Nun saß ich da. Wiedermal...
Eingepfercht in diese dämliche Apparatur von Rollstuhl, da meine Beine es nicht taten, und starrte wie gebannt auf die Tür vor meiner Nase, die sich soeben noch geschlossen hatte. Wirklich, ich weiß nicht, was mich dazu veranlasste. Vermutlich wirkte ich dabei auf Außenstehende so, als hoffte ich insgeheim darauf, dass Jiyong im nächsten Moment einfach so wieder rein platzen würde, doch... das tat er nunmal nicht. Und um das klar zustellen, nein, ich habe auch nicht gehofft, dass er nochmal rein kam. Eher das genaue Gegenteil, da er dann vermutlich das dämlich breite Grinsen auf meinen Lippen gesehen hätte.
Was es da suchte? Keine Ahnung, aber Fakt war, dass es da war. Glaubt jetzt nicht ich wäre einer von diesem Leuten, die noch Stunden danach über ihre eigenen Witze lachten, denn dazu fehlte mir zumindest zu diesem Zeitpunkt zu hundert Prozent das nötige Selbstvertrauen. Also? Woran lag es dann? Nun gut... Ich werde es euch verraten.
Sein eigenes Lächeln.
Ja. So komisch es auch klingen mochte, der Gedanke daran, wie Jiyong nun hinter dieser Tür stand und leise für sich lächelte, brachte meine Lippen dazu sich derart zu verziehen. Ich hätte es um ehrlich zu sein auch nicht für möglich gehalten. Das lag aber eher daran, dass ich mir einfach nicht eingestehen wollte, dass tatsächlich jemand wir er mir auch nur im Entferntesten gut tun könnte.
Jaja... Auch mir begann genau das schließlich nach und nach klar zu werden und wie ihr euch eventuell vorstellen könnt, verzog sich daraufhin mein Gesicht innerhalb von Sekunden zu einer irritierten Grimasse. So vonwegen: 'Seung-Hyun! Was fällt dir ein? Hoffentlich hat das jetzt niemand gesehen!'.
Entgeistert schüttelte ich den Kopf. Es war heute eindeutig zu viel Scheiße passiert, als das ich sowas meinem verwirrten Gehirn noch hätte böse nehmen können. Grund genug es ab zu harken und sich auf wesentliche Dinge zu konzentrieren. Frage: Was war in meiner Situation jetzt wesentlich?
Allein, als es mir gelang mich mit diesem klobigen Gerät um zu drehen, um so den Rest des eindeutig viel zu extravaganten Zimmers erblicken zu können, fiel mir auf... Ich hatte rein gar nichts mehr zutun. All meine wenigen Habseeligkeiten lagen fein säuberlich nach Größe sortiert auf dem riesigen Ehebett - warum auch immer man mir so ein riesiges Bett zum allein drin schlafen gab - , während meine wenigen Klamotten offensichtlich gebügelt im noch offen stehenden Schrank lagen. So ordentlich wie es hier aussah, sah mein eigenes, damaliges Zimmer in 20 Jahren nicht aus. Also war es wohl kaum verwunderlich, dass sich meine Augenbrauen überrascht musternd hoben, als mich der Rollstuhl durchs großräumige, saubere Zimmer trug. Gefühlt jedes Detail mit seiner makellosen Schönheit fiel mir sofort ins Auge und beeindruckte mich mit jedem mal mehr und mehr. Logisch das mir da irgendwann die Frage kam... Wie konnte Jiyong, der zumindest auf mich all die Jahre so verdammt ungehobelt schien, doch so verdammt nobel sein.
Es ist immer wieder erschreckend zu sehen wie wenig man anhand vom Verhalten eines jeden Menschen ablesen kann. Während sie augenscheinlich arrogante Arschlöcher sind, sind sie im inneren doch romantische Poetiker.'People say they're jealous of me because I have to much. But you'll realize that what you see isn't everything.'
- Kwon JiyongIch erschauderte, als ich mir die Worte, welche eingerahmt an der Wand hingen, durch den Kopf gehen ließ.
War es das? Hatte ich zu früh geurteilt oder verweigerte Jiyong mir einfach seine feinfühlige Seite? Egal was es war, ich wollte diese Seite in ihm kennenlernen. Immerhin... Ich bin einer der letzten Menschen, der schnell die Hoffung in andere verliert und dennoch glaubte ich, die in meinen 'Erzfeind' bereits verloren zu haben. Und wenn es doch nicht so war?
Nur schonmal im Voraus für euch. Es war eben genau dieser Moment, in dem mir alles nochmals klar wurde.
Ich konnte oder eher durfte Jiyong nicht verachten. Nicht denjenigen, der jetzt als einziger noch für mich da sein konnte. Der einzige auf den ich noch hoffen konnte und... glaubt mir einfach wenn ich sage, dass eben diese Hoffung in naher Zukunft noch sehr, sehr häufig auf die Probe gestellt werden würde.
Trotzdem schwor ich mir, als ich so da saß und die mit Tinte geschriebenen Lettern betrachtete, dass ich Jiyong niemals kränken würde, niemals... insofern selbes für ihn galt.
Nur konnte das bedauerlicherweise niemand garantieren, bis auf er selbst.
Und ein leises Gefühl beschlich mich, dass er dies aber niemals tun wird. Mein, ins Nichts gleitender, Blick sank.
Lediglich um im nächsten Moment wieder, komplett entsetzt auf zu schauen.
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↬ MY CARETAKER || ⥉ᵍᵗᵒᵖ⥉
Fanfiction• Ich will ihn hassen, kann es aber nicht. • "Wusstest du eigentlich...dass Liebe nicht blind macht, sondern der Liebende einfach viel mehr sieht als eigentlich da ist?" "Nein." "Auch ich sehe viel mehr, als eigentlich da ist..." Was passiert wohl...