges leben führst und alles Tag für Tag, Woche für Woche gleich machst.
Und jetzt mal zu etwas viel wichtigerem! Du hast Mutters Lieblings Kochlöffel geschrottet." Erwähnte ich schadenfroh. Rene, der sich die ganze Zeit aus unserer Diskussion rausgehalten hat, fing nun an zu schmunzeln. Jaja, er hatte seinen Spaß und ich musste mich für meine Hilfe rechtfertigen.

"Dann Kauf ich ihr halt nen' neuen. Und überhaupt, sei mal nicht so frech!" Das er mich erst zu diesem Zeitpunkt ermahnte, überraschte mich wirklich. Sonst, wenn ich eventuell etwas ausfallend oder vorlaut wurde, wieß er mich sofort in meine schranken. Das mich das nicht zur Vernunft oder gar zum aufhören brachte, war ja wohl klar.

Ich wusste noch, vor circa einem Monat hatte Ryan ein Mädchen mit nach Hause gebracht. Sie war wirklich hübsch. Langes schwarzes Haar, eine dünne fast schon zierliche Statur, wunderschöne blaue Augen, hell rosane Lippen welche eine prachtvolle Wirkung hatten und dann diese Oberweite.. einfach gigantisch. Sie sahen nicht einmal wirklich echt aus. Man hätte denken können unter ihrer Kleidung sind Plastik tüten, welche sie in ihren BH gesteckt hatte. Ich hatte mir damals vorgenommen meinen Bruder, nach seiner Nacht mit ihr, zu fragen ob da nun tüten im BH waren oder sie wirklich echt sind. Aber immerhin passten sie gerade so noch zu ihrer zierlichen Statur. Sie schien auch ziemlich nett, ihre Stimme gab einem das Gefühl erwünscht und gewollt zu sein. Nicht das ich jemals dieses Gefühl hatte. Außer bei den Typen an meiner Schule, die meinen, sie seien die aller geilsten und müssten mich dumm von der seite an Machen. Wobei ich da auch nicht wirklich das Gefühl hatte ungewollt oder unerwünscht zu sein. Viel mehr habe ich mich gefühlt, als hätten sie mir mit ihrem auftauchen wertvolle Lebenszeit genommen. Weshalb ich auch nie weiter auf ihre Kommentare ein ging, sie stehen lies und meinen weg weiter ging. Klar wusste ich, dass das überhaupt nicht zu mir passte. Darum lies ich dann doch, ab und zu, ein - zwei Sprüche springen. Ein Grund, warum ich schon mehr als drei mal mit einem blauen Auge nach Hause kam  Ein weiterer war -und damit kommen wir zum Anfangs Thema zurück- das ich meine Meinung zu den Frauen Geschichten meiner Geschwister offen und ehrlich sagte. Und das auch vor eben diesen Frauen. So kam es dazu, dass ich die Frage die ich Ryan stellen wollte nachdem, Lina hieß sie glaube ich, weg war schon gestellt hatte als sie auf dem weg zu Ryans Zimmer waren und mir auf dem Weg dorthin begegnet sind.
Ich persönlich fand es recht amüsant. So wie sie, knutschend und bereits halbnackt, engumschlungen zu seinem Zimmer gelangen wollten und ich sie mit einem 'hoffentlich sind die tüten in deinem BH umweltfreundlich' aufgehalten habe.
Lina war daraufhin sichtlich geschockt, vermutlich auch verletzt. Doch was interessierte es mich? Ich kannte sie nicht und habe sie nach ihrem überstürztem verlassen unseres Hauses auch nie wieder gesehen. Davor knallte mir Ryan aber noch eine und ich musste fast Zwei wochen mit einem Dicken blauen Auge durch die Weltgeschichte irren.

"Ich mag vielleicht körperlich 15 sein. Aber mental bin ich auf dem Stand eines 12 jährigen der gerade in die Pupertät kommt. Und ich denke ihr beide wisst das." Grinste ich meine Brüder an.

"Wissen wir." Antworteten sie synchron. Nicht das Erste mal das sie sowas taten. Es ist ja nicht schon gruselig genug, das sie sich so ähnlich sahen, dass selbst ich als ihr bruder sie manchmal nicht auseinander halten konnte. Was mir manchmal mein Leben um einiges erschwerte. Wenn ich vor Rene flüchten wollte, weil er aus irgendeinem Grund auch immer, hinter mir her war und dann denke ich sei bei Ryan sicher, ist Ryan plötzlich Rene. Zwillinge sind wirklich keine leichte Sache. Das einzige das sie von einander unterschied ist, dass Rene um das viel fache ruhiger war und nicht so schnell handgreiflich wurde wie Ryan.
Er meinte immer - 'da du als mein kleiner Bruder und dazu Omega noch unter Welpenschutz stehst, verprügel ich lieber ein Stück wurst als hand an dich zu legen. Selbst wenn du mich manchmal auf 180 bringst.'

"Und trotzdem wirst du jetzt die Sauerei in der Küche weg machen und danach den müll rausbringen, was ja sowieso deine Aufgabe ist." Meldete sich nun auch mal Rene zu Wort. Und diesmal alleine, ohne syncron Sprecher Ryan.
Hätte ich ja fast vergessen. Wenn ihr denkt, Eure Eltern beziehungsweise Eure Mutter, bemuttert euch und ist überfürsorglich, dann kennt ihr meinen Bruder noch nicht.
Sobald er auch nur roch, dass ich wieder krank werde, packte er seine Teebeutel aus, lies mich kaum noch vor die Tür, hielt alles und jeden von mir fern und wurde im schlimmsten Fall auch noch handgreiflich gegenüber anderen die sich mir näheren wollten.

"Jetzt, Milo." Mahnte er mich. Vermutlich, weil ich wieder in der gegend herum geträumt hatte. Manchmal erscheinen nicht nennenswerte dinge wirklich um einiges interessanter als dinge die nennenswert sind, aber dafür umso nerviger sind. Zum Beispiel war da die Fliege, die vor kurzem versucht hat aus dem Spinnennetz in der oberen Ecke des Flures zu entkommen. Sie hatte sich aber so sehr verhäddert, dass es selbst mir ein unmögliches gewesen wäre sie aus dem Netz zu befreien. Ein Tierschützer hätte natürlich trotzdem alles erdenklich getan um die Fliege zu retten.

Schleifend bewegge ich mich Richtung Küche, natürlich nicht ohne einen Bogen um Ryan zu machen. Was sich aber als unnötig und Zweitverschwendung erwies. Denn er schlug mir allen Ernstes mit dem eh schon demolierten Kochlöffel auf den Arsch. Und gerade als ich ihn zur sau machen wollte, meinte Rene er soll mich jetzt auch inruhe lassen sonst würden hier im schlimmsten fall am ende Sessel durch die gegend Fliegen. Und da hatte er nicht gerade unrecht. Wenn Ryan und ich mal gleichzeitig unsere Fünf Minuten hatten, konnten wirklich mal Möbel oder sonstiges durch die gegend fliegen. Zum Glück passierte das nicht oft. Denn das eine mal, als wir wirklich an dem Gedulds Faden unserer Eltern und Rene gezogen haben, war selbst Rene kurz davor mir eine zu Knallen. Was genau da geschehen ist, bleibt vorerst ein Geheimnis.
Denn jetzt war es viel wichtiger diese Küche aufzuräumen, bevor Rene noch zur rasenden Wildsau wurde.

Im Nachhinein bereute ich es wirklich, den Orangensaft in die Pfanne gekippt zu haben. Denn Erstens, hätte ich ihn mir auch genüsslich den rachen runter Kippen können und zweitens war es vorhersehbar das ich am Ende aufräumen musste. Seltsamerweise ging das aber auch viel schneller als gedacht. Weshalb ich jetzt vor der riesen Mülltonne stand und zweifelnd überlege, den Müll einfach neben ihr stehen zu lassen statt ihn hinein zu werfen.
Mein Mundwerk mochtr Kraft und mut haben, aber mein Körper bau hat weder die Kraft diese wirklich tonnen schwere Mülltüte hoch zu hiefen, noch den mut es überhaupt zu versuchen.

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Milo. Ein Name, und doch so viel Mehr.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt