Kapitel VII.

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Silvers Sicht:
Diese Yomi. Gab es andere Worte für sie als wehleidig und nervig? Vermutlich nicht. Das traurige war, dass Mato sie wirklich gern hatte. Zumindest teilte mein Otherself meine Meinung. Der Abend ging sehr schön zuende. Nachdem wir, bis lange nach der Dämmerung, noch an dem Kanal saßen und uns über alles und jeden unterhielten, hatten wir uns auf den Weg in die Wohnung der Turteltauben gemacht. Mit einem gönnenden Lächeln hatte ich sie dabei beobachtet, wie sie Arm im Arm und ebenfalls lächelnd die Tür aufschlossen. Drinnen angekommen gaben sie sich einem liebevollen Kuss. Allein das zu sehen, löste in mir ein gewisses Gefühl der Einsamkeit aus. Sehnsucht danach. Das wunderte mich allerdings. Eigentlich kannte ich die Emotion, sowie die Empfindung eines Kusses nicht und trotzdem sehnte sich alles in mir danach. Seltsam.

"Silver?"

Scheinbar hatte ich leicht meinen Blick gesenkt. Irgendwie fühlte ich mich fremd. Als wäre das hier nicht echt. Als müsste ich eigentlich woanders sein. Bei jemand anderem.

"Silver Rose Claw!"

Sofort sah ich auf und starrte Stella an, welche zwar die Stimme erhoben hatte, mich aber trotzdem besorgt musterte. Mato war wohl gerade ins Bad verschwunden. Ich brauchte etwas, bis ich die Situation realisierte. Kichernd kratzte ich mich am Hinterkopf deswegen.

"Entschuldige..aber scheinbar haben mich die Gedanken einfach aufgefressen."

Der besorgte Blick meines Otherself wich nicht. Im Gegenteil. Sie legte leicht den Kopf schief. Auch in ihren Augen lag eine gewisse Sehnsucht. Aber da meine Wenigkeit nunmal nicht Shooter war, konnte ich nicht genau sagen, was ich darin lesen sollte. Mal abgesehen, dass ich dieses 'Lesen zwischen den Zeilen', wie Alexis es nannte, nur bei eben dieser praktizierte. Und das auch nur gelegentlich.

"Was geht dir durch den Kopf?"

fragte das Mädchen vor mir mit vorsichtiger Stimmlage und legte mir ihre linke Hand auf den Arm. Erneut senkte ich meinen Kopf.

"Ich weiß es nicht, Herzchen...wirklich. Aber...ich fühle mich...erschöpft...als würde mir etwas die Kräfte entziehen...ein komisches Gefühl..und dazu noch einen grummelnden Magen. Ich kapiere es nicht.."

Plötzlich fing Stella an zu kichern. Etwas amüsiert dreinblickend legte sie ihren Arm um mich und schüttelte leicht den Kopf.

"Erstens...wirst du scheinbar müde..da entzieht dir keiner die Kraft. Und zweitens bist du hungrig. Du kannst dich gern auf die Couch legen, Mato hat sicher nichts dagegen. Und wenn dich der Hunger packt, sieh in dem großen kalten Schrank in der Küche nach. Vögelchen und ich gehen schlafen. Bitte Silver...ruh dich aus. Du kannst morgen noch zurück."

Sanft strich sie mir über die Schulter, ehe sie sich löste und mir dabei einen freundschaftlichen Klapser auf den Rücken gab. Grinsend hob ich meine Augenbraue und lachte auf, bis ich die Schlafzimmertür der Beiden ins Schloss fallen hörte. Allein. Mein Blick schweifte etwas durch den Raum. Es war wirklich süß eingerichtet. Überall konnte man Sterne in den verschiedensten Variationen erkennen. Mato hatte offensichtlich die Dekoration der Wohnung übernommen. Ansich war es eigentlich nur ein großer Raum, welcher das Wohnzimmer dastellte. Von dort aus gingen alle Türen ab. Die Haustür konnte man über einen kleinen Flur erreichen, welcher direkt in den Hauptraum führte. Die Küche war eigentlich nur ein kleiner Abschnitt im Wohnzimmer. Das Bad und das Schlafzimmer waren direkt gegenüber voneinander, ebenfalls über einen kleinen Flur erreichbar. Ich war schon öfter hier gewesen. Nicht nur wegen Shooter, sondern auch, weil mir diese Atmosphäre gefiel. Auch wenn Sterne nicht ganz mein Fall waren. Mit zwei Fingern strich ich im Vorbeigehen über eine Kommode. In meiner Hand wuchs eine Rose heran, welche ich auf dem dunklen Holz des niedrigen Schranks ablegte. Vielleicht hatte Stella recht. Aber Otherself nahmen keine Nahrung zu sich. Wie auch. Trotzdem interessierte mich der 'kühle Schrank', von dem sie gesprochen hatte. Hielt sie mich eigentlich für blöd? 'Kühlschrank' klang deutlich besser als das, was sie mir zugesteckt hatte.

Erstrahlende Kontraste - BRS FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt