Teil10

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Yoongi brach zusammen, doch Jimin lag am Boden.
Und niemand hatte ihn aufgefangen.

Seit Tagen lag er nun bereits auf diesem kalten Steinboden. Oder waren es bereits Wochen?
Jedes Zeitgefühl war verloren gegangen.
Sein Körper schmerzte an jeder erdenklichen Stelle, egal wie er sich bewegte, immer wieder durchfuhr ihn ein heftiger Schmerz, sobald er versuchte eine andere Position zu finden, die vielleicht etwas seiner Pein nehmen würde.

Also hörte er auf sich zu bewegen, hörte auf, in dem kleinen Raum nach einem Fluchtweg zu suchen.
Es kostete einfach zu viel Energie.
Energie die er nicht mehr besaß.

Aber das allerschlimmste, neben den Schmerzen, war die noch immer allgegenwärtige Einsamkeit.
Die Einsamkeit überragte sogar das Hunger- und Durstgefühl, welches zu seinem ständigen Begleiter geworden war.

Wann hatte er das letzte mal etwas gegessen?
Seit er hier war jedenfalls noch nicht.

Er versuchte angestrengt sich zu erinnern. An Yoongi, an seine Freunde, an die ARMYs.
Doch es fiel ihm schwer, denn sich zu konzentrieren raubte ihm wieder viel Kraft, die doch so wichtig für ihn war, obwohl er sich nicht mehr erinnern konnte, warum eigentlich.

Seine Gedanken flogen hin und her, bis sie sich schließlich an den letzten Tag bei sich zu Hause hefteten.
Er hatte mit Yoongi telefoniert, während er gefrühstückt hatte.
Der Gedanke an seinen Verlobten war das Einzige, was ihm die Einsamkeit ein bisschen erleichterte.
Obwohl seine Stimme verstummt war,  konnte er sich noch an ihren Klang erinnern. 
Und auch wenn er niemals eine Antwort bekam, so hatte er doch Stunden damit verbracht, mit ihm zu reden.

"Hyung, ich vermisse dich... wann kommst du mich holen?", wollte er wieder einmal in die Dunkelheit sagen, doch nur sein Atem verlies seine aufgeplatzten Lippen.

Er sah wie Yoongi sich über ihn beugte, seine Hand ausstreckte und ihn berührte.
Er küsste ihn sanft und seine Hand fuhr die abgemagerten Konturen seines Körpers nach.

"Ich liebe dich!", hauchte Jimin ihm entgegen und genoss jede einzelne Berührung.
Er hatte sich so sehr nach ihm gesehnt.
Er wollte ihn in seine Arme schließen, er wollte ihn endlich wieder berühren, ihn küssen, mit ihm schlafen.
Doch alles was er tun konnte war, da zu liegen und sich einzubilden, das der Ältere bei ihm war.

So schlief er dann ein.






Stunden später durchbrach ein schwaches Licht das Verlies.
Frank betrat den kleinen Raum und stellte ein Glas Wasser vor seinen Gefangenen auf den Boden. Der durch das alles langsam zu sich kam.
Diese Prozedur wiederholte sich jeden Tag . Und Jimin hatte schnell gelernt.


Er hatte gelernt das Wasser erst zu nehmen, wenn er auch die Erlaubnis dazu bekam. Und er hatte gelernt, es in absoluter Stille zu tun. Kein Ton entfuhr ihm mehr dabei. Keine Fragen, kein Betteln, kein Gezeter. Ein elektrischer Viehtreiber hatte ihm das recht schnell beigebracht. Die Verbrennungen davon waren immer noch gut an dessen Mundpartie zu erkennen.


Frank ging in die Hocke und schaute sich seinen Gefangenen genauer an. Vom Aussehen her glich Park Jimin nur noch wenig dem Bild, welches seine Fans und Familie kannte.
Vor ihm lag ein völlig ausgemergelter Mensch, der in seinen eigenen Körperausscheidungen lag. Der Gestank in dem Raum war fast unerträglich und Frank atmete nur durch den Mund.


Er betrachtete nun genauer das eingefallene Gesicht seines Gefangenen, denn bis jetzt hatte dieser sich noch nicht bewegt. Das einzige Zeichen, welches zeigte, dass noch Leben in dem Körper steckte, waren das leichte heben und senken des Brustkorbes und das langsame blinzeln von Augen, welche glasig in Richtung Tür starrten. Die Augen wirkten viel zu groß, was dem Koreaner ein fast schon unheimliches Aussehen verlieh.

Frank schob das Glas Wasser näher zu Jimin hinüber.
Doch wieder rührte der sich nicht.

Frank überlegte.
Er musste vorsichtig sein.
Jeder Mensch reagierte anders auf diese Behandlung, was er hier betrieb konnte auch ganz schnell nach hinten losgehen. Zum einem konnte Jimin hier nur eine Show vorspielen und warten, bis Frank in Griffweite war, zum anderen konnte es aber auch sein, das er tatsächlich am Ende war.
Das galt es nun abzuwägen.

Noch einen Moment zögerte er, dann rückte er noch etwas näher an Jimin heran.
Die einzige Reaktion war, dass der Dunkelhaarige ihn nun ansah, oder zumindest in seine Richtung.
Er nahm das Glas und hielt es ihm an seine Lippen.

Nichts.

Er drückte es etwas fester an die aufgeplatzten Lippen, die einst wohl sehr weich gewesen sein mussten.

"Trink!", grollte seine tiefe Stimme befehlend durch das Verlies.

Doch der Angesprochene kam dem nicht nach.

Frank überlegte. Das gefiel ihm nicht, sollte er das Spiel zu lange getrieben haben? Er wartete noch mal, dann schob er seinen Finger zwischen Jimins Lippen, kippte das Glas leicht und ließ etwas Wasser in seinen Mund laufen.

Doch Jimin schluckte nicht.

Nachdem Frank sah, wie das Wasser nicht seinen Weg durch die Speiseröhre fand, sondern wieder aus seinem Mund hinaus lief, wusste er, dass es Zeit war zu handeln.
Er verließ kurz den Raum. Als er zurück kam, trug er schwarze Latex Handschuhe. Schwule hatten oft Aids. Und Jimin war eine Idol, die vögelten doch wirklich mit jedem.
Ein schmerzhaftes Wimmern erklang aus der Kehle des Idols, als Frank den verkrampften Körper bewegte und letztendlich hochhob.

Der Junge war nur noch ein Fliegengewicht, ihn hochzuheben war ein Leichtes, nicht mehr so anstrengend wie damals, als er ihn in den Keller gebracht hatte.

Frank wusste genau was er tat.
Doch war das, was er wollte, schneller und heftiger eingetreten, als er eigentlich geplant hatte. Vielleicht lag es daran das Jimin sehr sportlich war und sein Körper deshalb anders reagierte. Wer wusste schon, was für Diäten er gemacht und besondere Nahrung er gegessen hatte. Aber das war nun nicht mehr wichtig.

Roth trug den Körper die kleine Treppe hinauf.
Jimin lag in seinen Armen wie eine Puppe.
Eine Puppe, die ihn mit riesigen Augen fragend anstarrte.
Er trug ihn hinauf in seine Hütte und brachte ihn in den Wohnraum.
Dort legte er ihn zuerst auf den Boden. Er breitete eine alte Militärdecke auf der großen Cord-Couch aus, bevor er ihn darauf bettete.

Er wusste, dass Jimin sich nicht großartig wehren würde, so verließ er kurz das Zimmer und kam mit einem Zitronenwassereis zurück.
Er setzte sich neben ihn und brach das Eis in kleine Stücke, um es dann in Jimins Mund zu schieben.
Es blieb drin und schmolz.

Je befeuchteter die ausgetrocknete Kehle wurde, desto lauter wurde auch das schmerzhafte Wimmern.
Frank fühlte nach dem Puls und der Atmung.

Das gefiel ihm gar nicht.
Der Atem war flach und der Puls raste.

Okay, das war nicht gut und so nicht geplant, zumindest nicht schon jetzt.
Wenn er nicht aufpasste machte Jimins Körper durch den ganzen Stress noch schlapp. In der Armee hatte er viel gelernt, und das kam ihm hier wirklich zugute.

Er holte den Erste- Hilfe Kasten, den er noch mit einigen persönlichen Dingen ausgestattet hatte und einen Waschlappen, um zumindest den gröbsten Dreck zu beseitigen.
Jimins Wimmern verwandelte sich immer mehr in ein Wehklagen, und er fing an sich leicht hin und her zu wiegen.

Durch das tagelange liegen auf dem Steinboden war er an unzähligen Stellen wundgelegen. Am schlimmsten war es am Rücken, Gesäß und den Oberschenkeln. Frank reinigte die Stellen etwas und rieb eine desinfizierende Salbe darauf. Doch jedes Mal, wenn er auch nur leicht an die Wunden kam, schrie sein Gefangener heiser auf und versuchte sich davon wegzudrehen. Seine Augen drehten sich wild in den Höhlen und er fing an panisch zu werden.

Frank fluchte vor sich hin, doch als er sah das sein Opfer das hyperventilieren anfing, blieb ihm keine andere Möglichkeit. Mit gekonnten Handgriffen zog er das Morphium auf und spritzte es ihm in den Oberarm. Die Wirkung trat fast augenblicklich ein.
Ein schweres, erleichtertes Stöhnen entfuhr Jimins Kehle, er entspannte sich und driftete in einen Dämmerschlaf. 

Frank sah hasserfüllt auf ihn runter. Das er hier die Mutter Theresa spielen musste, ging ihm gehörig gegen den Strich.


Das die Schwuchtel so schnell schlapp machte, konnte doch keiner ahnen. Aber er hatte ja Zeit. Was machte schon ein Tag mehr oder weniger aus? Hier würde sie keiner finden, hier würde sie keiner hören. Sollten sie doch alle suchen.
Park Jimin gehörte ihm. Ihm und seiner Rache. Rache für den Mord an seinem besten Freund Wito Blunt.
Ein diabolisches Grinsen verzerrte Franks Gesicht.

Doch dieses wurde ihm schlagartig aus dem Gesicht gewischt, als er sah, das Jimin nicht mehr atmete.

Suddenly 3 ➛ ʏᴏᴏɴᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt