Matos Sicht:
Ungläubig lachte ich auf. Das durfte nicht sein. Das durfte einfach nicht sein. Irgendwie suchte mich ein Gefühl der Leere heim. Zwar kannte ich Alexis nicht mein ganzes Leben lang, aber ihre Gegenwart hatte etwas an sich, dass man sich sicher fühlte. Mir kam sie vor wie eine große Schwester. So sanft wie sie mit mir umging, musste ich immer lächeln. Der Engel entspannte mich wirklich sehr. Ob sie sich dessen bewusst war? Sicherlich nicht. Aber genau diese Person, mein Otherself, sei nochmal an dieser Stelle erwähnt, war einfach verschwunden. Der Blick meiner Freundin und der von Silver zeigten deutlich, dass beide genauso ratlos waren wie ich."Alexis würde nicht ohne ein Wort verschwinden..."
murmelte ich leise vor mich hin, als Silver auf mich zukam. Sie sah mehr als traurig und irgendwie beunruhigt drein. Immerhin war ihr damaliger Otherself vom Erdboden verschluckt. In der anderen Welt konnte das eigentlich nicht passieren. Vorallem, dass man die Person nicht mehr spüren konnte.
"Das frage ich mich auch. Meine Schwester ist niemand, die freiwillig von einem Ort verschwindet, bei dem sie das bekommt, was sie sich immer wünscht. Eine Familie und das Gefühl gebraucht zu werden. Oft habe ich Alexis Entscheidung bezweifelt. Aber mit der Zeit jetzt, war ich von dem Sinn...dem Grund wirklich überzeugt. Sie hatte sich nicht unbedingt umbringen wollen. Nein, sie wollte legendlich das fühlen, was ich gerade aufgezählt habe. Nie...würde sie das zurücklassen. Und wenn doch, dann muss es irgendetwas gewesen sein, was gerade diese Empfindungen bei ihr gefährden."
Verzweifelt sah ich sie an. Das brachte mir nichts. Ich musste versuchen, Kontakt mit ihr aufzubauen. Jetzt sofort. Resultierend aus einer Kurzschlusshandlung stieg ich wieder in meine Stiefel, schnappte mir die Haustürschlüssel und Stellas Motorradschlüssel.
"Mato Warte!.."
hörte ich noch meine Freundin, doch war es zu spät. Sie konnte mich nicht aufhalten. Die Haustür fiel mit einem Knacken ins Schloss. Ohne wirklich auf irgendetwas zu achten, zog ich mir den Helm über, stieg auf den fahrbaren Untersatz und ließ den Motor an. Mein Blick fand nochmal kurz seinen Weg zu unserem Wohnzimmerfenster hinauf, welches zur Hauptstraße ausgerichtet war. Silver stand dort ruhig. Ihre Kapuze hatte sie abgenommen, so dass ihre orangenen langen Haare majestätisch ihren Rücken hinabflossen. Mittlerweile war es fast dunkel geworden, weshalb man ihr Gesicht nicht genau ausmachen konnte, aber ich meinte Tränen erkennen zu können. Es war mehr als ernst. Kurz knirschte ich mit den Zähnen und biss mir auf die Unterlippe, ehe ich mich in den regen Straßenverkehr einreihte. Geschickt wich ich den Wagen aus, ignorierte jegliche Autofahrer, welche mit Hupen versuchten, ihren Ärger Luft zu machen. Das war egal. Nahezu alles war gerade egal. Das Tempo, mit welchem ich durch die Stadt fuhr erhöhte sich. Völlig in Gedanken versunken achtete ich auf nichts mehr, ehe ich an einer großen Kreuzung ankam und auch da einfach durchfuhr. Plötzlich hörte ich einem Schmerzenschrei, welcher durch Mark und Bein ging. War es mein eigener gewesen? Sofort drosselte ich das Tempo rapide. Als ich mich kurz umsah, konnte ich ein schwarzes Auto an der Stelle vorbei rasen sehen, wo ich eigentlich mit dem schnellem Tempo vom eben gewesen wäre. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Beine zitterten.
"...Du Idiotin..."
Alexis? War das wirklich Alexis Stimme gewesen? Wenn ja, dann hatte sie entweder große Schmerzen erlitten oder weinte stark. Diese Beleidigung hatte sie nur mit bebender Tonlage über die Lippen gebracht. Aber wo war sie? Wo war Alexis? Der beinahe Unfall war schnell vergessen. Wie automatisch führte mein Weg zur Schule zurück. Dort war es passiert. Ihr Eintritt in die andere Welt. Mein Herz schmerzte schrecklich, aber es tat mir gut mal allein zu sein. Vorsichtig und langsam nahm ich den Helm wieder ab und starrte zum Dach hinauf.
Nachdem Alexis in die andere Welt gegangen war und Mato offenbart hatte, was sie nun für sie war, hatte unser Vögelchen viel Zeit dort oben verbracht. Ob zu lernen oder einfach ins Nichts zu starren. Alexis hatte zwar ihr Leid gelöst und sie war glücklich mit Shooter an ihrer Seite, doch merkte sie schnell, dass etwas fehlte. Jemand fehlte. Immerzu hatte sich die Schwarzhaarige gefragt, wer es denn sein könnte. Alexis hatte sie theoretisch immer bei sich, also konnte diese es nicht sein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie immernoch nicht herausgefunden, was oder wer genau ihr fehlte.
Träumen half auch nichts. Mittlerweile stand ich vor dem Schulgebäude. Vor ein paar Monaten noch, hatte ich den Engel nicht gekannt. Aber immer wenn ich sie gesehen hatte, hatte ich einfach lächeln müssen. Allein ihr Anblick, stolz, majestätisch und einzigartig, hatten meinen Tag verschönert. Als ich meinen Kopf zur Seite wandte, erkannte ich eine Feuerwehrleiter, welche direkt zum Dach hinaufführte. Wie ferngesteuert machte ich mich auf den Weg dorthin. Ihr Auftreten war aber eher das gewesen, was mich beeindruckt hatte. Sie vermittelte Stärke und auf gewisse Weise auch Unnahbarkeit. Das jedoch auf eine anziehende Art und Weise. Kein Wunder also, dass man andauernd hatte hören können, wie Schüler, Schülerinnen und sogar Lehrer von ihr schwärmten. In allem schien sie gut zu sein. Ich hingegen war faul. Gewissermaßen. Ich tat alles um nicht durchzufallen. Jetzt waren es die Abschlussprüfungen, welche über meine Zukunft entschieden. Mitten auf der Leiter fiel mir etwas auf. Silver hatte doch gesagt, Alexis sei vor zwei Tagen verschwunden. Hatten die beiden extra bis nach meinen Prüfungen gewartet, um mir diese Information einfach um die Ohren zu schlagen? Irgendwie war es süß, doch war ich im Gedanken nicht in der richtigen Stimmung, um an etwas anderes als an meinen Otherself zu denken. Nun saß ich oben auf dem Dach. Der Wind ließ meine Haare peitschen und es wurde sehr kühl. Leicht krallte ich mich in die Steine und presste die Lippen aufeinander.
"Alexis..."
wimmerte ich leise und heiße Tränen rannten mein Gesicht hinab. Mein Otherself...meine beste Freundin war mir zu sehr ans Herz gewachsen. Ich machte mir schreckliche Sorgen um sie. Dieser Schrei von eben trieb meine Vorahnung auf ganz andere Ebenen. Oder hatte ich es mir eingebildet? Wäre ich sonst vielleicht gestorben, ohne den Engel? Ich konnte es nicht sagen. Langsam öffnete ich meine Augen. Ich konnte nicht klar denken in dieser Situation. Alexis hatte das immer gekonnt. Einen kühlen Kopf bewahren. Doch..als ich aufsah und die Dachkante, sowie die weißen Steine erwartet hatte, fand ich davon nichts vor. Eine schwarze Welt. Geschockt drehte ich meinen Kopf zu allen Seiten.
"Silver!"
rief ich laut in die Dunkelheit. Nichts.
"Stella!?"
fragte ich lauter in die Finsternis. Diese verschluckte meine Wörter nur.
"A...Alexis?"
Ein leises Kichern war zu vernehmen. Mit Hoffnung in meinem gesamten Körper drehte ich mich um. Dort im schwarz erkannte ich meerblaue Augen. Ihr Gesicht konnte man nicht sehen, aber zwei Haarsträhnen sprachen für sich. Alexis. Erleichtert holte ich tief Luft.
"Ein Glück...dir geht es..."
Sie grinste breit. Aber es war nicht das Grinsen, welches ich von ihr kannte. Es war eher irre, als amüsiert.
"Tut mir leid, Schätzchen, aber ich bin nicht die, die du suchst"
Nicht...Alexis? Verarschte sie mich jetzt? Ich trat einen Schritt auf sie zu. Erst jetzt...ja, erst jetzt erkannte ich die Ketten um den Körper der jungen Frau vor mir. Weiterhin grinste sie mich irre an.
"Nein..ich verarsche dich nicht. Ich bin nicht deine Alexis. Ich bin das, was aus ihr geworden ist oder eher das was von ihr noch übrig ist."
Ich hoffe doch, euch gefällt das neue Kapitel...es geht schon direkt spannend los. Was ist mit Alexis und wer ist dieses Mädchen in Ketten, welche hervorkam, als Mato nach ihrem Otherself rief? Keine Sorge. Ihr werdet es bald erfahren. Bleibt dabei und erfahrt es in den nächsten Kapiteln!
Vielen Dank fürs Lesen^~^
Eure Oncester.
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Erstrahlende Kontraste - BRS Fanfiction
FanficNur wenige Monate waren nach Alexis Eintritt in die andere Welt vergangen. Für Mato hatte sich ab da alles verändert, auch wenn diese sich selbst nichtmal im Klaren war, ob diese Änderungen nun gut oder schlecht waren. Sie und Stella lebten mittlerw...