Melinas PoV. :
Das Scheinwerferlicht blendet mich im ersten Moment und ich muss meine Augen zusammenkneifen. Im Hintergund läuft immer noch das Intro zu unserer Zugabe. Als ich die Augen vorsichtig wieder öffne blicke ich in eine riesige Masse an Menschen. Sie alle schauen mich verwirrt aber auch gespannt an. Die momentane Situation wird mir immer klarer. Ich stehe auf einer Bühne. Aber nein nicht auf irgendeiner Bühne. Ich meine, wer hat noch nicht in der Grundschule schon einmal irgendwie auf einer Bühne gestanden. Aber das hier war etwas ganz anderes. Das konnte man in keinster Weise mit irgendwelchen Grundschulauftritten vergleichen. Als kleines Kind hatte ich zum Teil stundenlang mit meinem Vater vor der Musikanlage im Wohnzimmer gesessen und Avantasia gehört. Aber da hatte alles so weit entfernt gewirkt. Und jetzt stehe ich auf einer Bühne mit genau dieser Band und soll singen. Ich, das kleine Mauerblümchen, soll hier den ganz großen Auftritt hinlegen. Wenn Papa mich jetzt sehen könnte, denke ich und ein Lächeln umspielt meine Lippen. Und während ich so in positiven Gefühlen ertrinke wird mir der Ernst der Situation klar.
FUCK, ich muss hier gleich singen! Gott wieso mache ich das hier eigentlich? Ich hätte ablehnen sollen und mich wieder hinter meinen Arbeitsplatz zurück ziehen. Ich kann denen doch nicht den Auftritt versauen. Aber das ist ja mal wieder typisch für mich. Denken vor dem Handeln war wohl nie meine größte Stärke. Meine innere Stimme klatscht gerade ironisch bei dieser Erkenntnis. Ich blicke mich schnell um, auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser Situation. Ich erinner mich an die Treppe hinter mir über die ich auch hier hin gekommen bin. Langsam gehe ich rückwärts in Richtung Treppe. Ein Schritt, zweiter Schritt - okay fast geschafft. Als ich einen weiteren Schritt gehen möchte stoße ich mit dem Rücken gegen jemanden. Er steht direkt hinter mir, ich kann seinen Atem in meinem Nacken spüren. Langsam drehe ich mich um, schaue ihm in die Augen. Ich sehe seine Zuversicht und sein Vertrauen in seinen Augen als er mir zunickt. "Ich kann das nicht", flüstere ich so leise, dass ich mir nicht mal sicher bin ob er es überhaupt gehört hat. Ich senke meinen Blick in Richtung Boden, als eine Welle des Schamgefühls mich übermannt. Seine zierlichen Finger heben meinen Kopf wieder an und zwingen mich ihn anzusehen. Er beugt sich weiter zu mir runter und meine Atmung steigt an. Er würde doch nicht das tun was ich vermute? Er würde mich doch nicht wirklich vor allen Leuten küssen, oder?
Ich umklammere das Mikrophon noch fester aus Angst ich könnte es fallen lassen. Doch anstatt das er mich küsst beugt er sich runter zu meinem Ohr, sein Atem streift kurz meinen Hals. "Du kannst das. Schau nur mich an und tu so als wäre ich die einzige Person, die mit dir hier ist", flüstert er mir zu bevor er mich an der Taille anfasst und vorsichtig so dreht, dass ich ihn ansehen kann, wenn er auf seiner Position steht. Ich schließe meine Augen und atme einmal, okay vielleicht auch zweimal, tief ein und aus. Dann hebe ich das Mikrophon zu meinem Mund und fange an meinen Part zu singen.
A dream of a dwelling inside
Alone we come and alone we go
And who am I to know what I feel...Es ist einfacher als gedacht. Während meines ganzen Parts schaue ich nur Tobi an und als ich mit dem ersten Refrain beginne habe ich das Publikum sogar für einen kurzen Augenblick vergessen. Ich könnte im Moment schwören, dass mein Körper vollgepumpt mit Glückshormonen ist. Sogar einigermaßen zufrieden beende ich meinen ersten Part und sehe wie Tobi zu seinem ansetzt. Doch bevor er das tut streckt er mir seine Hand hin. Ohne groß zu überlegen ergreife ich sie und er zieht mich leicht zu sich und dreht mich einmal unter seinem Arm durch, sodass ich nun mit dem Rücken an seinem Bauch stehe und unsere beiden Händen vor meinem Bauch verschränkt sind. Als er beginnt zu singen breitet sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. Nicht aus Angst, die habe ich in seiner Gegenwart sowieso nie, sondern eher aus Wohlwollen.
If only you could be
The one to take a look inside
I feel so incomplete
A broken man in need of mother love...Es fühlt sich so absolut wundervoll an mit ihm auf einer Bühne zu stehen, mit ihm zu singen und seine Hand zu halten. Wahrscheinlich kann ich mir nach dem Konzert wieder von Laura anhören wie offensichtlich es doch sei, dass wir mehr voneinander wollen würden. Ja ich glaub, das wird sie noch ziemlich lange glauben. Als er letztlich die letzten Zeilen des Liedes singt drehe ich mich wieder zu ihm um, seine Hand lässt meine nicht los. Er steht so nah vor mir, dass ich mich nur minimal nach vorne lehnen müsste, um ihn zu küssen. Okay Melina, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du sowas nicht denken sollst? Das Lied ist zu Ende und plötzlich dringt eine Stimme aus dem Publikum zu uns hoch :"Jetzt küsst euch doch einfach!". Bei dieser Aussage muss ich lächeln. Tobi sagt noch etwas zu mir, aber es ist zu laut und ich verstehe es nicht richtig. Es hat sich angehört wie "Später", aber ich bin mir nicht komplett sicher. Trotzdem färben sich meine Wangen leicht rosa.
Alle anderen Sänger und Musiker kommen zu uns auf die Bühne und wir verabschieden uns von unserem Publikum. Ich kann einfach nicht aufhören zu lächeln auch nicht als wir die Bühne verlassen haben. Sofort kommt Amanda auf mich zu und schließt mich in ihre Arme. "Das hast du super gemacht! Vielen Dank dafür. Ich schulde dir was", sagt sie lächelnd. Ich löse mich aus ihrer Umarmung und blicke mich auf der Suche nach Tobi um. Als ich ihn gefunden habe gehe ich zu ihm. "Oh Gott das war der hammer!", rufe ich erfeut aus und er grinst mich nur doof an. "Aber du kannst vergessen, dass ich das jemals nochmal machen werde". Er zieht belustigt eine Augenbraue nach oben, wuschelt mir einmal durch die Haare und legt dann einen Arm um meine Schulter. "Jaja das sagst du jetzt. Ich frag dich dann später nochmal Schätzchen.".
"Tja Herr Sammet ich muss sie leider nun verlassen und meinen Arbeitsplatz aufräumen gehen. Ich hoffe sie überleben die Zeit ohne mich", sagen ich zwinkernd. Er lacht als er mir antwortet. "Ah es wird schwer, aber ich gebe natürlich mein Bestes. Bleib nicht allzu lange weg". Hinter mir beginnen die meisten schon mit dem Abbau. Ich rolle nur grinsend mir den Augen wegen seiner Aussage. "Ach Herr Sammet sie sind und bleiben ein alter Schleimer. Und so etwas hat keine Freundin, was eine Tragödie", sage ich mehr aus Spaß heraus. Doch seine Antwort kommt unerwartet, zumindest für mich. "Wer weiß, vielleicht hab ich ja jemanden gefunden und sie weiß es nur selber noch nicht". Meint er etwa mich? Hat Laura vielleicht doch Recht mit ihren Vermutungen? Ach quatsch red dir nicht so einen Quatsch ein, herrsche ich mich selbst an. "Dann sollte sich diese Person sehr glücklich schätzen", sage ich und drehe mich um, um mich auf den Weg zu machen. "Melina!", ruft er mir noch hinterher, "ich erwarte dich in 2 Stunden vor der Halle". Ich nicke nur, doch als ich mich wegdrehe bin ich froh, dass er mein extremes Grinsen nicht sehen kann.
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Ways Of Passion
Fanfiction> Melinas größter Traum ist es sich irgendwann bei einer berühmten Band um Ton und Technik kümmern zu können. Ihre Leidenschaft? Die Musik und besonders Metalmusik. Ihr Traum erfüllt sich und sie darf mit Avantasia auf Tour gehen. Dort lernt sie nic...