Heute: Treffen mit dem Gott des Meeres

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„Gut, dann werde ich euch die erste Aufgabe mitteilen.“, verkündet Zeus.
Neben ihn erscheint eine Karte. Darauf sind ein Punkt und ein Kreuz zu sehen.
„Ihr seid an dem Punkt und müsst zu dem Kreuz. Eure erste Aufgabe besteht darin, den Kamm einer Meerjungfrau zu finden.“
„Da müssen wir ja Unterwasser! Wie sollen wir das anstellen!“, stellt Jan fest.
„Ganz einfach, eure liebe Alíki ist doch die Enkelin meines Bruders. Das dürfte für sie doch keine Schwierigkeit darstellen!“
„Ja schon, aber ich habe noch nie etwas von Großvater gehört, geschweige denn ihn gesehen.“, erkläre ich.
„Na super, wir bekommen deine Eltern nie wieder Alice.“, sagt Jan verzweifelt.
„Haha! Keine Angst, sobald mein Bruder merkt, dass seine kleine Familie Hilfe braucht, ist er zur Stelle.“, erzählt Zeus über Poseidon.
„Zeus, kannst du uns auch sagen wie dieser Kamm aussieht?“, fragt Eve.
„Es ist ein kleiner Kamm mit drei Perlen. Zwei kleine an den Seiten und eine große in der Mitte. Er ist blau und grün und hat das Muster der Wellen. Doch genug gelabert, macht euch auf den Weg.“
„Und die anderen Aufgaben?“, frage ich.
„Die 2. Aufgabe bekommst du, sobald du die 1. bewältigt hast.“, sagt Zeus und verschwindet mit einem Fingerschnippen. Der Raum wird wieder dunkel. Auch die Hüllen mit meinen Eltern sind verschwunden.


Super nun müssen wir ohne einen Plan, einen Kamm von einer Meerjungfrau suchen.
Doch da erscheint auf den Tisch mit einem leuchten ein zusammen gerolltes Stück Papier.
Eve nimmt die Rolle in die Hand und macht sie auf.
„Hier ist eine Karte. Leute seht euch das an.“, sagt Eve.
Diese Karte ist viel detaillierter als sie neben Zeus war. An dem Punkt befinden wir uns. So weit ist der Weg gar nicht, wenn nicht das Problem mit dem Meer wär. Jan zeigt mit dem Finger auf mich.
„Du bist hier die Meeresexpertin, also sprich, was machen wir nun.“, sagt er.
„Ich würde erst einmal ins Meer gehen, vielleicht hat Zeus recht und Poseidon hilft uns.“, schlage ich vor.
„Glaubst du wirklich, dass Poseidon uns hilft? Ok er ist dein Großvater, aber das sagt nichts. Die Götter sind nicht sehr interessiert an ihrem nicht göttlichen Nachwuchs.“, erzählt Eve.
„Schon, doch Dad sagte immer, wenn er in Schwierigkeiten war, kam die Stimme von Poseidon und gab ihn Ratschläge.“
„Ich finde wir sollten es versuchen Eve. Lasst uns zum Meer gehen und gucken ob sich Poseidon bei Alice meldet.“, sagt Jan der sonst nie so motiviert ist.
Also verlassen wir den gedunkelten Raum und treten hinaus zur Sonne.
Sie strahlt auf den Boden und erwärmt den Sand.
Die Wellen sind groß und das Meer ist kristallklar. Wenn ich mir das so angucke hat mein Großvater den besten Job der Welt, er herrscht über das Meer. Ich ziehe mir die Schuhe aus und trete auf den warmen Sand. Meine Freunde tun es mir gleich.
„Boah ist der Sand heiß!“, beklagt sich Jan und tritt wieder auf den Steg.
„Jammer nicht rum, komm mit!“, drängt ihn Eve und zieht Jan am Arm, sodass er bald das Gleichgewicht verliert und in den Sand fallen könnte. Doch er hält das Gleichgewicht und folgt uns zum Wasser.


„Na dann Alice, versuche mit deinem Großvater Kontakt aufzunehmen.“, sagt Eve.
