>> 12. Chapter: •I'm in Trauma• <<

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Da saßen wir also und starrten uns feindselig, wie zwei wilde Tiere entgegen.

Ihr werdet es mir zwar nicht glauben aber ich schien bei diesem möchtegern Starrwettbewerb tatsächlich als Sieger hervorgegangen zu sein, da nach einigen Minuten der Stille er dann doch, abwertend schnaubend, den Kopf senkte. Dabei galt "Der Klügere gibt nach" natürlich nicht! (Das bin selbst heute immernoch ich!)
Immernoch lag dieses selbstgefällige Grinsen auf meinen Lippen, mit dem ich versuchte mir einzureden, dass ich Jiyong nun unter meiner Kontrolle hatte, selbst wenn ich eigentlich genau wusste, dass es anders herum war. Ich war nunmal auf ihn angewiesen...
Aber ich gönnte mir diesen Augenblick.
Mein neuer Betreuer hingegen schien von der gesamten Situation nicht all zu begeistert, wobei ich ihm das auch nicht verübeln konnte. Genauso wie ich saß er mitten in der Tinte.
Völlig genervt, was man seinem Säufzen entnehmen konnte, ließ Jiyong also von mir ab, rappelte sich auf und lief um den Rollstuhl, ehe er diese beiden Gnubbel, ( Verzeihung der korrekte Begriff ist mir grade entfallen) mit denen man das Gefährt schiebt, nahm und los fuhr, beziehungsweise schob.
Zusammen mit mir in diesem Stuhl, in dem ich mir nebenbei bemerkt echt bescheuert und hilflos vorkam, wanderte er über die Flure, bei denen mir ein unangenehmer Geruch von Desinfektionsmittel und alten Menschen in die Nase stieg. An der Stelle: Nein ich habe nichts gegen die Älteren unter uns! Keine Panik...
Jedenfalls herrschte die ganze Zeit über, während wir nach unten in den Empfangsbereich fuhren, Stille. Wie sprachen kein einziges Wort miteinander, selbst wenn ich ihm zu diesem Zeitpunkt gern so einiges an den Kopf geklatscht hätte. Jiyong aber schien mir nichts sagen zu wollen...

Nach einigen Strapazen mit dem Fahrstuhl, der scheinbar etwas gegen Jiyong hatte, da er immer wenn er den Knopf drückte, anzeigte, dass alles voll wäre, nur um dann nach gefühlt 10 Minuten doch komplett leer auf unserer Etage an zu kommen, gelangen wir dann doch bis nach ganz unten. Japp... Dieser Fahrstuhl war mir defintiv sympatisch!

Leicht vergnügt betrachtete ich den vor Wut geröteten Kopf meines Pflegers, als er mich nahe  der Ausgangstür abstellte und rüber zur Rezeption lief. Einige Minuten stand der da und kritzelte  irgendetwas auf ein paar Formulare, was ich aus der Entfernung nicht erkennen konnte.
Das herumsitzen wurde mir also allmählich zu langweilig. Schon nach 5 Minuten!
Säufzend kaute ich auf meiner Unterlippe herum und blickte mich in dem Wartezimmer um.
Eine kranke Frau hier, ein weinendes Kind da.

Eigentlich nichts erwähnenswertes beziehungsweise etwas, was man in einem anderen Krankenhaus nicht vorgefunden hätte. Naja, bis auf diese eine Sache...

5 junge Männer, vielleicht Mitte 20 und alle in schwarzen Klamotten als wären sie eine Gang oder so, saßen auf den Besuchersitzen und lachten. Sie schienen nicht krank oder so, als würde ihnen etwas fehlen. Viel eher so, als wären sie aus einem anderen Grund hier, da sie ständig kichernd zu Jiyong rüber blickten.
Ich kniff die Augen zusammen...
Einer von ihnen schien genau in Jiyongs Richtung zu starren und begann daraufhin wieder zu Lachen. Dieses Lachen... Ich kannte es irgendwoher!

Dann sah der Fremde direkt zu mir hinüber und mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken...

Ich kannte ihn tatsächlich. Diese Stechenden braunen Augen, dieses breite Grinsen...
Es war Jooheon. Der Jooheon... Der "Beste Freund von Jiyong - Jooheon". Dieser Trottel, der genau wie ein Haufen anderer Jungs, an die ich mich nicht mehr wirklich erinnerte, immer dem Großen Mr. Ji hinterher gerannt war.
Ja, genau der sah nun eklig grinsend zu mir rüber, als wüsste er noch genau wer ich bin.
Natürlich erwiederte ich diesen Blick nur.
Zu mehr kam es dann letzendlich aber auch nicht, da, kaum versuchte ich den Blick des jungen Mannes zu deuten, Jiyong zurück kam. Er schien die Typen komplett übersehen zu haben, da er ohne weitere Umschweife wieder meinen Rollstuhl ergriff und straight aus dem muffigen Krankenhaus fuhr.

↬ MY CARETAKER || ⥉ᵍᵗᵒᵖ⥉Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt