Silvers Sicht:
Nach dem ziemlich seltsamen Morgen, hatte ich mich allein auf den Weg gemacht. Um etwas den Kopf frei zu kriegen, lief ich allein an dem Ufer entlang, wo Mato und ich gestern noch gewesen waren. All das war langsam zu viel für mich. Es hatte mich schon vorher gereizt, so unwissend zu sein, dachte aber, dass es sinnvoller wäre, das nicht zu erwähnen. Doch als die Freundin meines Otherself das sagte, konnte ich meine Emotionen nicht mehr zurückhalten. Wo, verdammt nochmal, war Alexis? Wer, in des Gottes der realen Welt Namen, war die Peinigerin? Und...was sollten all diese Träume, an die man sich im nachhinein nicht wirklich erinnern kann? Entnervt blieb ich stehen und starrte den Boden an. Was sollte der Scheiß? Langsam hob ich meinen Blick wieder und ließ ihn über den Kanal wandern. Das Wasser glitzerte im Licht der warmen Mittagssonne. Ein leichter Wind wehte hier und bließ meine Haare etwas durch, welche ebenfalls schimmerten. Wie sehr ich es begrüßen würde, wenn es wieder Winter würde. Dieser Herbst dauerte schon zu lange an. Es war mal warm, mal kalt und dann stürmte es wieder wie verrückt. Die gelben, grünen, braunen, orangenen oder auch teilweise roten Blätter flogen etwas umher und machten die Stimmung perfekt."Hey, Inai!" rief Alexis ein paar Meter vor mir und winkte freudestrahlend. Mein Blick nahm verträumte Züge an und mein Lächeln wurde herzerwärmend. Mein Otherself war die einzige, der ich diese Silver präsentierte. "Ich komme schon.." sagte ich lauter, damit sie mich verstand und ging ihr hinterher. Sie ging glücklich grinsend weiter. Plötzlich aber blieb sie stehen und starrte in die Richtung der Abendsonne. Diese tauchte den nur spärlich bewölkten Himmel in den schönsten warmen Farben. Auch die Blätter, welche aufgrund der Jahreszeit ihren Weg gen Boden gefunden hatten, schienen zu glühen. "Alexis?" fragte ich verwundert, als ich bei ihr ankam. Sie reagierte erst nicht, bis sie mich mit leichten Tränen in den Augen ansah. "Inai..." hauchte sie leise. "Sieh dir den Sonnenuntergang an..was spürst du dabei?" Noch verwunderter musterte ich sie, als sie ihren Kopf wieder zu seiner Ausgangsposition drehte. "In mir löst er eine gewisse Sehnsucht aus. Wenn ich diese vielen Farben sehe...dieses freudige Gelb..das verspielte Orange..das gefährliche Rot..oder das tiefe Blau..dann stelle ich mir immer eine andere Welt vor. Nicht so wie deine und die der anderen Otherself. Nein, eine Welt, die der realen gleicht, nur, dass dann alles etwas anders verlaufen ist. Es ist so schön da...und ich würde mir so sehr wünschen, dort zu sein, dass es mich manchmal schmerzt, wenn ich aufwache und merke, dass ich immernoch hier bin. Ich meine..natürlich musste alles so seinen Lauf nehmen, damit ich dich oder auch Alischa kennenlerne. Aber trotzdem. Ich würde mir immernoch wünschen, dass alles einfach...schöner wäre.."
Wollte mir Alexis gerade bei der Lösung helfen? Versuchte sie mir etwas zu sagen? Die Erinnerung, welche an genau dieser Stelle sich abgespielt hatte, trat wieder in den Vordergrund meines Verstandes.
Auch ich sah zur Sonne. Diesen Schmerz, von dem sie redete, hatte ich oft ebenfalls gespürt. Ihre Eltern und ihr Umfeld stiegen ihr zu Kopf. Überall fühlte sie sich ungewollt und auch einsam. Bis ihre beste Freundin auf der Bildfläche erschien. Diese ließ meinen Otherself etwas besser fühlen, aber auch nur, wenn sie in der unmittelbaren Umgebung war. Sonst wurde Alexis kleine Welt wieder grau und hilflos, besonders, wenn selbst ich nicht da sein konnte. Dann trainierte sie meistens nur stumpf vor sich hin. Eine kühle Brise zog auf. "Was bei mir der Sonnenuntergang auslöst? Das ist schwer zu sagen. Erst durch dich habe ich das fühlen überhaupt gelernt. Deswegen..versuche ich es mal anständig zu beantworten." Auch ich ließ jede dieser kräftigen Farben auf mich einwirken. Erst nach einigen Momenten antwortete ich. "Ich kann es dir nicht sagen. Das hier ist es, was ich will. Natürlich wünsche ich mir, dass du ebenfalls wirklich glücklich wirst, aber das hier, dieser Moment, ist es, wonach ich mich vermutlich immer sehnen werde. Es gibt für mich keine wichtigeren Personen als euch drei. Oder vier, wenn ich mich mitzähle." Alexis lächelte wegen meiner Antwort wissend und nickte leicht. "Ich habe es mir fast gedacht.." Fragend hob ich die Augenbraue an. Das war einer der wenigen Momente, wo ich mir keinen Spaß erlaubte. "Ist das schlecht?" Mein Otherself lachte leise auf und schüttelte den Kopf. "Nein nein. Im Gegenteil. Ich möchte genauso, dass du glücklich bist. Das will jede von uns. Glaub mir." Sie drehte sich zu mir um, legte ihre Arme um mich, sah aber weiter zur Sonne, welche immer mehr hinter den Häusern verschwand. Mit der Zeit wurde es kühler. "Das folgende kann ich Alischa schwer fragen. Aber..was glaubst du, würde mit ihr passieren, wenn ich verschwinden würde? Nicht, dass ich das vor hätte..aber..du kennst mich. Ich frage mich die seltsamsten Sachen."
Meine Augen weiteten sich leicht. Alexis offenbarte mir gerade, wer sich als ihre Peinigerin herausstellte.
Leicht nachdenklich verzog ich das Gesicht, legte meinen Kopf auf ihren und meine Arme um sie. Erneut ließ ich mir Zeit mit der Antwort. "Alischa will genauso wenig wie du allein sein. Sie würde kein Verständnis dafür haben, lange an Liebeskummer leiden, bis es sie fast umbringt. Sie wird sich fragen, was sie falsch gemacht hat, wird an Selbstbewusstsein verlieren und völlig versinken in ihrer Emotion. White wird sie nicht wirklich besänfigen oder retten können. Ihr Herz wird brechen. Unweigerlich. Immerhin liebt sie dich genauso, wie du sie." Sofort sah Alexis überrascht auf und sah mir lange tief in die Augen. "Mei...meinst du wirklich?" Amüsiert musste ich grinsen und küsste ihre Stirn. "Ich bin mir mehr als sicher. Du solltest den ersten Schritt wagen, Dummerchen. Sonst kommt ihr ja nie in die Gänge. Und nicht verschwinden." Ein Lächeln und ein gewisser Ausdruck machten sich in ihrem Gesicht breit. Dafür lohnte es sich, ein Otherself zu sein. Sein anderes Ich so glücklich zu sehen, erfüllte wohl jede von uns mit Stolz und purer Freude. "Nein...werde ich nicht. Wenn mich nicht plötzlich etwas alles vergessen lässt oder mich umbringt, werde ich sie nicht allein lassen. Das habe ich ihr und mir versprochen. Du weißt, wie ernst ich meine Versprechen nehme."
Ein kalter Schauer rannte mir über den Rücken. Das war es. Alischa rächte sich an Alexis. Litt tief in sich an Liebeskummer und wollte nichts sehnlicher, als meiner Schwester, welche sie vergessen hatte, genau den gleichen Schmerz zufügen, wie sie empfunden hatte oder nochimmer empfand. Verdammt. Mit geweiteten Augen stand ich da und atmete aufgeregt. Alischa war es gewesen. Ich hätte es wissen müssen. Aber wieso konnte ich mich plötzlich an sie erinnern? Und auch an White? Ihre Gesichter hatte ich klar vor Augen. Mein Herz suchte wieder ein starker Schmerz heim. White....sie musste ich finden. Und Alischa. Unbedingt. Und letztere von schweren Fehlern abhalten, wenn es nicht sogar schon zuspät dafür war. Aber wie war sie überhaupt in die andere Welt gekommen? Sie hatte mit niemanden den Platz getauscht. Zumindest wusste ich nicht, wer das tun sollte, abgesehen von so jemanden wie meine Schwester. Tief holte ich Luft und beobachtete das grüne Gras, wie es sich im Wind wiegte. Wo würde ich die Freundin, welche Alischa dann dank Alexis wurde, von eben dieser finden? Immerhin hatten wir das vorher auch nicht geschafft.
"Mato und Shooter müssen davon erfahren..."
befahl ich mir fast schon selbst und ging wieder zu den beiden nachhause. Ich war mir mehr als sicher, dass sie zuhause waren. Mein Tempo verschnellerte, je näher ich dem Haus kam. Schließlich drückte ich aufgeregt fast schon die Klingel ein, bis Shooter mir öffnete. Sie sah etwas verärgert zu mir hoch und schien sich angestrengt mit Mato unterhalten zu haben. Als sie aber erkannte, wer ihr Besucher war, lächelte sie wieder ganz leicht. Auf die Einladung doch einzutreten, wartete ich nicht sondern stürmte einfach hinein.
"Was ist denn jetzt los?"
fragte Shooters Freundin verwundert, doch ich unterbrach sie. Ein ernster Ausdruck lag in meinem Gesicht, welcher die Beiden von der Wichtigkeit überzeugte. Darauffolgend unterrichtete ich das Paar von meiner Erinnerung und auch, wer die Entführerin unseres Engels war. Beide weiteten ihre Augen, genau wie ich, als ich es herausfand. Mato schien am meisten darunter zu leiden.
"A..Alischa...? Du...ich....so hieß auch der Schatten in meinem...Traum..."
Sie stützte sich an einem Tisch ab und starrte den Boden an, als wäre sie vollkommen weggetreten. Shooter war sofort zur Stelle und half ihr.
"Meine Schwester...Alischa..."
murmelte sie schließlich mehrmals vor sich hin. Sie hatte es also endlich wieder herausgefunden.
"Ja..das ist zwar jetzt sehr schön, dass du dich erinnerst, aber genau diese hat unser Engelchen entführt und foltert sie jetzt zur Tode. Also schlage ich vor, dass wir uns zügig den Kopf zermahlen, wo sie sein könnte. Hat jemand der Anwesenden etwas einzuwenden?"
Beide sahen mich vernichtend, aber auch verständnisvoll an. Sie blickten sich kurz gegenseitig tief in die Augen, bis sie nickten.
Ich weiß nicht, ob ich es bereits erwähnt habe, aber Alischa, sowie auch die White, von der hier die Rede ist, sind eigentlich OCs meiner Freundin. Sie hat eine eigene Fanfiction auf der gleichnamigen Seite verfasst. Wenn ihr Interesse habt, schaut doch gerne mal bei ihr vorbei. Sie freut sich sicherlich darüber. Aber zurück zu dem Kapitel...es geht langsam aber sicher aufs Ende zu..da ich in dieser Fortsetzung der FF die doppelte Anzahl an Wörtern schreibe, werden es auch nicht so viele Kapitel im Endeffekt. Aber wie es weitergeht, erfahrt ihr entweder Mittwoch und/oder Samstag^~^
Thanks for reading^~^
Eure Oncester*^*
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Erstrahlende Kontraste - BRS Fanfiction
Fiksi PenggemarNur wenige Monate waren nach Alexis Eintritt in die andere Welt vergangen. Für Mato hatte sich ab da alles verändert, auch wenn diese sich selbst nichtmal im Klaren war, ob diese Änderungen nun gut oder schlecht waren. Sie und Stella lebten mittlerw...