Heart on wheels

TWO

Hailey

Nachdem ich ihn noch einen Moment schmunzelnd betrachtet habe, mache ich mich daran die Motorhaube zu öffnen und halte erschrocken die Luft an. „Verfluchte Scheiße... ist das Teil abgesoffen oder stand zu lange im Regen?", brumme ich fassungslos und beuge mich tiefer unter die Haube. Der Motor scheint von Rost regelrecht zerfressen zu sein, auch die Verkabelung muss ausgetauscht werden. Also heißt es zuerst einmal Motor ausbauen und zerlegen um zu sehen was noch zu retten ist. 

Ich werfe einen Blick zu Reese der nun mich im Gegenzug angrinst bevor er sich kopfschüttelnd abwendet. Ja - lach du nur, mal sehen wer am Ende lacht. Er ist ja echt nicht von schlechten Eltern, scheint nicht auf den Kopf gefallen zu sein und ist genauso ein Hitzkopf wie ich. Na, das kann ja noch interessant werden. 

Kelly tritt neben mich und pfeift durch die Zähne. „Das Schätzchen braucht sehr viel liebe. Komm ich zeig dir mal deine Werkzeuge." „Das braucht er eindeutig, aber nichts was ich nicht schaffen würde." Sie beginnt breit zu Grinsen und nickt. „Gute Einstellung. So packst du das." Vor einem Werkzeugwagen bleibt sie stehen. „Das ist deiner solange du hier bist und solltest du noch was brauchen meld dich bei Malcom, das ist unser Spezialist für Sonderfälle." „Danke gut zu wissen", schmunzle ich und sehe ihr hinterher wie sie zu ihrer Bühne geht. 

Das wird ein Abenteuer werden und ich habe schon eine Idee für das Schmuckstück. Aber erst einmal - der Motor. Routiniert greife ich mir die richtigen Werkzeuge, doch ebenfalls eine Dose mit Öl damit ich die Schrauben überhaupt bewegen kann. Gerade als ich mich wieder über den Motor beugen will vibriert mein Handy.

„Cassie, du bist meine Rettung. Sag mi,r dass du heute Abend Zeit hast. Ich brauch dich." Ein leises Lachen ertönt in der Leitung und ich klemmende Handy zwischen Ohr und Schulter. „Wie geht's meiner liebsten Schrauberin?" 

„Eigentlich prima. Und meiner Lieblingsgrafikerin?" 

„Also heute Abend acht Uhr bei dir?" „Gebobgt. Bis dann."

Reese

Ich hatte bereits einiges aus dem Motor ausgebaut und war dabei eine Pause zum Atmen zu machen - sprich ich rauche Eine. In Gedanken klappere ich bereits sämtliche Schrottplätze ab, auf denen ich in letzter Zeit mein Unwesen getrieben haben um mich vielleicht daran zu erinnern, ob irgendwo so ein Schätzchen vor sich hin rostete, was ich nutzen könnte um meinen Wagen hier aufzurüsten.

Ich drücke die Kippe vorschriftsmäßig im Aschenbecher aus, man will ja nicht gleich am ersten Tag unschön auffallen, und gehe zurück zu meinem Arbeitsplatz, wo Justin mein Azubi, fleißig dabei ist, ein paar Schlingen um den Motor zu legen, weil wir ihn mit einem Kran komplett herausnehmen wollen. 

Auf einem Rollbrett lasse ich mich unter den Wagen fahren und lege die Schlingen ordnungsgemäß an, während Justin oben die Strippen stramm hält. "Jetzt so halten", rufe ich ihm zu und rolle wieder unter dem Wagen hervor. Nun kann ich die Schlingen im Kran einhängen und beginnen, die Halterungen zu lösen. Nach und nach werfe ich sämtliche Kleinteile in einen Eimer, der mittlerweile gut gefüllt ist. 

Nach gut zwei Stunden hängt der Motor nur noch an wenigen Schrauben und ich gehe nochmals eine Rauchen, bevor es ans Herz geht. Immer wieder fällt mein Blick auf die Feuerlocke. Irgendwas reizendes hat sie ja, aber auch etwas hinterlistiges - denke ich. Ich kann mich natürlich auch täuschen. Als es an die Herz-OP geht, kommt Justin mit dem Eimer wieder in die Werkstatt geschlendert - leer! Bei mir angekommen lässt er den Eimer auf den Betonboden plumpsen und beugt sich am Kopf schuppernd neben mir in den Motorraum. 

"Wo sind die Sachen aus dem Eimer?" Meine Stimme klingt bereits scharf, denn ich ahne, was hier gerade passiert ist. "Na ich hab den Müll rausgebracht... Hailey meinte..." - "DU HAST WAS!?", brülle ich ihn an, hebe den Eimer vom Boden und drücke ihn Justin unsanft vor den Bug. "Raus jetzt... aber ganz schnell. Ab in den Container und du suchst mir jedes Einzelne Teil wieder heraus!"