Ich gehe mit meinen Füßen ins Wasser. Die Gischt der Wellen berührt meine Waden. Es ist schön erfrischend. Meine Haare wehen im Wind und fangen an sich bunt zu färben. Ich genieße die Stille um mich herum. Da höre ich plötzlich eine Stimme.
„Alíki, komm ins Meer! Du brauchst keine Angst haben, dir wird nichts passieren.“
Ich folge der Stimme, da sie mir so bekannt vorkommt. Immer tiefer gehe ich ins Meer.
„Alice, was machst du da?“, schreit mir Eve hinterher und holt mich so aus einer Art Trance.
Ich drehe mich zu ihr um.
„Ich weiß es nicht, die Stimme sagt wir sollen ins Wasser und ich folge ihr.“, antworte ich.
„Welche Stimme denn?“, fragt Jan.
„Ich weiß nicht wer es ist, aber die Stimme kommt mir bekannt vor.“
„Du folgst einer Stimme die du nicht zuordnen kannst? Alice komm zurück!“, schreit Jan.
„Nein! Glaubt mir, wem die Stimme auch gehört, er will uns helfen. Also kommt mit. Wir können Unterwasser atmen.“
Eve folgt mir, doch Jan zögert.
„Mädels ich trau dem ganzen nicht. Wenn das wieder eine Falle ist?“
„Dann werden wir es nie erfahren, wenn wir es nicht ausprobiert haben. Wir können immer noch an Land.“, sagt Eve.
„Na gut, auf eure Verantwortung.“, sagt Jan misstrauisch und folgt uns ins Meer.
Gleich ist es soweit, gleich sind unsere Gesichter Unterwasser. Wir holen noch einmal tief Luft und tauchen. Als ich meine Augen öffne sehe ich das blaue Meer und unendlich viele Fische. Meine Freunde schauen mich an und wirken sichtlich verwirrt, dass sie hier Unterwasser atmen können.
„Ok erste Hürde überwunden. Was jetzt?“, fragt Jan ungeduldig.
Da schwimmt ein Delfin an uns vorbei.
„Hey. Warte mal!“, ruf ich ihn zu.
Er bleibt stehen und guckt mich geschockt an.
„Hast du gerade etwas gesagt?“, fragt er mich.
„Ähm ja, meine Freunde und ich suchen einen Kamm von einer Meerjungfrau. Kannst du uns sagen wo wir ihn finden?“
„Oh, tut mir Leid, da fragt ihr den Falschen. Doch ich kann euch zu jemanden bringen, der es wissen könnte.“, antwortet der Delfin.
„Ja, bitte“, sagen wir drei im Chor.
Der Delfin macht einen Laut und keine Minute später kommen 2 weitere seiner Freunde.
„Haltet euch an uns fest“, sagt der eine, „wir bringen euch zur Schmiede.“
Wir packen uns jeder ein Delfin und der Ritt beginnt.
„Wartet unter dem Meer gibt es eine Schmiede?“, fragt Eve.
„Ja klar. Die Zyklopen schmieden die Waffen für Poseidon.“, antwortet einer der Flossentiere.
„Klar, Zyklopen schmieden im Wasser, Waffen für Poseidon. Warum bin ich nicht selber drauf gekommen?“, sagt Jan.
Die Delfine und wir fangen an zu lachen.
Da erreichen wir auch schon die Schmiede. Vor ihr arbeiten Zyklopen gerade an einem Schwert.
Unsere Flossen-Freunde setzen uns ab und verabschieden sich.
„Die machen mir Angst.“, sagt Eve.
„DU fragst sie!“, sagt Jan.
„Danke Leute das ihr mich so unterstützt.“
Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen, obwohl diese Monster doch sehr angsteinflößend aussehen.
„Entschuldigung, ich bin Alice. Meine Freunde und ich sind auf der Suche nach einem Kamm von einer Meerjungfrau. Könnt ihr uns sagen, wo wir ihn finden können?“
Einer der beiden Blick mich mit seinem großen Auge an.
„Kenn ich dich?“, fragt er.
„Nicht das ich wüsste, aber vielleicht kennst du meine Eltern. Percy und Hanna Jackson.“, antworte ich.
„Nein! Percy Jackson ist dein Vater?“, fragt er ungläubig. Nun legt auch der zweite seine Arbeit nieder.
„Ja. Er und Mom wurden von Zeus gefangengenommen. Nun muss ich 3 Prüfungen bestehen und die erste besteht darin den Kamm einer Meerjungfrau zu finden.“
„Na, wenn sie die Tochter von Percy ist, dann können wir es ihr ruhig verraten.“, sagt der eine einäugige zum anderen.
„Ok. Kommt näher meine Freunde.“, sagt er und winkt uns zu sich heran. Meine Freunde sind noch etwas skeptisch nähern sich dann aber doch dem riesigen Zyklopen Paar.
„Also, ihr müsst zu der Schlucht dort drüben.“, sagt er und zeigt nach Westen wo man sie schon erkennen kann, „Nicht weit von hier. Dort müsst ihr bevor ihr herein geht zu Poseidon beten, dass er euch gewähren lässt und beschützt. Mit etwas Glück findet ihr dort den Kamm, den ihr sucht.“
„Wie mit etwas Glück?“, plustert sich Jan auf. „Ist der Kamm nun dort oder nicht?“
„Beruhige dich, er ist dort, wird aber bewacht.“, sagt der eine Zyklop.
„Das wäre sonst auch zu einfach gewesen.“, sagt Eve zu mir.
Ich nicke ihr zu.
„Habt vielen Dank.“, sage ich zu den Zyklopen.
„Kein Problem, du bist die Tochter unseres Bruders.“, sagt der eine.
„Wie Bruder?“, frage ich.
„Naja Poseidons Kinder sind sonst immer Zyklopen, wenn er keine menschliche Frau hat.“
Ich gucke ihn verwundert an. Meine Freunde tun es mir gleich. Aber wir sagen nichts weiter sondern winken ihnen zum Abschied freundlich zu.
Nach ein paar Metern meldet sich Jan.
„Dein Vater ist also ein halber Zyklop, ja?!“
„Was?! Nein ist er nicht, Dummkopf!“, ich schlage ihn mit meiner Faust gegen den Arm. „Sally war doch ein Mensch! Er ist kein Monster.“
„Das weißt du nicht.“, stichelt Jan weiter.
„Hört auf jetzt! Beeilen wir uns lieber. Ich traue dem ganzen Unterwasser sein nicht.“, sagt Eve.
Stimmt, sie ist ja als Harpyie eher in der Luft unterwegs.

Vor dem Eingang der Schlucht ist ein kleiner Tempel aus Stein. Darauf steht eine Figur von Poseidon.
„Also los, du bist wieder gefragt Enkelin des Meergottes.“, sagt Jan zu mir.
„Hetz mich nicht!“
Ich schreite zum Tempel und knie mich hin. Ich schließe die Augen und bete: „Poseidon, Herrscher des Meeres. Verzeih uns das Eindringen in dein Reich. Erlaube uns den Eintritt in die Schlucht und führe uns sicher ans Ziel.“
Ich stehe wieder auf. Nichts tut sich.
„Mh passiert nichts, trotzdem hast du das sehr gut gemacht Alice!“, sagt Jan.
„Psst, Leute, da!“, sagt Eve und zeigt auf sich bewegendes Wasser.
Das Wasser formt sich zu einem Hologramm eines Mannes in altgriechischer Kleidung.
„Poseidon!“, rufen Eve und Jan und verbeugen sich. Ich bin verwirrt, doch folge ihren Bewegungen.
„Danke Kinder, erhebt euch!“, sagt Poseidon.
„Genau das ist die warme aber dennoch starke Stimme die ich immer gehört habe.“, sage ich.
„Ja Alíki ich hab immer zu dir gesprochen. Was führt dich zu mir?“
„Es mag komisch klingen, aber Zeus hat meine Eltern gefangen und nun will er, dass ich 3 Prüfungen bestehe. Erst dann lässt er sie gehen. Die erste Aufgabe besteht darin, den Kamm einer Meerjungfrau zu finden. Die Zyklopen haben uns bereits hierher geschickt.“
„Zeus hat was?! Ich glaub es nicht. Er hält sich selber nicht an die Regel aber bestraft andere, so war er schon immer.“
Von oben ist Donnergrollen zu hören.
„Ja ist doch wahr!“, sagt Poseidon darauf.
„Ok Alíki, ich gebe dir diese Hilfsmittel, mehr darf und kann ich nicht für dich tun.“, Poseidon gibt mir  3 Perlen und ein Gefäß mit 2 Kammern.
„Die Perlen sind für eure Rückkehr an Land. Haltet sie in euren Händen und wünscht euch wieder an den Strand. Mit dem Gefäß nimmst du den Kamm auf. Du darfst ihn nicht anfassen, nur magische Wesen und Götter dürfen das!“
Ich nicke ihm zu.
„Danke Poseidon.“, sage ich.
„Kein Problem, wenn du mich brauchst bin ich da. Passt auf euch auf in der Schlucht lauern gefahren.“, sagt Poseidon und verschwindet im nichts.
„Wow, wir standen gerade Poseidon gegenüber.“, Eve und Jan können es immer noch nicht glauben.
„Los Leute, auf geht’s!“, sage ich und gehe voran. Die beiden folgen mir misstrauisch. Ja gut so eine dunkle Schlucht, wirkt auch nicht sehr einladend, aber ich möchte meine Eltern befreien.

In der Schlucht ist es düster. Man kann gerade einmal die eigene Hand vor Augen sehen. Mehr nicht.
„Leute hört ihr das?“, fragt Jan.
Ein grollen geht durch die Schlucht. Auf einmal packt etwas nach Jan und umwickelt ihn. Als wir genau hingucken erkennen wir, dass es sich um einen Arm einer Krake hält.
„Scheiße! Mädels, helft mir!“, brüllt Jan.
Da fällt mir auf das wir keinerlei Waffen dabei haben. Ich schaue mich um, um doch etwas zu finden mit dem man kämpfen kann. Da sehe ich etwas leuchten.
„Eve ich glaube, ich habe den Kamm gefunden.“, sage ich zu ihr.
„Ok du holst den Kamm, ich befreie Jan.“, sagt Eve.
„Wie willst du das machen?“, frage ich.
Sie lächelt mich an und rennt zur Krake. An ihren Armen wachsen Flügel. Sie erzeugt mit ihnen Wasserstrudel und kann so den Arm anstoßen, sodass er Jan fallen lässt.
Sie guckt zu mir rüber.
„Nun mach schon Alice!“, brüllt sie.
Ich laufe zu der Stelle wo ich vorhin das Leuchten gesehen habe.
Und dort liegt er in einer kleinen Einkerbung in einem Felsen. Er ist blau-grün, wie das Meer. Er hat drei Perlen. In der Mitte eine große und an den Seiten zwei kleinere. Ich hole das Gefäß heraus und der Kamm wird von ihm eingesogen.
„Leute, ich habe den Kamm, lasst und verschwinden!“, rufe ich den beiden zu.
Eve schickt noch einmal ein Wasserwirbel genau auf den Kraken und er schüttelt sich benommen.
„Nimmt eure Perlen! Wir treffen uns am Strandhaus!“, rufe ich.
Ich nehme die Perle in die Hand, schließe meine Augen und denke an unser Strandhaus.
Von einen auf den anderen Moment, finde ich mich am Strand wieder, vor unserem Haus. Meine Kleider sind nicht nass, auch meine Haare sind normal, blond, wie immer. Nach kurzer Zeit erscheinen neben mir auch Eve und Jan.
„Meck-Meck! Boah, ich hasse Wasser!“, sagt Jan. Er bläst in seine Flöte, die er aus seiner Hosentasche genommen hat und befreit sie so vom Wasser.
Eve und ich lachen.
Sie holt einmal tief Luft und  verwandelt sich zurück. Wir drei lassen uns erschöpft in den Sand fallen.

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