Liz öffnete die Augen und blinzelte angesichts des hellen, morgendlichen Lichts, das in ihr Zimmer fiel. Ihre zierliche Hand ruhte auf Jos Bauch, der sich ruhig hob und senkte wärend sie ein leises Schnarchen von sich gab, was Liz ziemlich süß fand. Den Kopf auf Josies Schulter gebettet drehte Liz sich vorsichtig auf den Rücken, um ihre Freundin nicht aufzuwecken, was ihr natürlich nicht gelang. Sie hörte ein leises Gähnen und hob den Kopf. "Morgen.", murmelte sie und strich über Jos Arm, die mit einem recht tiefen und verschlafenem "Morgen" antwortete und sich auf die Seite drehte, um Liz besser sehen zu können. Diese warf einen flüchtigen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war schon halb zehn und Liz war heilfroh, dass heute Samstag war. Trotzdem wollte sie allmählich aufstehen um nicht den ganzen Tag zu verschlafen, der sich mit einigen grauen Wolken am Himmel nicht wirklich schön ankündigte.
"Halb zehn, ich glaube, wir sollten so langsam mal aufstehen.", meinte Liz aber Jo gab nur ein raues Brummen von sich, das ganz offensichtlich nicht sagte, dass sie extrem viel Lust hatte, aufzustehen. Liz schüttelte nur lächelnd den Kopf und machte Anstalten, sich aufzusetzen, wurde aber mit sanfter Gewalt zurück in de Kissen gezogen, wo Jo ihr einen Kuss auf den Kopf gab und drückte sie fest an sich. "Josie... komm schon, jetzt lass mich los.", quengelte Liz und versuchte erneut, aufzustehen, fühlte sich dabei aber wie ein kleines, trotziges Kind.
Plötzlich waren quitschende Schritte auf der Treppe zu hören, die nur von Liz Mutter stammen konnten. "Fuck meine Mutter!", flüsterte Liz panisch und stand so schnell sie konnte auf und rannte zur Tür, wo sie sich mit aller Kraft dagegen lehnte. "Liz?", klang die Stimme von Frau Sörens aus dem Treppenhaus. "Äh... ich- ich zieh mich gerade um!", rief Liz durch die geschlossene Tür und fügte noch hinzu, "aber ich komme gleich runter!". "O-okay.", gab Liz Mutter mit einer offensichtlich etwas irritierten Stimme zurück und kurz darauf war zu hören, wie sie die knartzenden Treppen nach unten ging. Liz fiel in diesem Moment ein so großer Stein vom Herzen, dass sie meinte, Jo und ihre Mutter hätten es hören müssen.
Wie sie so da stand, bemerkte Sie, dass sie gerade mal Unterwäsche anhatte und auch wenn es ihr Recht peinlich war, musst sie lachen. Sie ging zum Kleiderschrank, suchte eine zerissene Jeans für Josie raus, von der sie dachte, sie könnte ihr gefallen und warf sie, zusammen mit einem großen grauen Pullover aufs Bett, damit sie sich auch umziehen konnte.
"Was ist mit deiner Mutter? Was sagst du, wenn sie fragt, wer ich bin oder warum ich hier geschlafen habe?", fragte Jo, wärend sie sich den Pulli überzog, der ihr perfekt passte, da sie etwas größer war als Liz. "Keine Ahnung... improvisieren?", meinte Liz und fühlte sich etwas hilflos, denn darüber hatte sie bis jetzt noch nicht wirklich nachgedacht oder den Gedanken recht schnell beiseite geschoben. Jo nickte nur und zog sich weiter an.
Als die Beiden fertig waren und mittlerweile vom Hunger geplagt wurden, beschlossen sie, nach unten zu gehen um zu frühstücken. Liz Gendanken kreisten immer noch um die Sache mit ihrer Mutter, was sie nach außen hin kaum verheimlichen konnte. Jo bemerkte ihren Gesichtsausdruck, nahm Liz zitternde, schweißnasse Hand in ihre und drückte sie. Liz schenkte ihrer Freundin ein nervöses Lächeln. "Du schaffst das schon. Und ich bin doch da, ich stehe hinter dir, sag deiner Mutter was du willst, aber ich bin da.". Liz wollte etwas sagen aber ihr Mund war plötzlich Staubtrocken, also nickte sie nur und öffnete ihre Zimmertür.
Die Mädchen kamen in die Küche und stellten zu ihrer Überraschung fest, dass Frau Sörens gar nicht da war. Nachdem sie verwirrte Blicke getauscht hatten zuckte Liz nur mit den Schultern und setzte sich an den Frühstückstisch, was Jo ihr gleich tat.
Sie hatten sich gerade Brötchen geschmiert als Liz Mutter mit einem für Liz Geschmack zu motivierten "Guten Morgen!", in die Küche gestolpert. "Was hast du gemacht?", fragte Liz mit vollem Mund und starrte auf die schmutzigen Knie ihrer Mutter. "Ich war im Garten, hab ein bisschen die Beete gemacht und so. Kann ja nicht jeder ewig lang schlafen.", erklärte Frau Sörens und hatte dabei ein unermüdliches Lächeln im Gesicht. "Huch.", machte sie auf einmal als ihr Blick auf Jo fiel, "Morgen!", sagte sie dann, das Mädchen konnte ihren Gruß nur erwidern und lächeln, denn sie hatte Liz ja versprochen, sich da raus zu halten und ihr die Sache zu überlassen. "Ich wusste nicht, dass du Besucht hast.", wandte sich Liz Mutter jetzt an ihre Tochter. "Entschuldigung, ich müsste dich wahrscheinlich eigentlich kennen, aber ich kann mich beim besten Willen nicht an dich erinnern.", sagte ihre Mutter nun wieder zu Jo und lächelte etwas nervös. Jo öffnete schon den Mund, um sich vorzustellen, doch Liz kam ihr zuvor: "Mama, das ist Josie, meine Freundin.". Sie hatte versucht, das unsichere Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken, doch das war ihr nur am Anfang des Satztes gelungen. "Schön!", sagte ihre Mutter und ignorierte dabei Liz irritierten Blick, "Ich wusste gleich, dass du Freunde finden wirst.". Liz Mutter strahlte gerade zu und Liz tat es etwas leid, dass sie ihre Freude gleich wieder zu Nichte machen musste. "Ja, also ich hab Freunde gefunden aber... das hier ist anders,", sie griff Jos Hand und rückte näher zu ihr, "Jo ist meine feste Freundin, wir sind zusammen.". Liz fühlte sich gerade kein bisschen gut. Sie hätte von sich selbst erwartet, dass sie erleichtert gewesen wären, wenn es endlich raus war, aber eigentlich hatte sie gerade das dringende Bedürfnis, die Worte wieder zurück in ihren Mund zu stopfen. Wärend in Liz Kopf nur das Wort "fuck" durch die Gegend kreiste, wurde das steife Lächeln ihrer Mutter immer verkrampfter und sah mittlerweile nur noch recht dümmlich aus. Frau Sörens setzte sich etwas unsicher auf einen Stuhl und verknotete aufwendig ihre Finger miteinander, damit erweckte sie immer mehr den Eindruck, dass sie nicht genau wusste, was sie mit sich anfangen sollte.
Josie hatte unterdessen das Gesicht Richtung Tischplatte gesenkt, vermutlich war es ihr unangehm, wenn jeder so offensichtlich sehen konnte, wie rot ihre Wangen waren. "Schatz...", begann Liz Mutter und musterte ihre Tochter. "Bist du jetzt-", "Nein! Ich bin nicht lesbisch fallst du das gerade sagen wolltest.", fiel Liz ihr ins Wort, aber ihr eigener Tonfall kam ihr etwas zu hysterisch vor. "Ich bin Bi. Nur damit du das richtig verstehst.", murmelte sie dann etwas leiser. "Schon gut.", sagte ihre Mutter und brachte wieder ein Lächeln hervor, was Liz bewunderte, denn entweder ihre Mutter verfügte über ein überdimensionales Maß an Selbstbeherrschung oder dieses Lächen war wirklich komplett ernst und erlich gemeint. Frau Sörens kannte ihre Tochter zu gut und wusste, dass sie gerade an ihrer Wahrnehmung zweifelte. "Ich mein's ernst. Mach dir keine Gedanken, für mich ändert das nichts. Wenn du glücklich bist, will ich dir nicht im Weg stehen.", sie lächelte die nach wie vor verwirrte Liz an.
Danach verkündete Frau Sörens, weiter im Garten arbeiten zu gehen und ließ die Beiden allein in der Küche sitzen. Josie hatte ein Lächeln im Gesicht und war sichtchlich stolz auf ihre Freundin. Liz dagegen saß immer noch komplett fassungslos da und merkte erst, dass ihre Kinnlade offen stand, als ihr eine Obstfliege in den Mund flog, die sie fast verschluckte. "Ich hab's geschafft...", murmelte sie dann recht resigniert und konnte ihren Blick nur schwer von der Tischplatte lösen. "Ich hab's ihr einfach gesagt!", sagte Liz jetzt nicht mehr ganz so atemlos, als müsste sie es sich selbst noch mal bewusst machen.
Auch wenn Liz total erleichtert war, es endlich ihrer Mutter gesagt zu haben, dauerte es noch bis nach dem Frühstück, bis sich ihr Herzschlag nochmal beruhigt hatte und sie sich auch auf andere Gedanken konzentrieren konnte.
Und hier schon der nächste Teil! 1295 Wörter, die mich einen halben Tag gekostet haben 😅 bin ein bisschen stolz drauf 😊 uuuunnd ich bin stolz auf jetzt schon 1,23k reads 💖😍👐🏻 piep piep piep, ich hab euch alle lieb, habt noch nen schönen Tag! 😘
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You're my star (girlxgirl)
RomanceDie Flucht vor ihrem Vater verlangt von Liz und ihrer Mutter ein großes Opfer: Sie müssen zu ihrem eigenen Schutz ihre Heimat verlassen, ihre Freunde zurücklassen und auf eine kleine Insel mitten in der Nordsee ziehen. Obwohl Amrum anfangs sehr verl...