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A I D E N

Football.
Dieses eine Wort, dieser eine Sport, ist in meinem Kopf groß geschrieben. Noch nie, habe ich mich für irgendetwas so sehr angestrengt, wie für diesen Sport. Es lässt mich vergessen, was zuhause passiert und gibt mir für paar Stunden Freiheit, frei von allem, frei von der Verantwortung, frei von meinem Vater. Es ist das letzte Jahr, dass ich mit der Mannschaft spielen werde, deswegen ist es um so wichtiger, diese Saison, möglichst alle Spiele zu gewinnen. Danach wird es ernst, und ich muss ein Teil, der B L A C K - I N D U S T R I E - FIRMA meines Vaters werden. Etwas anders gibts es , für diesen Mann nicht.

"Leute, heute wird es Vergeltung geben", knurrt Mason neben mir. "Dafür, dass der elendige Rotschopf, Luc die Nase blutig geschlagen hat."

Beim vorletzten Spiel, hat einer der gegnerischen Mannschaft, in den Helm von Luc gegriffen und mit seinem Ellenbogen auf seine Nase gehauen. Ich werde nie vergessen, wie seine Nase geblutet hat, es lief so viel Blut, dass es getropft hat. Ich schüttele meinen Kopf, bei den Bildern.

"Mach dich nicht zum Idioten, Jones." schreit ein Junge aus unserer Mannschaft. Gerechtigkeit ist wie bei meinen Jungs, auch bei mir groß geschrieben. Sich jedoch wegen, diesen Vorfall das Jahr zu verbauen, finde ich eher wie ein Himmelfahrtskommando und nicht wie die ideale Vergeltung.

"Mason, lass es gut sein, dass wird nichts als Ärger bringen." versuche ich ihm so klar wie möglich zu machen. Ich lege eine Hand von mir, auf seine Schulter.

Abrupt steht er auf. "Ihr seit solche Pussys. Mein Gott seht euch an. Luc ist unser Bro, und genau deswegen müssen wir ihn Rächen.." brüllt er.

"Meine fresse, Jones. Halt dein verdammtes Maul und setzt dich." schreit Luc. Der, der am entspanntesten von uns ist. Er sitzt rechts von mir, seine Arme hinter seinem Kopf und seine Augen geschlossen.

Mason guckt Luc mit starrem Blick an, dreht sich um und setzt sich wieder auf einer der Bänke.

Die Atmosphäre in der Umkleide ist angespannt, die Luft wie elektrisch von dem Adrenalin, das uns durchflutet. Diese Minuten, kurz bevor der Coach zu uns spricht und wir endlich aufs Feld dürfen, sind die schlimmsten und die besten zugleich. In diesen Minuten scheint alles möglich zu sein: Sieg und Niederlage, Stolz und Scham.
Von draußen dringen Jubelschreie unserer Mitschüler. Wahrscheinlich ist der Auftritt, unserer Cheerleader gerade zu Ende gegangen. Und jetzt ist Show Time, angesagt. Im gehen ziehe ich mir das Trikot mit der Nummer 19 über den Kopf. Coach Freeman, kommt gerade aus seiner Kabine. Er lässt den Blick durch den Raum schweifen.

"Unser Ziel ist die Meisterschaft", knurrt er. "Alles andere ist inakzeptabel. Also seht zu, dass ihr die Säcke fertig macht!"
Coach Freeman ist kein Mann größer Worten, aber das ist auch nicht nötig. Die paar Sätze von ihm reichen, um ein lautes, zustimmendes Grölen in unsere Runde hervorzurufen.

Danach ziehen wir die Helme über und laufen aus der umkleide, durch den schmalen Tunnel, der zum Spielfeld führt. Das Gefühl, diesen Weg zu rennen ist ohrenbetäubend. Die Geräusche von außen dringen bloß gedämpft zu mir vor, beinah, als hätte ich druck auf meinen Ohren.
Die Tribünen ist brechend voll. Die Leute jubeln, als wir aufs Spielfeld laufen, die Cheerleader tanzen.
Frische Luft rauscht in meine Lunge und ich fühle mich so lebendig, wie schon seit Wochen nicht mehr. Während die Ersatzspieler und der Coach sich an den Spielfeldrand begeben, gehen wir in die Mitte des Feldes und bauen uns vor den Spielern des anderen Teams auf.

"Das wird ein gutes Spiel". Schreit Alex neben mir und spricht damit aus, was ich denke.

Alex ist ein guter Spieler, meines Erachtens nach einer der besten. Er hat nie so richtig in meinen Freundeskreis gehört, obwohl wir uns mehr als 10 Jahren kennen und unsere Eltern befreundet sind. Trotzdem ist er auf jeder Party, herzlich eingeladen. Aber auch auf ihn habe ich ein Auge, wer weiß, wer hinter dir steht und ein Messer in deinen Rücken rammt.

Während wir auf die Schiedsrichter warten, lasse ich meinen Blick über die Tribünen schweifen. Von hier, erkenne ich kaum jemanden, bis auf Rebekka, die mit ihren Freundinnen wie immer ganz oben sitzen und so tut, als könnten sie irgendetwas von dem verstehen was hier ab läuft.
Ich sehe zum Spielrand, da erregt ein brauner Haarschopf meine Aufmerksamkeit. Sie stellt sich zum Coach, die beiden wechseln ein paar Worte.
Ich kann es mir nicht leisten, mit dir gesehen zu werden.
Die Erinnerung an ihre Worte fühlen sich an wie ein Schlag in die Magengrube. So etwas hat noch nie jemand zu mir gesagt.
In der Regel ist nämlich das genaue Gegenteil der Fall. Leute wollen mit mir gesehen werden, sie wollen ein Teil meiner Welt sein, sich fühlen als könnte niemand sie anrühren, ohne irgendwelche Schmerzen zu erfahren. Oder einfach nur an mein Geld wollen. Deshalb habe ich mir meine Freunde sorgfältig ausgesucht. Zach, Luc und Mason sind an meinem Geld nicht interessiert - sie haben davon mehr als genug. Zachs Vater hat sich mit Aktiengeschäften ein unfassbares Vermögen aufgebaut, Masons Dad ist ein erfolgreicher Filmproduzent und Lucs Familie entstammt den altenglischen Adel.
Die Leute wollen unsere Aufmerksamkeit.
Alle bis auf..

Mein Blick verharrt auf Grace. Ihre Haare werden vom Wind zerzaust. Sie versucht sie wieder in ihre Position zu bringen und streicht sie glatt, obwohl das überhaupt nichts bringt, weil ihre Haare wider in alle Richtungen gewirbelt wird. Ich bin mir sicher, dass ich sie vor der Sache mit Rebekka noch nie gehört, geschweige gesehen habe. Aber wie ist das nur möglich?

Einfach alles an ihr erregt mein Misstrauen, jeder Mensch auf diesem Planeten hat seinen Preis. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie die Bombe platzen lässt. Es wäre nicht die erste Schlagzeile, die über meine Familie in der Zeitung steht.
Ich beobachte Grace weiter. Sie kramt eine Kamera aus ihrem Rucksack und macht ein Bild von dem Coach.
Vielleicht hätte ich ihr mehr Geld anbieten sollen, schießt mir der Gedanken durch den Kopf. Den die Zukunft meiner Familie - insbesondere die von Rebekka, liegt in den Händen, dieses Mädchen. Es gefällt mir überhaupt nicht.
Ich kann es mir nicht leisten, mit dir gesehen zu werden.
Wir werden schon sehen.

Please don't HATE ME!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt