Wie sich viele denken können, lese ich auch mal gerne historische Geschichten auf Wattpad. Welch Überraschung! Aber meistens stolpere ich da über Dinge, die ich lieber nicht gelesen hätte...
Zu Beginn sollte ich vielleicht sagen, dass ein guter Teil dieser Geschichten englisch war, aber trotzdem verspüre ich grade den Wunsch drüber zu reden.
Ich lese gerne über den Zweiten Weltkrieg und lasse mich etwas davon inspirieren, was es denn schon so gibt - um zu schreiben, was es eben nicht gibt. Aber hier werde ich regelmäßig ziemlich geschockt. Vor allem davon wie mit dem Thema Holocaust umgegangen wird.Zu allererst finde ich es ermüdend wie wenig Mühe sich einige Autoren machen. Klar, niemand erwartet von einer Geschichte auf Wattpad, dass alles historisch 100% akkurat ist. Aber sich vielleicht zehn Minuten Zeit zum Googeln nehmen oder einfach mal einen guten Film drüber ansehen, gibt ja schon mehr als genug, ist doch nicht zu viel verlangt oder? Ich als Autorin verstehe nicht, wieso man den Wunsch verspüren sollte über etwas zu schreiben, wovon man eigentlich nichts weiß. Da könnte ich auch theoretisch eine Fantasygeschichte draus machen.
Wenn ich nämlich schon lese, dass sich Nazis gegenseitig durchgehend als Nazis betiteln oder einer sagt, er redet lieber Englisch als Deutsch, frag ich mich nämlich schon, ob der Autor überhaupt irgendeine Ahnung hat. Auch nur die leiseste von dieser Zeit.
Damals sang man in der Schule Lieder, die davon handeln, dass Bomben auf England regnen sollen. Ich bezweifle irgendwie, dass stramme Nazis, deren Hymne "Deutschland über alles" beinhaltet, es gut gefunden hätten, wenn dann mal unser hübscher Boi daherkommt und sagt "mimimi Englisch ist aber viel schöner mimimi ich rede nur Englisch mimimi". Ganz zu schweigen davon, dass sie's okay finden und fortan nur noch so mit ihm sprechen.
Alles klar. Und in ihrer Freizeit hören sie Jazz oder - noch besser - Rap, um den anderen zu zeigen, dass das ihre Hood ist, und sie machen können, was sie wollen. Smoke weed everyday oder Fuck the police, coming straight from the underground! sind doch immer noch die Mottos der SS.
Warte, die Police ist ja auf ihrer Seite. War wohl doch nicht ganz durchdacht...Dann natürlich die Namen, was logischerweise hauptsächlich in englischen Geschichten vorkommt. Wobei ich mich auch einer deutschen entsinne, in der der Typ einen Namen á la Justin hatte.
C'mon, wirklich, c'mon, ist es so schwer deutsche Namen zu suchen? Zwei Minuten seiner Zeit zu opfern. Wie oft hab ich schon gelesen, dass der jüdische Hauptcharakter oder SS-Männer englische Namen hatten oder, was dann noch etwas konfuser wirkt, jüdische. Ja, SS-Soldaten Adam und David, davon gab's sicher sehr viele. Und wenn schon, dann sollte man es wenigstens begründen und vielleicht einen kleinen Konflikt draus machen. Keiner mit dem Namen hätte es damals sonderlich leicht gehabt.Oder wenn du in Deutschland, Österreich oder der Schweiz lebst - mein Gott, du wirst doch wohl noch anderes kennen als diese neumodischen Trendnamen wie Justin, Kevin, Dustin und Chantal. Es sei denn das ganze spielt in Frankreich, dann ist letzterer ein toller Name. Aber mal ehrlich, wir sind hier nicht in der Hauptschulklasse von nebenan.
Aber gut, das sind eher so die Kleinigkeiten, die mich aufseufzen lassen, aber noch nichts worüber ich mich ernsthaft aufregen würde.
Das schlimmste ist eher, welche Art von Geschichten das meistens sind: Nazi veliebt sich in KZ in Jüdin.
Okay, das könnte ja spannend sein, denke ich mir dann jedes Mal aufs neue und hoffe auf eine interessante, tiefgründige Geschichte, mit einer Prämisse, mit dem Gefühl etwas Mögliches zu lesen, denn immerhin gab es sowas. Aber... nicht so!Innerhalb der ersten zwei Kapitel fühle ich mich nämlich eher so als hätte man das 08/15 Teenie Drama einfach in die Mitte des letzten Jahrhunderts versetzt und das löst dann doch etwas Übelkeit in mir aus. Es fühlt sich an wie "High School Musical goes Third Reich". Ich glaube, ich fasse einfach mal kurz die gängigsten Eigenschaften dieser Geschichten zusammen:
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Sorry... not sorry
RandomEin kleines "Buch", in dem ich so ziemlich zu allem meinen Senf abgebe. Reden über Gott und die Welt, Meinungen über Wattpadbücher oder einfach Unterhaltung.