Ich weiß, ich hab hier keine super große Plattform oder ähnliches, trotzdem will ich nutzen, dass hier und da mal ein paar Leser reinschneien, um etwas wichtiges loszuwerden. Wie man am Titel schon sieht, geht es um "Blonde", eine "fiktive Verfilmung" (so nennen sie es wirklich) von Marilyn Monroes Leben und ich muss sagen - es hat mich schockiert.
Und angeekelt.
Im Grunde ist es eine über drei Stunden ausgedehnte Aneinanderreihung von Szenen der Misshandlung, psychischen Leids etc. Nicht nur, dass vieles absolut gar nichts mit der Person Marilyn Monroe zu tun hat, wird solches Leid und Brutalität ausgeschlachtet und als "Kunst" verkauft. Besonders im Anbetracht dessen, dass es um das Schicksal einer realen Person geht, finde ich das absolut geschmacklos.
Weil ich weder zu lange über das hier schreiben kann, noch will, werde ich so ein paar "Highlights" zusammenfassen.
- die Sterbeszene wurde tatsächlich an dem Ort gedreht, an dem Monroe starb. An. Exakt. Dem. Ort. Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber meiner Meinung nach ist es mindestens geschmacklos den Tod einer Person an exakt diesem Ort nachzustellen und zu filmen. Vor allem vor dem Hintergrund folgender Punkte.
- ich will nicht lügen, die Hälfte davon ist Porno. Ihr Sexleben wird konstant und natürlich sehr sehr fiktiv in den Mittelpunkt gestellt, weil eine Person, die ihr Lebtag lang auf ein Sexsymbol reduziert wurde und deshalb Probleme hatte, genau so eine Darstellung nochmal braucht, richtig? Gerade weil es 2022 ist und ständig davon geredet wird, wie Frauen nicht mehr sexualisiert werden sollen, intelligente und interessante Frauen nicht in der Öffentlichkeit ihres Intellekts, ihrer Persönlichkeit und ihres Werts beraubt werden und daraus reduziert werden sollen, ist das so schockierend. Und das war das Schicksal so vieler berühmter Frauen. Keinen interessierten die Erfindungen einer Hedy Lamarr, wenn man über ihr Aussehen und explizite Szenen sprechen konnte. In diesem Kontext vor allem auch, weil Monroe tatsächlich keine sonderlich "sexuelle" Person in privat war.
In "Blonde" rennt die Schauspielerin die Hälfte der Zeit oben ohne rum, was durch Kameraführung etc. noch zusätzlich sexualisiert wird und es ist einfach unangenehm.
- sehr viel davon ist Trauma-Porno. Wisst ihr, was ihr Leben in dem Film neben Sex noch ausmacht? Leid. Wirklich. Jede Form von Missbrauch wird hier komplett ausgeschlachtet, von dem einiges erwiesen ist, anderes wiederum nicht. Es ist unangenehm anzusehen, weil es nicht mit Feingefühl das schwierige Leben eines Menschen zeigt, sondern alles ekelhaft voyeuristisch präsentiert. Dazu bspw. eine Abtreibungsszene, bei der man unnötigerweise medizinische Instrumente in einer CGI-Vagina sieht. Absolut auf die Spitze getrieben wird das hier noch mit einer, im übrigen nicht bewiesenen Vergewaltigungsszene mit JFK.
Ich kann Filme durchaus würdigen, die einem schonungslos die Brutalität der Welt vor Augen führen, aber sie als shock value ausnutzen und sich offensichtlich daran zu ergötzen, denn trotz genug Stoff wird nichts aber auch rein gar nichts anderes ihres Lebens gezeigt, ist widerlich. Und sehr viel dieses Leids ist eben, wie gesagt, frei erfunden. Wer denkt sich so etwas denn bitte aus? Was geht in deinem Kopf vor, wenn du über eine reale Person alle möglichen Formen von fiktiven Traumata zusammenfantasierst? Besonders vor dem Hintergrund, dass sie eben so sexualisiert wurde und es auch im Film wird, wirkt das wie Fetischisierung und halber Snuff.
Ja, der Film soll fiktiv sein, aber bei solchen Entscheidungen muss man sich auch immer fragen, warum sie gemacht werden. Und hier würde ich primär schon sagen, bei aller künstlerischer Freiheit: Warum dreht man etwas so faktisch falsches über eine echte Person und das nur, um dem Zuschauer 3 Stunden Leid mit ein paar eingesprenkelten Lichtblicken zu geben, die in Anbetracht dessen, dass Monroe ihren Mann durchgehend "daddy" nennt wiederum teilweise zu einem unangenehmen Ausschlachten verkommen.
- es gibt einen sprechenden CGI-Fötus. Nein, kein Scherz. Ich lass das einfach so stehen.
- der Regisseur ist, wie man es nicht anders erwarten kann, auch nicht unproblematisch. Seiner Meinung nach, sehe sich ja keiner mehr Monroes Filme an und in Interviews reduziert er ihr Leben, ein absolut reales Leben, in seiner Bedeutung für seinen Film mehr oder minder darauf: sie war reich, hübsch und berühmt und konnte jeden Kerl haben - und trotzdem hat sie sich umgebracht!
Es ginge ihm nicht, um ihr Vermächtnis, sondern mehr um Marilyns Bedeutung. ... Also ihr Wert und ihre Bedeutung ist, dass sie sich als Ikone umgebracht hat. Mehr nicht. Klingt ... unangenehm.
Vor allem frage ich mich, was daran eine revolutionäre Message sein soll. Jemand, der offensichtlich kein leichtes Leben hatte, wurde nicht von Ruhm auf magische Weise gerettet? Für Menschen kann Ruhm im Gegenteil sogar im Endeffekt etwas schreckliches sein? Ist ja ganz was neues. Aber mit genug Brutalität im Film wirkts dann wohl nicht wie etwas, das wir seit Ewigkeiten wissen, sondern wie etwas, Neues, Mutiges und Künstlerisches. The power of shock value. Mit den Gefühlen von Zuschauern zu spielen, indem man ihnen explizit in allen Details ein grausames Schicksal vorsetzt, funktioniert wohl.
Ach, und er hat im selben Interview über den Film Gentlemen prefer blondes gesagt, es ginge darum um "well-dressed whores", womit er auch über Monroe gesprochen hat.
Vielleicht bins nur ich, aber jemand, der so eine geringe Meinung von einem Schauspieler hat, sollte schlicht nicht ein Biopic über sie drehen.
Ich bin ehrlich sprachlos darüber ...
Sorry not sorry, Blonde
PS: Sagt mir gerne eure Meinung dazu, falls ihr den Film gesehen habt
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Sorry... not sorry
De TodoEin kleines "Buch", in dem ich so ziemlich zu allem meinen Senf abgebe. Reden über Gott und die Welt, Meinungen über Wattpadbücher oder einfach Unterhaltung.