Don't like, don't read

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Ich denke, jeder wirklich jeder, der sich schon mal auf irgendeine Autoren-Plattform verirrt hat, hat es schon mal gehört oder viel mehr gelesen.

Was bedeutet das nun eigentlich? Wann lässt es sich als legitim bezeichnen? Kann es das überhaupt sein?

Prinzipiell kann man sagen, es heißt, "wenn's dir nicht gefällt, lies es nicht".
Nun ich finde, es gibt hier zwei wesentliche Arten dieser Anmerkung, die man voneinander unterscheiden muss. Davon ist die eine durchaus nachvollziehbar, die andere... nicht so.

Die verständliche Art:

Ich versuche das mit einem Beispiel möglichst einfach zu erklären.

Nehmen wir an unser Autor XY schreibt eine FF rund um ein bestimmtes Pairing, das mehr als deutlich gekennzeichnet ist. Damit soll der Leser indirekt darauf hingewiesen werden, dass, wenn er von dieser Thematik nichts lesen will, es doch bitte auch lassen soll. Nun gibt es aber diese Leser, die wissentlich, dass sie das beispielhafte Pairing nicht mögen, auf die Geschichte klicken. Nicht aber aus Neugierde, um der Geschichte eine faire Chance zu geben, sondern um Kommentare zu hinterlassen, deren Hauptinhalt es ist, wie sehr der Leser doch dieses Pairing hasst - genau das, was der Autor doch eigentlich vermeiden wollte.

Wir haben hier also einen deutlich vorgewarnten Leser, der wissentlich auf eine Geschichte klickt, um seinen Unmut über die Thematik auszudrücken. Hier muss ich tatsächlich sagen, dass eine Aussage wie "don't like, don't read" gerechtfertigt ist, denn genau das soll damit verhindert werden. Solange man keine konstruktive Kritik, Vorschläge wie man Plot oder Schreibstil verbessern könnte oder vielleicht auch einfach Lob zu bieten hat, sollte man das kommentieren doch gleich sein lassen.

Wenn es nicht einen plausiblen Grund gibt genau an diesem Faktor Kritik zu üben und sich darüber zu beschweren -ein Grund, der zum Beispiel auf moralischen oder gesetzlichen Grundlagen beruht (beispielsweise die Verherrlichung von Gewalt, Missbrauch, Diskriminierung, Pädophilie, etc.)- sondern sich alles nur auf dem Niveau von einem stupiden "Mimimi, scheiß Pairing !!!11!! Mimimi" abspielt, kann man seine Meinung auch für sich behalten. Oder, wie der Autor schon meint, die Geschichte nicht lesen, wenn man weiß, dass man die Thematik nicht mag.

Ich will als Autor nicht in hundertfacher Ausführung in den Kommentaren lesen müssen, dass mein gewähltes Pairing scheiße ist, weil.. äh... weil isso, und Person A und Person B doch viel besser zusammen gepasst hätten und dementsprechend auch alles, was ich schreibe scheiße ist.
Danke für deine Meinung, aber -Überraschung!- sie interessiert mich nicht.

Und dann gibt es die andere Art davon... 

Diese lässt sich ganz schlicht erklären. Der Autor verbietet mit diesem Satz praktisch jegliche Kritik. Nach dem Prinzip "Sag mir wie sehr du meine Geschichte feierst, oder halt's Maul" (ja, genau das heißt das nämlich übersetzt) denken die Autoren die Meinungsfreiheit unterbinden zu können.

 Kann's sein, dass ihr alle den Sinn solcher Seiten wie Wattpad nicht verstanden habt?   

Um das einmal klarzustellen: Nein, der Satz "Wenn's dir nicht gefällt, dann lies es doch nicht!!!elf!!" ist keine angemessene Antwort auf konstruktive Kritik. Was soll denn das bitte heißen? Dass man nicht beleidigend werden sollte, egal wie schlecht man eine Geschichte findet, sollte klar sein, aber auf konstruktive Kritik, die dazu gedacht ist, dem Autor zu helfen die Geschichte zu verbessern wie ein Kind zu reagieren, dem man grade den Lolli geklaut hat, ist ja wohl das Lächerlichste, was Wattpad zu bieten hat.

Nein, korrigiere, noch schlimmer ist es, wenn der Autor dann seine schlaue und argumentativ natürlich sehr starke Fanbase von 11-Jährigen (zumindest benehmen sie sich mindestens genauso erwachsen) auf den anderen hetzt, um ihn sinnlos zu beleidigen, oder diese Kommentare einfach löscht.
Für mich wäre das die einzige Erklärung wie unter so mancher Geschichte hier tatsächlich nur Positives stehen kann, während ich schon nach dem ersten Kapitel meinen Kopf am liebsten gegen die Tastatur meines Laptops schlagen würde, um diesen Scheiß wieder aus meinem Kopf zu bekommen.

An alle, die das machen, einmal eine kleine Ansage: In welcher Scheinwelt lebt ihr eigentlich? Ihr postet eure Geschichte öffentlich im Internet, wo sie jeder lesen kann, und denkt ernsthaft ihr könnt alles, was nicht in eure hübsche Illusion passt, dass ihr die zukünftige E. L. James seid, einfach "verbieten"? Noch dazu mit der lächerlichsten Begründung die, die Welt gesehen hat? Ja? Gratuliere, ihr gehört wohl zu der elitären Gruppe von Leuten, für die das Internet wirklich noch "Neuland" ist. Merkel hatte wohl doch recht.

Übrigens: nicht, dass E. L. James ein Vorbild wäre, dem man folgen sollte. Allerdings könnten sich betroffene Autoren wohl sogar von ihren Büchern noch was abgucken.

Das traurigste daran ist vermutlich, dass 100% der "Bücher", an denen ich diese Anmerkung oder eher Warnung schon bewundern durfte, konstruktive Kritik eigentlich mehr als dringend gebraucht hätten.
Am besten schon bevor diese Ansammlung von Rechtschreib- und Grammatikfehlern, Plotholes, flachen Charakteren und fehlender Logik überhaupt als "Buch" betitelt im Internet landet, wo unbedarfte Leser darüber stolpern und nicht nur Lebenszeit, sondern auch Gehirnzellen dadurch verlieren könnten.

Persönlich kann ich das gar nicht verstehen. Klar, man freut sich über ausschließlich positives Feedback, aber wenn man weiß, dass das gar der Realität entspricht, bringt einen das doch kein Stück weiter. Belügt euch doch nicht selbst.

Also willkommen in der realen Welt. Hier wird einem eben nicht nur Honig ums Maul geschmiert egal welchen Müll man produziert. Lebt damit oder postet eure Dinge nicht im Internet.

Alle, die sich zu dieser Art von "Autoren" zählen - ganz ehrlich, diese Bezeichnung verdient ihr nicht - schämt euch. Das ist einfach erbärmlich. 

Sorry not sorry, liebe "Don't like, don't read"-Faschisten 

Sorry... not sorryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt