Teil21

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Einige Monate später:

Jimin stand auf dem großen Balkon, der zu seiner Suite gehörte.
Sein Blick schweifte über das atemberaubende Panorama, welches sich vor ihm erstrecke. Der Sonnenuntergang ließ das Meer in den sattesten Orangetönen, den lieblichsten Rosatönen und den betörensten Fliederfarben leuchten. Und doch war die schwere, alles vernichtende Dunkelheit der Nacht unaufhaltbar.


Es waren Monate vergangen, seit Frank in ihr Haus eingebrochen war. Monate, in denen er, wie auch sein zukünftiger Ehemann damit zu tun hatten, gesund zu werden. Während es bei Yoongi Knochenbrüche waren, die wieder zusammenwachsen mussten, war es bei Jimin die Seele, die er versuche mit allen Mitteln heilen zu lassen. Seine Motivation war zugleich sein schlimmster Albtraum. Es war das Bild, welches niemals wieder aus seinen Erinnerungen gelöscht werden konnte.


Er hatte Frank erschossen.


Es war Notwehr gewesen, dem hatten die Richter sofort zugestimmt und doch... er hatte einen Menschen getötet!
Ein Adler, der seine Kreise am dämmrigen Himmel zog, kreischte und Jimin blickte zu ihm hoch. In gewisser Weise fühlte er sich mit ihm verbunden. Sie beide waren frei. Auch wenn er sich manchmal wünschte, einfach davon fliegen zu können.
Dunkelheit. Sie lag nun über dem Meer, hinter dessen Horizont nun auch die letzten Lichtstrahlen verschwunden waren, genauso wie sie in seinem Herzen lag. Doch so gewiss wie es war, dass es am nächsten Tag wieder hell wurde, vielleicht manchmal trüb und regnerisch, so gewiss war es auch, dass nach der Dunkelheit in seinem Herz wieder Helligkeit kam. In ihm schien eine Sonne, die ihn wärmte und liebkoste, selbst an schlechten Tagen.
Yoongi.


Ihm stiegen die Tränen in die Augen, wie immer, wenn er darüber nachdachte, welch Glück er doch hatte, jemanden wie ihn an seiner Seite zu wissen. Egal, wie finster die Zeiten waren, sein Hyung stand immer hinter ihm, war immer für ihn da, stärkte ihm den Rücken, gab ihm neuen Mut, Kraft und Zuversicht. Jimin hatte mehr Glück, als er verdient hatte.


Damals als mit Wito sein Albtraum angefangen hatte, hatte er nie damit gerechnet, dieses Glück erleben zu dürfen. Seine Welt hatte aufgehört sich zu drehen. Und doch, je nähe er dem Abgrund kam, desto näher kam er seiner großen Liebe.
Ying und Yang, schwarz und weiß, Gut und Böse... er wusste nun, dass alles ausgeglichen war. Und wenn das bedeuten sollte, dass er weiter durch die Hölle gehen musste um sein Glück mit Yoongi aufrecht zu erhalten, dann würde er diesen Weg gehen!
Jimin sog noch einmal an seiner Zigarette und schnipste den Stängel dann über die Balkonbrüstung, während er den Qualm einsog um ihn dann langsam wieder aus seinen Lungen rauszupusten.


Mit drei großen Schritten war er wieder im Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
"Hey, Sexy! Was hast du gemacht?", kam es verschlafen von Yoongi, der bereits im Bett lag. Seine Haare waren total verstrubbelt und Jimin musste lächeln.
"Mir die Zeit vertrieben", schmunzelte er und legte die Schachtel Zigaretten auf die kleine Kommode und nahm eines der Kaugummis, die ebenfalls dort lagen.
Yoongi beobachtete ihn und hob die Bettdecke um seinem Partner anzubieten ihm Gesellschaft zu leisten. Der zierliche Koreaner zögerte nicht lange und legte sich zu ihm. "Du bist ja schon seit zwei Stunden am schlafen!", lachte er und küsste seinen Partner auf die Stirn. Dieser grinste. "Ja, entschuldige. Die Fahrt hierher war echt anstrengend." Der Rapper rutschte näher an ihn heran und legte seinen Kopf auf dessen nackte Brust. "Schon okay.", sagte Jimin und legte seine Arme um ihn, "Ich hab darüber nachgedacht, wie viel Glück ich doch habe!"


"Ja?"
"Ja, du und ich... das wir beide zusammen sind, dass ist mein größtes Glück!"
Der Ältere schloss seine Augen und seine Hand wanderte auf Jimins Oberkörper. Darunter pochte es sanft aber bestimmt. "Das dein Herz schlägt, das ist MEIN größtes Glück", erwiderte er und ließ seine Finger über die weiche Haut gleiten.
"Ja?", fragte der Jüngere.
"Ja!" Yoongi streckte seinen Hals um ihn sanft zu küssen.
"Schlaf mit mir, Hyung!", hauchte Jimin auf dessen Lippen und ihr Kuss vertiefte sich.






"Ach, verdammte Kacke!", fluchte Jimin am nächsten Morgen als ihm sein Löffel mit Rührei auf den Boden fiel. "Mist! Verdammter Scheiß!" Er beugte sich hinunter, hob den Löffel auf, nur um ihn dann wütend einmal quer durch das Zimmer zu werfen, genau in dem Moment, als Yoongi durch die Tür kam. Dieser sah das Geschoss gerade noch rechtzeitig und duckte sich, so dass der Löffel über seinen Kopf hinaus in den Flur flog und dort klappernd zu Boden fiel. Verdutzt schaute er der Flugbahn hinterher und dann auf seinen Verlobten, der schwer schnaufend am Frühstückstisch saß. "Was ist los?", fragte er vorsichtig, hob das Wurfgeschoss auf und schloss die Tür. "Nichts!", fauchte Jimin und schob seinen Teller brutal zur Seite. Dann schmollte er.


Yoongi zog verwundert eine Augenbraue hoch, doch dann sah er das Malheur auf dem Fußboden. Er überlegte kurz ob er es ansprechen sollte. Jimin war in solchen Sachen sehr explosiv. Wenn etwas noch nicht so klappte, wie er es wollte, wurde er schnell wütend und konnte auch schon mal ausrasten. Oft ging er ihm dann einfach aus dem Weg, denn die Erfahrung hatte gezeigt , dass solch ein Wutausbruch in der Regel schnell vorbei war. Doch diesmal entschied er sich für eine Konfrontation, denn schließlich waren sie hierher gekommen um sich einige Locations für ihre Hochzeit anzusehen. Tae und die anderen Jungs waren ebenfalls gekommen, schließlich waren er und Jungkook die beiden Trauzeugen und sollten als moralische Unterstützung dienen. Da konnte Jimin sich doch von solch einer Kleinigkeit wie einem Löffel nicht die Laune verderben lassen.


Yoongi setzte sich zu ihm an den Frühstückstisch, nahm dessen Hand in seine und drückte sie sanft. "Jiminie, das macht doch nichts. Wir räumen das gleich weg und gut ist."
Jimins Augen blitzten ihn wütend an, doch Yoongi wusste, er war nicht sauer auf ihn, sondern auf sich selbst. So ein ungeduldiger Kerl!
"Pfff!", machte dieser und blickte dann wieder zur Seite. "Da ess ich schon wie ein Baby von einem Löffel, damit nichts herunterfallen kann und trotzdem zittern meine Hände so stark, dass das ganze Mistding auf den Boden fliegt!", fluchte er ungehalten.


"Babe, du bist zu ungeduldig!", schmunzelte der Ältere.
"Lach nicht!" Jimin hatte die zuckenden Mundwinkel seines Freundes gesehen und das machte ihn rasend. "Du hast gut Lachen! Du hast doch keine Ahnung, wie es ist, wenn der eigene Körper nicht das tut, was man will! Du kannst da nicht mitreden!"


"Jimin-ssi, überleg mal was du bereits alles geschafft hast! Du bist praktisch von den Toten auferstanden und das hast du alles alleine gemeistert! Du hast dich zurück ins Leben gekämpft und schau wo du jetzt stehst ! Und du regst dich auf, weil der Löffel runter gefallen ist? Wenn es dich beruhigt...", er nahm den Teller mit dem Rührei in die Hand und ließ ihn auf den Boden fallen. Das zerbröselte Ei purzelte in alle Richtungen über den Teppich. "...da!" Yoongi grinste ihn an. "Mir passiert so was auch schon mal!" Einen Moment blieb es still und er beobachtete Jimin, der große Augen machte.


"Scheiße, Hyung! Was eine Sauerei!", sagte dieser ungläubig.
"Jimin, wirklich, ich bin so stolz auf dich! Lass dir deine Laune nicht von diesem blöden Löffel verderben. Das wirst du auch noch schaffen, hab noch ein bisschen länger Geduld und sei nicht so hart zu dir selbst. In ein paar Monaten wird das ohne Probleme klappen!"
Man konnte praktisch dabei zusehen, wie sich der Jüngere wieder beruhigte. Es war als würde sich jedes Wort von seinem Freund wie Balsam auf seine geschundene Seele legen.
"Ganz alleine habe ich es nicht geschafft!", murmelte er dann gezähmt.
"Na ja, aber fast!", lächelte der Rapper und küsste ihn auf die Stirn.
"Danke!"
"Wofür denn?"
"Das du da bist, Hyung, einfach weil du da bist!"
"Gewöhn dich dran, mich wirst du nicht mehr los! Nach ein paar Jahren Ehe wirst du von mir genervt sein und froh, wenn ich mal ein paar Tage nicht da bin!"
Jimin lachte auf. "Niemals!"
"Vergiss nicht, dass du das gesagt hast, denn ich nehme dich beim Wort!", erwiderte Yoongi, lachte ebenfalls und sagte dann: "Das Zimmermädchen wird sich für das Rührei bedanken. Ich schlage vor, du ziehst dir was an und wir hauen schnell ab, um uns die Hochzeitslocations anzusehen. Die anderen warten unten."
Jimin grinste. "Okay, bin dabei!"
Der Tag konnte nur besser werden ...

Suddenly 3 ➛ ʏᴏᴏɴᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt