#22

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"Oh Gott...". Das war das erste, was Liz an diesem Morgen raus brachte. Obwohl... der Morgen war eigentlich kein Morgen mehr und genau das war auch der Grund, warum das zweite, was sie an diesem nicht-mehr-Morgen sagte, ein hysterisches, kreischendes "Scheiße", war. Das nächste war dann "fuck, fuck, fuck, fuck, fuck!", worauf ein "Ahhhhh fuck." folgte, denn sie war gerade aufgestanden und hatte bemerkt, dass sie die schlimmsten Rücken- und Kopfschmerzen hatte, die man sich vorstellen könnte. Erst jetzt realisierte sie, wo sie überhaupt war. Das Rauschen des Meeres war unüberhörbar, genauso wie das Knirschen von Sand zwischen den Zähnen unüberspürbar war und  das gleißende Licht von nicht-mehr-morgentlicher Sonne in den Augen unübersehbar war.

Liz schaute sich um. Sie war mitten in den Dünen an irgendeinem Strand, den sie offensichtlich nicht kannte. Und sie hatte nichts als Unterwäsche an, was hieß, dass sie ihre Kleider jetzt erst mal suchen musste und was auch hieß, dass sie mit jemandem rumgemacht hatte, sie hoffte bloß inständig, dass es Jo gewesen war und sonst niemand, denn letzteres würde nicht nur heißen, dass sie jetzt Stress mit ihrer Freundin haben würde, sondern auch, dass es unter Umständen Oscar gewesen war, und das würde wiederung heißen, dass sie jetzt schnell irgendwohin kotzen musste. Das musste sie auch, aber nicht wegen ihrem durchaus koplizierten Gedankenlauf, der mit Oscar endete, sondern eher an ihrem Alkoholkonsum am Abend vorher.

Kurz nachdem da einiges aus ihr raus gekommen war und ein widerlichen Geschmack hinterlassen hatte, konnte sie endlich nochmal einen klaren Gedanken fassen. Ihr Handy! Suchen, finden, ihre Mutter anrufen, nach Hause gehen. Ganz einfach, dachte Liz. Aber schon der erste Teil stellte sich als schwierig heraus. Immer wenn sie sich bückte, fing ihr Kopf an zu dröhnen und bücken, war nunmal bei der Suche nachh einem Handy im Sand nicht sehr vemeidbar. Also beschloss sie mit den Füßen den Sand zu durchwühlen und den Kopf möglichst ruhig zu halten. Und tatsächlich hatte sie damit Erfolg. Sie fand ihr Handy, aber wie es der Zufall wollte, hatte es keinen Akku mehr. Sie hätte sich schon seit Ewigkeiten ein Neues kaufen sollen aber nein, sie war einfach zu geizig gewesen, als dass ein kaputter Akku ein Argument für ein neues Handy gewesen wäre.

Liz schlug sich gegen die Stirn. Warum musste so scheiß auch immer ihr passieren? Sie wollte jetzt erst mal ihre Kleider wiederfinden, denn mittlerweile hatte sie schon eine Gänsehaut vom kühlen Wind, der vom Meer aus über die Insel wehte. Das Mädchen schlang die Arme um sich und machte sich auf die Suche. Es dauerte eine Gefühlte Ewigkeit bis sie ihr T-Shirt und ihre Hose gut 50 Meter weiter fand. Schnell hatte sie alles angezogen und machte sich auf den Weg zur nächsten Straße. Ein Schild dort sagte ihr, dass sie in Süddorf war. Da war sie sie ja noch nie gewesen! Es kreiste nur noch eine Frage durch Liz Kopf: Wie zur Hölle war sie hier her gekommen?!

Wärend sie noch darüber nachgrübelte, entdeckte sie ganz unverhofft ihr Rad, das am Wegrand lag, als hätte es dort auf sie gewartet. Sie hob es auf, war froh, dass es noch ganz war und stieg auf. Zum Glück waren die größtenteils leergefegten Straßen gut ausgeschildert, sodass Liz recht schnell zurück fand. Auf halber Strecke entdeckte sie eine öffendliche Toilette, wo sie gefühlt den kompletten Wassertank leertrank.


Endlich zu Hause angekommen wollte sie schon zu ihrer eigenen Haustür trotten doch im letzten Moment entschied sie anders. Sie machte Kert, begab sich so schnell sie konnte auf den Weg zu Jos Haus und klingelte, sobald sie die Tür erreicht hatte. Ihr öffnete ein recht kleiner Mann mit Halbglatze und einem dichten grauen Bart. Als er Liz sah, zog er nur eine Augenbraue hoch und musterte sie mit seinen kleinen, müden Augen. "Äh hallo, ich bin Liz. Ist Josie zufällig zu Hause?", fragte Liz, verunsichert, ob der Mann ihr überhaupt antworten würde. Er gab ein halbherziges "Hmmh" von sich und nickte dabei in Zeitlupe. "Josephine!", kam dann, diesmal extrem laut gebrüllt und Liz war sich sicher, dass da ein wütender Unterton dabei war. Nach ein paar Sekunden kam Jo die Treppe runter getappt, schaute ihren äußerst mürrischen Vater nichtssagend an, woraufhin dieser aus der Tür verschwand und Jo seinen Platz einnehmen ließ.

"Wow...", sagte Josie als sie vor Liz stand, "du siehst echt scheiße aus." kam dann die ehrliche Feststellung. Liz runzelte nur die Stirn, griff nach einem sarkastischen "Danke" und begann dann damit, wofür sie eigentlich gekommen war. "Also gut. Ich sehe scheiße aus, weil ich heute Morgen irgendwo in Süddorf aufgewacht bin. Und ich habe beim besten Willen nicht die geringste Ahnung, was gestern Abend passiert ist. Darum bin ich hier. So.", sie zeigte an sich herunter, bemerkte dabei, dass ihr T-shirt auf links gedreht war und wendete schnell ihren Blick nochmal ab, "Weißt du, was wir gestern gemacht haben?". Jo schaute sie verblüfft an, sie hatte offensichtlich nicht erwartet, dass Liz sich wirklich an nichts erinnern konnte. "Oh, also... wir waren feiern, haben getrunken - viel getrunken - und sind lange - sehr lange - durch die Gegend gezogen und naja, sind dann eben in Süddorf gelandet. Und ähm, dann sind wir zwei in den Dünen verschwunden. Aber kurz bevor wir... du weißt schon.... kam mein Vater. Ich schwöre dir, ich hab ihn noch nie so wütend gesehen.", bei diesen Worten senkte sie vrständlicher Weise die Stimme etwas, "Er hat mich mitgenommen und du bist dort geblieben. Ich wollte dich mitnehmen aber...", Jo rieb sich den Arm und irgendwoher wusste Liz, dass sie das nicht aus Verlegenheit tat. Ohne viel nachzudenken schnappte sich Liz Josies Arm und sah sogleich, was dort vorher versteckt wurde. Offensichtlich hatte Herr Engel Liz Freundin am vorherigen Abend so gewaltsam mitgezogen, dass seine Finger dort sogar blaue Abdrücke hinterlassen hatten. Liz fehlten die Worte und sie konnte nur den Kopf schütteln. "Liz... hör zu, das ist nichts. Wirklich. Das war nur das eine Mal. Ich schwörs.", aber Liz hörte gar nicht richtig zu. sie nahm die Hand ihrer Freundin und wollte sie mit raus ziehen, dort konnte sie sie schließlich nicht lassen, aber jetzt war es Jo, die den Kopf schüttelte. "Im ernst, ich komm klar. Du musst dich um deinen eigenen Kram kümmern.", aber Liz verstand dabei etwas ganz anderes und zog josi in eine Umarmung. "Ich hol dich hier raus, du kannst bei uns wohnen.", flüsterte sie nah an dem Ohr ihrer Freundin. Diese flüsterte auch zurück: "Liz, hilf mir. Bitte!". Sie hatte also recht gehabt. Jo hatte wirklich nicht gemeint was sie gesagt hatte. Sie hatte Angst und sie musste dort weg, weg von diesem Menschen.

Also verabschiedete Liz sich von Jo, schwang sich zurück auf ihr Fahrrad und fuhr nun endlich nach Hause. Sie hatte einen Entschluss gefasst, und den würde sie durchziehen.


Heyyy, hier jetzt endlich das Kapitel 22 *Woop Woop*
Außerdem hab ich gestern gemerkt, dass wir schon an den 2000 reads kratzten, vielen Dank dafür <3

LG
Lena :)

You're my star (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt